Kostenfaktor Lebensmittelverschwendung

Presseaussendung

Kostenfaktor Lebensmittelverschwendung: Der Blick in die Abfalltonne lohnt sich – nicht nur am Welttag gegen Lebensmittelverschwendung

Landesrat Kaineder appelliert an oberösterreichische Betriebe Unterstützungsangebote bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen zu nutzen – vor Ort im Betrieb oder ab sofort auch online!

Angesichts steigender Kosten von Lebensmitteln können es sich Küchenbetriebe kaum mehr leisten, bei Lebensmittelabfällen wegzuschauen, denn sie stellen eine wichtige Einsparquelle dar und belasten außerdem unnötig Umwelt und Klima. Das Land Oberösterreich unterstützt die Initiative United Against Waste, die Betriebe mit Abfallerhebungen, Beratungsprogrammen und ab sofort auch mit einem neuen eLearning-Kurs dabei begleitet, vermeidbare Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Anlässlich des Welttags gegen Lebensmittelverschwendung am 29. September weist Landesrat Kaineder auf die Chance von Abfallvermeidung für Umwelt und Ressourcenschonung hin.

Egal ob halb aufgegessene Gerichte, Lagerüberschüsse, übriges Gebäck oder Salatreste vom Buffet – viel zu oft müssen eigentlich noch genießbare Lebensmittel in Gastronomie und Hotellerie oder Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen wie Kantinen oder Krankenhäusern entsorgt werden. Durch erschwerte Planbarkeit, unregelmäßige Öffnungszeiten und schwankendes Gästeaufkommen hat die Corona-Pandemie die Problematik zusätzlich verschärft. Die Zahlen sprechen für sich: In der österreichischen Außer-Haus-Verpflegung landen jährlich rund 175.000 Tonnen für den Verzehr bestimmte (vermeidbare) Lebensmittelabfälle in der Tonne[1] – gemessen am Einwohneranteil landen damit in der oberösterreichischen Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Hotellerie geschätzt rund 29.400 Tonnen genießbare Lebensmittel pro Jahr ungenutzt im  Mist.[2] Mit dieser Menge könnte man ein Jahr lang rund 46.500 Menschen (oder eine Stadt größer als Steyr) ernähren.[3]

„Wir sehen massive Teuerungen bei den Lebensmitteln und den Energiepreisen. Die Klimakrise ist akut wie nie. Umso mehr ist es Gebot der Stunde, keine guten Lebensmittel mehr in den Müll zu werfen, sowohl in Privathaushalten als auch in Betrieben. Schon mit einfachen Mitteln können Küchenbetriebe eine große Wirkung erzielen. Jetzt ist die Zeit, Maßnahmen umzusetzen, um Lebensmittelabfall drastisch zu reduzieren. Durch die Kooperation vom Land OÖ mit United Against Waste profitieren die oberösterreichischen Betriebe von einem breiten Angebot für Beratung und Weiterbildung in diesem Bereich“, erklärt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Abfallerhebung und geförderte Beratung im Betrieb

Oberösterreichische Gastronomie- und Hotelbetriebe erhalten bei der Lebensmittelabfallvermeidung Unterstützung von der Initiative United Against Waste, die mit „Küchenprofi(t)“ ein kompaktes Beratungs-Angebot geschaffen hat. Es besteht aus einer professionellen Abfallerhebung und einer Beratung durch eine Gastroexpertin bzw. einen Gastroexperten, die/der Tipps zur Lebensmittelabfallvermeidung vermittelt. „Das Besondere an diesem Angebot ist, dass die Beraterinnen und  Berater selbst viele Jahre in der Küche gestanden sind und daher die Besonderheiten und Herausforderungen der Branche kennen. Wenn wir in den Betrieb gehen, durchleuchten wir den Weg der Lebensmittel vom Einkauf über die Lagerung bis hin zur Zubereitung. Wir haben einen externen Blick auf alltägliche Arbeitsabläufe und können so leichter Einsparquellen identifizieren. Schon durch das Drehen an wenigen Stellschrauben kann man Ressourcen schonen und Kosten einsparen,“ sagt Benedikt Zangerle, langjähriger Küchenprofi[t]-Berater bei United Against Waste.

Einen Tag lang sortiert, analysiert und verwiegt eine geschulte Fachkraft die Lebensmittelreste aus allen Produktgruppen und Küchenbereichen mit Unterstützung des Küchenteams. Die Methode zur Abfallerhebung wurde in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien entwickelt. Dadurch sieht der Betrieb, in welchen Bereichen wie viel Lebensmittelabfall anfällt und kann bei Bedarf zielgerichtet Maßnahmen zur Reduktion ergreifen. Konkrete Empfehlungen, Tipps und Tricks für die Umsetzung erhalten sie dann in einem zweiten Schritt von einem Küchenprofi(t)-Berater anhand der Ergebnisse. Das Angebot wird über die betriebliche Umweltförderung vom Land Oberösterreich zu 50% gefördert. Für Mitglieder der Einkaufsgenossenschaft HOGAST gibt es für das zweitätige Beratungspaket aktuell sogar zusätzliche finanzielle Unterstützung.

