Einweg war gestern – Abfallvermeidung bei Veranstaltungen

Pressekonferenz mit Landesrat Stefan Kaineder, Bürgermeister Roland Wohlmuth (Vorsitzender des OÖ. Landesabfallverbands), Bürgermeisterin Daniela Durstberger (Vorsitzende Bezirksabfallverband Urfahr-Umgebung), DI Markus Altenhofer (Leiter Abfallwirtschaft und Bodenschutz – Land OÖ) und Julia Breitwieser (Landjugend Oberösterreich Geschäftsfüherin)

Einweg war gestern – Abfallvermeidung bei Veranstaltungen – Bilanz zum ersten Jahr Mehrweggebot in der oö. Abfallwirtschaft“

Durch den Einsatz von Kunststoff als Verpackungsmaterial ist eine Lawine an Wegwerf-Plastik entstanden, die sich nur äußerst langsam abbaut und noch viel zu selten wiederverwertet oder gar wiederverwendet wird. In den letzten Jahrzehnten ist die Plastikproduktion rasant angestiegen, fast die Hälfte des jemals produzierten Kunststoffes wurde seit dem Jahrtausendwechsel hergestellt. Plastikmüll belastet unsere Umwelt enorm, allen voran die Meere und Meerestiere, aber auch zahlreiche andere Tierarten sind davon betroffen. Laut Umweltbundesamt gelangen jährlich rund 40 Tonnen Kunststoffabfälle via Donau in das Schwarze Meer. Eine Plastikflasche beispielsweise braucht etwa 450 Jahre, bis sie sich zersetzt. Dabei gelangen viele Kunststoffe in unsere Gewässer.

„Der Müllberg, den wir unseren nachfolgenden Generationen hinterlassen, muss schleunigst kleiner werden. Größtes Problem ist dabei der anfallende Einweg-Plastikmüll, der eine enorme Belastung für unsere direkte Umwelt aber vor allem auch für die Weltmeere, in die, laut Schätzungen des WWF, jährlich bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik gelangen“, alarmiert Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Trotz hoher Qualität der Abfallwirtschaft in Oberösterreich landen immer noch rund 14.000 Tonnen an Kunststoffverpackungen im Restmüll oder werden unsachgemäß in der Landschaft entsorgt (Littering). Wiederverwendung statt Wegwerfen ist daher eine der zentralen Aufgaben und Herausforderungen für die Zukunft. Um den Plastikmüllberg auch in Oberösterreich kleiner werden zu lassen, trat mit Beginn dieses Jahres eine Novelle zum Oö. Abfallwirtschaftsgesetz (Oö. AWG) in Kraft, die mit dem Mehrweggebot auch gerade auf Abfallvermeidung bei Großveranstaltungen einen großen Schwerpunkt legt.

„Seit 16 Jahren gehen wir mit dem Klimabündnis OÖ einen konsequenten Weg in Richtung nachhaltiger Veranstaltungen mit dem Green Events-Programm. Mit dem neuen Gesetzesrahmen gibt es nun erstmals verbindliche Vorgaben zur Verkleinerung der anfallenden Müllberge bei Großveranstaltungen und damit eine wichtige Weichenstellung hin zu umweltfreundlichen Events“, freut sich Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Um den regionalen Veranstalter/innen den Einstieg zu erleichtern, gab es ein gezieltes Förderprogramm zur Anschaffung von Mehrweggebinden, das über die Bezirksabfallverbände abgewickelt wurde. Land OÖ, Abfallverbände und Veranstalter/innen ziehen Bilanz nach knapp einem Jahr mit den neuen Vorgaben zur Abfallvermeidung bei Veranstaltungen und Festen im Oö. Abfallwirtschaftsgesetz:

Landesabfallverband und Bezirksabfallverbänden ist klar „Einweg war gestern – Abfallvermeidung bei Veranstaltungen“

Nach gefeiertem Fest zeigt sich oft ein altbekanntes Bild. Die Rede ist von zurückgelassenen Abfällen, die den Boden übersäen und ein unschönes Aussehen hinterlassen. Denn dort, wo viel konsumiert wird, fallen auch große Mengen an Abfall an. Dosen, Flaschen, Einwegplastikbecher und vieles mehr bleibt achtlos am Veranstaltungsgelände zurück und muss anschließend mühsam wieder aufgesammelt und entsorgt werden.

