Wo werden in OÖ fossile Energieträger eingesetzt?

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und DIin Regina Pürmayr (Leiterin Gruppe Luftgüte und Klimaschutz – Land OÖ)

zum Thema

Wo werden in OÖ fossile Energieträger eingesetzt? – Neues Berechnungsmodell liefert exakte Daten zu Raumwärme in Haushalten und ist damit elementar für Klimaschutzpolitik – Präsentation des umfassenden Emissionskatasters zu Hausbrand in Oberösterreich

Das Senken klimaschädlicher Emissionen in allen Sektoren ist eine gewaltige Herausforderung. Wenn diese nicht schnell und in einem großen Ausmaß passiert, wird es auf der Erde äußerst ungemütlich werden. In Oberösterreich leben rund 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung, es werden aber rund 29 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verursacht. Zurückzuführen ist dies auf den großen Anteil an energieintensiver Industrie in Oberösterreich. Seit 1990 sind in den Sektoren Gebäude, Landwirtschaft und Energie sinkende THG-Emissionen zu verzeichnen, jedoch steigende in den Sektoren Industrie und Verkehr. Durch diesen ausgleichenden Effekt der Sektoren sind die THG-Emissionen gesamt aber in etwas gleichbleibend seit 1990. „Wir sehen hier sehr eindeutig, wo der dringendste Handlungsbedarf zur schrittweisen Dekarbonisierung besteht. Der oberösterreichische Wirtschaftsmotor mit seiner energieintensiven Industrie braucht hier Unterstützung, um das leider noch nicht ersetzbare Erdgas kompensieren zu können. Vorige Woche hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler die österreichische Wasserstoffstrategie vorgestellt, die unsere Unternehmen zur Umstellung auf Grünes Gas bis 2040 bringen soll“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Ein Sektor in dem Oberösterreich seine Hausaufgaben schon recht gut gemeistert hat, ist jener der Gebäude und der fossil erzeugten Raumwärme. Von 146 Kilowattstunden pro genützter Quadratmeter Wohnfläche konnte auf 67 kWh/m2 reduziert werden. „Hier ist in OÖ von 1990 bis 2014 schon eine gewaltige Reduktion gelungen, die aus meiner Sicht auch auf die vielen hochinnovativen Wärmepumpen- und Pelletskesselhersteller sowie schon in den 2000er Jahren vom Land OÖ eingeführten Förderumfeld zum Umstieg auf nachhaltige Heizformen zurückzuführen ist. Wobei in den vergangenen Jahren leider immer noch sehr stark auf Gasheizungen gesetzt wurde und auch diese gefördert wurden. Klar ist aber, auch in diesem Sektor müssen wir möglichst bald null Emissionen erreichen“, ist Kaineder überzeugt, der auch auf die große Förderaktion des Klimaschutzministeriums „Raus aus Öl und Gas“ sowie „Sauber heizen für alle“ verweisen möchte, die einen Umstieg so günstig wie noch nie machen.

Inwieweit konkret einzelnen Energieträgern bei Raumwärme und Warmwasserbereitung in OÖ zum Einsatz kommen, kann sehr genau bis auf Gemeindeebene mit dem Emissionskataster, dessen aktuelle Überarbeitung samt neuer Berechnungsmethode heute präsentiert werden kann, gezeigt werden. „Die Ergebnisse der aktuellen Berechnungen zeigen uns, dass wir trotz der großen Bemühungen zum Umstieg auf nachhaltige Heizformen immer noch auf in Summe 47 Prozent fossiler Energieträger kommen. Wir haben damit ein sehr genaues Messinstrument, um erstens erkennen zu können, wo die größten Anteile an fossiler Energie für die Raumwärme im Einsatz sind und zweitens sehen wir damit, wie sich die derzeitigen Förderinstrumente auf die genutzten Energieträger auswirken“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Details zum neuen Emissionskataster für Oberösterreich

Von 2001 bis 2018 konnte in OÖ die eingesetzte Energiemenge um 33 Prozent reduziert werden – trotz Zunahme der Nutzfläche um 16 Prozent

Von 2001 bis 2018 konnte eine Reduktion der fossilen CO2- Emissionen um 49 Prozent erreicht werden

Modellierung Energieeinsatz – Hausbrand
 
Das bisherige statistische Berechnungsmodell im Oö. Emissionskataster basierte auf bereits veralteten Daten der Gebäude- und Wohnungszählung aus dem Jahr 2001. Der bedeutende zeitliche Abstand ergibt sich u.a. aufgrund von Statistiken der Statistik Austria GmbH, die nur in größeren Zeitabständen aktualisiert werden.
 