Reinhold Baumschlager, Inhaber des familiengeführten Landhotel Forsthof in Sierning, hat im September 2022 eine Beratung in Anspruch genommen. „Wir haben uns für eine Küchenprofit-Beratung entschieden, um den Blick von außen auf unsere täglichen Abläufe und Abfallmengen zu erhalten und besser einschätzen zu können, wie wir im Vergleich zu ähnlichen Betrieben abschneiden. Die Abfallanalyse ist sehr aufschlussreich, denn auch wenn man bereits auf einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln achtet, gibt es in jedem Betrieb blinde Flecken und Optimierungsmaßnahmen – seien es auch nur kleine Maßnahmen, die aber auf das Jahr gerechnet schon einen großen Unterschied machen können. In der Beratung sind einige Themen aufgekommen, die wir nun genauer unter die Lupe nehmen können: z.B. das Überprüfen von Portionsgrößen vor allem hinsichtlich Fleisch, unsere Bestellabwicklung oder die Lagerorganisation. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: die Beratung schärft das Bewusstsein für Abfallvermeidung auch in unserem Team“, erzählt Reinhold Baumschlager.

Neuer eLearning-Kurs zur Schulung von Mitarbeiter:innen

Neben dem geförderten Beratungsangebot für Gastrobetriebe und einem Abfallmonitoring für Großküchen bietet United Against Waste als branchenübergreifende Plattform für die Außer-Haus-Verpflegung nun zusammen mit dem WIFI auch eine neue eLearning-Schulung zur Sensibilisierung von Mitarbeiter:innen unter dem Titel „Food Waste Hero“ an. Dabei werden niederschwellig und interaktiv Hintergründe und Lösungsansätze zur Lebensmittelabfallvermeidung vermittelt. In Anbetracht von Zeit- und Personalmangel ist es im Küchenalltag nicht immer leicht, Schulungen durchzuführen, der neue Kurs soll hier Abhilfe schaffen, da er zeit- und ortsunabhängig absolviert werden kann.

Großes Einsparpotenzial durch Abfallvermeidung

Das Einsparpotenzial für Betriebe durch Lebensmittelabfallvermeidung ist groß und kann je nach Betrieb und Performance mehrere Tausend Euro in Warenwert betragen. Lösungswege für weniger Lebensmittelabfälle sind oft vom jeweiligen Betrieb abhängig. So kann beispielsweise ein genauerer Blick auf Einkaufspraktiken in dem einen Küchenbetrieb zu weniger Lebensmittelabfall führen, während in einem anderen eine verbesserte Warenkontrolle zum Ziel führt. Auch das Überprüfen von Menüangebot, Portionsgröße und das Angebot an flexiblen Wahlmöglichkeiten sind wichtige Stellschrauben, damit weniger in der Tonne landet. Bei der Umsetzung der Maßnahmen spielen auch die Mitarbeiter:innen eine zentrale Rolle. Deshalb ist Bewusstseinsbildung sowohl bei Mitarbeiter:innen, als auch bei Gästen ein wichtiger Hebel, damit Lebensmittelabfallvermeidung am Ende des Tages gelingt.

Beim Thema Bewusstseinsbildung setzen auch die vom Klimaschutzministerium und dem Land Oberösterreich unterstützten Aktionstage „Nix übrig für Verschwendung“ an, die heuer zum vierten Mal stattfinden und im Rahmen derer 179 Großküchenstandorte und weitere Partnerbetriebe in Österreich mit einer Informationskampagne Mitarbeiter:innen, Patient:innen, Schüler:innen und Gäste informieren, wie sie zur Lebensmittelabfallvermeidung beitragen können: zum Beispiel durch Bestellen einer kleineren Portion, das Nutzen von Wahlmöglichkeiten bei Menükomponenten wie Salat oder Dessert oder das bewusste Schöpfen am Buffet.

Über United Against Waste
United Against Waste ist eine Initiative zur Reduktion von vermeidbaren Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung und wird von einem breiten Partnernetzwerk aus Wirtschaft, Bund, Ländern, NGOs und Wissenschaft getragen.

Jährlich rund um den Welttag gegen Lebensmittelverschwendung (29.9.) macht United Against Waste zusammen mit (Küchen-)Partnern eine Woche lang auf unterschiedliche Aspekte der Lebensmittelabfallvermeidung aufmerksam. Die Durchführung der Aktionswoche „Nix übrig für Verschwendung“ wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, der Stadt Wien, den Ländern Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Tirol unterstützt. www.nixübrig.at

[1] Davon entfallen rund 45.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle auf die Gastronomie, 50.000 Tonnen fallen in der Beherbergung/Hotellerie an, 61.000 Tonnen in der Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen, Personalrestaurants, Krankenhäuser, Pflegeheime) sowie 19.000 in sonstigen Betrieben wie z.B. Kaffeehäusern. Abfallerhebungen in 50 Küchenbetrieben von UAW in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (2014-2015)

[2] Die oberösterreichische Bevölkerung stellt 16,8% der Einwohner:innen Österreichs, daher kann dieser Anteil des österreichweit anfallenden Großküchenabfalls der oberösterreichischen Bevölkerung zugeschrieben werden.

[3] Laut Statistik Austria liegt der österreichische Ernährungsverbrauch bei 632 kg pro Kopf und Jahr (Stand: 31.08.2022): https://www.statistik.at/statistiken/land-und-forstwirtschaft/landwirtschaftliche-bilanzen/versorgungsbilanzen