Der beste Abfall ist jener, der gar nicht erst entsteht

Abfallvermeidung stellt eine der nachhaltigsten Lösungen in der Abfallwirtschaft dar, schont sie zum einen Ressourcen und entlastet zum anderen die Umwelt. Abfall lässt sich durch den Einsatz von Mehrwegprodukten in vielen Bereichen vermeiden, so auch bei Festen und Veranstaltungen. Seit dem 1. Jänner 2022 ist daher im Oö. Abfallwirtschaftsgesetz festgelegt, dass bei Veranstaltungen weitergehende Maßnahmen zur Abfallvermeidung erfüllt werden müssen. Vereinfacht gesagt, muss beim Einkauf von Getränken und der Ausgabe von Getränken und Speisen auf Mehrweg gesetzt werden.

Welche Veranstaltungen sind von diesen Maßnahmen betroffen?

Welche Maßnahmen zur Abfallvermeidung müssen Veranstalter/innen umsetzen?

  • Getränke, die in Oberösterreich in Mehrweggebinden erhältlich sind, müssen in diesen bezogen
  • und in Mehrweggebinden (z.B. Mehrwegbecher oder Gläser) ausgegeben werden
  • Zudem ist die Ausgabe von Speisen in Mehrweggeschirr und mit Mehrwegbesteck (oder in einer abfallwirtschaftlich gleichartigen Form) verpflichtend
  • Werden mehr als 2.500 Gäste erwartet, ist zusätzlich ein Abfallkonzept zu erstellen

Der OÖ. Landesabfallverband hat daher heuer mehr als 140.000 Mehrwegbecher in drei unterschiedlichen Größen für die Bezirksabfallverbände und Städte angeschafft. Unterstützung erhielt dieses Projekt vom Land OÖ in Form einer Förderung. Dadurch konnten diese Mehrwegbecher kostengünstig zur Verfügung gestellt werden. Die Festveranstalter sparen somit in doppelter Hinsicht. Zum einen bei den Anschaffungskosten der Becher und zum anderen bei den Entsorgungskosten und Aufräumarbeiten, da weniger Abfall anfällt, wenn auf Mehrweg anstatt Einweg gesetzt wird. Aber nicht nur Abfall wird eingespart, ein weiterer Vorteil von Mehrwegbechern ist die Energie- und Ressourceneinsparung im Vergleich zur Verwendung von Einwegprodukten.

Bgm. Roland Wohlmuth, Vorsitzender des OÖ. Landesabfallverbandes ist überzeugt: „Die Verwendung von Mehrwegbechern und -geschirr hilft die Abfälle zu reduzieren, prägt aber auch das Image der Veranstaltung positiv. In unserer Gesellschaft, insbesondere bei jüngeren Festbesuchern stößt eine nachhaltige Ausrichtung der Events auf immer breitere Zustimmung.“

Der Großteil der angeschafften Mehrwegbecher wurde bereits an Vereine und Veranstalter weitererkauft. Nur eine geringe Menge wurde vermietet. Der halbe Liter Becher stellte sich dabei als beliebteste Größe heraus. Der Bezirksabfallverband Urfahr-Umgebung hat mehr als 10.000 Becher angekauft und die gesamte Menge restlos an Veranstalter weiterverkauft. Große Mengen wurden von Feuerwehren, der Landjugend und Sportvereinen abgenommen. Obwohl die gängigsten Becher-Größen die 0,5 Liter und 0,3 Liter sind, so waren viele Vereine froh, dass auch Barbecher (0,2 Liter) angeboten wurden.

Auch für die kommende Festlsaison haben bereits einige Vereine Bedarf an weiteren Mehrwegbechern angemeldet, speziell auch weil diese Becher zu einem absolut fairen Preis zur Verfügung gestellt werden konnten. Des Weiteren gibt es bei vielen Festen köstlichen, selbstgemachten Kuchen. Um diesen wieder sicher und umweltfreundlich nach Hause zu bringen, bieten die OÖ Umwelt Profis auch Kuchenboxen an. Die handlichen Boxen bestehen zu 100 % aus Karton und können, im sauberen Zustand, zum Altpapier. Auf Alufolie oder Plastikboxen kann somit leicht verzichtet werden.

