Lagebericht Kernkraftwerke in der Ukraine

Presseaussendung

Lagebericht Kernkraftwerke in der Ukraine – Aktuell keine akute Bedrohung für OÖ – Keinesfalls Kaliumjodidtabletten einnehmen!

Der kriegerische Überfall von Russland auf die Ukraine macht es notwendig, auch über die aktuelle Lage und die Einschätzung rund um die vier Kernkraftwerke mit ihren 15 Reaktoren zu berichten. Diese liegen in einer Entfernung zwischen 700 und 1.300 Kilometer. Wie in der vergangenen Nacht bekannt wurde, gab es nach einem Beschuss durch die russische Armee einen Brand in Europas größtem AKW Saporischschja. Der Brand soll heute Morgen wieder gelöscht gewesen sein und einen nicht-kritischen Teil des Kraftwerkes betroffen haben. Laut ukrainischen Behörden wurde das Kraftwerk auch bereits von russischen Truppen eingenommen. Die Internationale Atomenergiebehörde spricht von einer ernsten Situation.

Aufgrund der großen Entfernung zu den ukrainischen Kernkraftwerken sind bei auslegungsüberschreitenden Störfallen keine Auswirkungen auf Österreich möglich. Erst bei schweren Unfällen wie einem Störfall mit Kernschmelzen im Reaktorkern könnten sehr große Freisetzungen mit einer anschließenden direkten Verfrachtung radioaktiver Luftmassen nach Österreich von Relevanz sein.

Sofortige Schutzmaßnahmen wie die Einnahme von Kaliumjodidtabletten oder die Notwendigkeit in den Häusern zu verbleiben, sind aufgrund der großen Entfernung der ukrainischen Atomkraftwerke zu Österreich nahezu auszuschließen. Berichten zufolge werden aktuell gehäuft Kaliumjodidtabletten in Apotheken erworben. „Die Einnahme von Kaliumjodidtabletten sollte keinesfalls ohne vorherige Anordnung durch die Gesundheitsbehörden erfolgen. Für Personen über 40 Jahren ist grundsätzlich eine Einnahme nicht vorgesehen, da für diese Personengruppe das Risiko von schweren Nebenwirkungen besteht“, warnt Landesrat Stefan Kaineder.

Letzte Woche haben die russischen Streitkräfte die Kontrolle über die Anlagen des havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl übernommen. Alle Einrichtungen stehen unter der Kontrolle der Besatzer. Das Betriebspersonal übt seine Aufgaben unter „Aufsicht“ der Besatzungskräfte aus, wurde aber zwischenzeitlich nicht gewechselt. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde Rafael Mariano Grossi drückte seine wachsende Besorgnis über das Wohlergehen der Betriebsmannschaft und ihre Fähigkeit aus, die Arbeit unter diesen Umständen sicher und effektiv zu erledigen. Die Staatliche Nuklearaufsichtsbehörde der Ukraine (SNRIU) hält die Kommunikation mit dem Standort Tschernobyl aufrecht.

Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Nicht nur eine Eskalation der Lage mit direktem Angriff auf ein Atomkraftwerk, sondern schon ein Ausfall des Stromnetzes könnte zu einer kritischen Situation in einer Anlage führen. Auch kann ein AKW nicht einfach evakuiert werden, es muss immer eine Betriebsmannschaft mit ausreichender Kenntnis vor Ort sein, um die Anlage zu steuern. Sicherheit, Unabhängigkeit und Klimaschutz können nur mit erneuerbaren Energien erreicht werden.“