„Der große Bedarf an Mehrwegbechern zeigt uns, dass auch Vereine und Veranstalter vermehrt auf nachhaltige umweltschonende Produkte setzen und in erster Linie die Vermeidung von Abfällen anstreben. Der Bezirksabfallverband Urfahr-Umgebung möchte daher auch nächstes Jahr wieder Mehrwegbecher zur Verfügung stellen“, so Bürgermeisterin Daniela Durstberger, Vorsitzende BAV Urfahr-Umgebung.

Abfallkonzept für Veranstaltungen

Bei Festen oder Veranstaltungen, bei denen mehr als 2.500 Personen teilnehmen, muss seit 1. Jänner 2022 zusätzlich zu den genannten Mehrweg-Maßnahmen, ein Abfallkonzept vorgelegt werden.

Was muss in diesem Abfallkonzept enthalten sein?

  • Beschreibung der Veranstaltung und der abfallrelevanten Abläufe
  • Angabe der Abfallarten und der voraussichtlichen Menge
  • Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung, insbesondere zum Einsatz von Mehrweg beim Getränkeeinkauf sowie bei der Speise- und Getränkeausgabe
  • Maßnahmen zur getrennten Sammlung und Entsorgung von Abfällen

Das Abfallkonzept wird der Veranstaltungsbehörde – Gemeinde, BH oder Direktion Inneres und Kommunales – vorgelegt und geht dann zur inhaltlichen Prüfung an die Abteilung Umweltschutz. Seit Jänner 2022 waren rund 80 Abfallkonzepte für größere Veranstaltungen zu prüfen, von Feuerwehr- und Zeltfesten über Konzerte bis hin zu mehrtägigen Festivals. Zu diesen Veranstaltungen wurden insgesamt rund 940.000 Besucher/innen erwartet.

„Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass für viele Veranstalter der Einsatz von Mehrweg vor allem bei der Getränkeausgabe bereits selbstverständlich war. Für einige bedeutete das Mehrweggebot auch Neuland. Da hilft es, mit den Veranstaltern direkt in Kontakt zu treten und Bewusstsein für die notwendigen Umstellungen zum Beispiel im Einkauf oder bei der Ausgabe von Getränken und Speisen zu schaffen“ so DI Markus Altenhofer, der neue Leiter der Gruppe Abfallwirtschaft und Bodenschutz in der Abteilung Umweltschutz beim Amt der Oö. Landesregierung.

Zur Unterstützung der Veranstalter/innen wurden nun auf Basis der bisherigen Erfahrungen FAQ´s mit typischen Fragen zusammengestellt und auf der Website des Landes Oberösterreich ergänzend bei den Informationen zum Mehrweggebot veröffentlicht.

So geht es zum Beispiel darum, welche Veranstaltungen überhaupt unter dieses Mehrweggebot fallen, welche Getränke in Mehrweggebinden eingekauft werden müssen, ob die Getränkeausgabe immer in Mehrweg erfolgen muss oder wo das Abfallkonzept einzureichen ist.

FAQ´s zum Mehrweggebot:

Detaillierte Informationen zum Mehrweggebot: https://www.land-oberoesterreich.gv.at/269815.htm

Muster-Abfallkonzept für Veranstaltungen:

Landjugend als Vorreiterin in der Abwicklung nachhaltiger Veranstaltungen

Die Landjugend in Oberösterreich mit ihren über 22.500 Mitgliedern, die in rund 226 Landjugendgruppen regional aktiv sind, setzt auf nachhaltige Veranstaltungen und forciert Green Events bei ihren Gruppen auf Orts-, Bezirks- und Landesebene.

Für die Landjugend waren schon vor Inkrafttreten der Novelle, Konzepte für Mehrwegsysteme, richtige Mülltrennung sowie Green Events nicht mehr wegzudenken. „Viele Landjugend-Gruppen kauften in den letzten Monaten Mehrwegbecher an. Der Ankauf ist dabei ein echter Gamechanger für die Festl: Wir gestalten damit unsere Veranstaltungen noch nachhaltiger, indem wir die Abfälle reduzieren und der Umwelt etwas Gutes tun. Bei den Veranstaltungsbesucher/innen kommen die Becher zudem auch sehr gut an“, bedankt sichdie Geschäftsführerin der Landjugend Oberösterreich für die Unterstützung des Landes OÖ zum Ankauf von Mehrwegbechern.