Für die Entwicklung des neuen Berechnungsmodells wurden neben einer ausführlichen Datenanalyse der Gebäude- und Wohnungszählung, des Gebäude- und Wohnungsregisters, der Energiestatistik und des Mikrozensus auch umfangreiche Erhebungen durchgeführt, um Grundlagendaten zu erfassen.
 
In Folge wurde mit Hilfe der erhobenen Grundlagendaten und statistischen Auswertungen das neue Berechnungsmodell erarbeitet, mit dem der Energieeinsatz für die Raumwärme- und Warmwasserbereitung bei Haushalten in Oberösterreich mit einer Datenbasis aus dem Jahr 2018 bis auf Zählsprengelebene modelliert werden kann.

In Oberösterreich wurden im Jahr 2018 vom Gesamtenergieeinsatz von rund 38.300 Terajoule durchschnittlich etwa 42 Prozent fossile Energieträger, nämlich Kohle, Flüssiggas, Erdgas und Heizöl für den Hausbrand verwendet. Rechnet man noch die rund 26 Prozent Erdgas aus dem Bereich der Kraft- und Fernheizwerke dazu, die verwendet werden um Strom und Fernwärme zu erzeugen, so werden in Summe 47 Prozent fossile Energieträger verwendet, um Raumwärme und Warmwasser in den oberösterreichischen Haushalten bereitzustellen.

Die größte Wirkung von Maßnahmen für den Klimaschutz und für die Luftgüte kann neben Maßnahmen in Gemeinden, deren Haushalte einen relativ hohen Anteil von fossiler Energie für den Hausbrand verwenden, in Gemeinden erzielt werden, die eine hohe absolute Menge an fossiler Energie verbrauchen.

Emissionsfaktoren

Im zweiten Arbeitsschritt wurde das Berechnungsmodell für den Energieeinsatz im Oö. Emissionskataster implementiert und die Emissionsfaktoren verifiziert und aktualisiert.

Dabei wurde die Heizungsart neu abgebildet, die Anzahl der Schadstoffspezies wurde deutlich erweitert und es wurden die Emissionsfaktoren auf einen aktuellen wissenschaftlichen Stand gebracht. So können nun auch die Emissionen für die Raumwärme- und Warmwasserbereitung mit einer Datenbasis aus dem Jahr 2018 bis auf Zählsprengelebene modelliert werden.

Nachfolgend sind als ein Beispiel die Kohlendioxid Emissionen aus dem Hausbrand, die aus fossilen Energieträgern stammen, dargestellt. Anzumerken ist, dass hier die Emissionen aus dem Einsatz von Erdgas bei der Fernwärmeerzeugung nicht berücksichtigt sind.

Wertvolle Daten für Ausbreitungsrechnungen und für den Klimaschutz

Die Daten stellen eine wichtige Basis für Ausbreitungsrechnungen dar, um neben den punktuellen Messungen der Luftschadstoffe mit Messgeräten die Luftschadstoff-Immissionen in der Fläche modellieren zu können.

Zudem sind die Daten mit dem Detaillierungsgrad bis auf Zählsprengelebene äußerst wertvoll im Bereich Klimaschutz. Die Entwicklung der Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor für Oberösterreich gemäß der Bundesländerschadstoffinventur zeigt, dass die Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2014 reduziert werden konnten. Seit 2014 folgt der Trend jedoch praktisch jenen der Heizgradtage und es konnten keine nennenswerten weiteren Reduktionen erzielt werden.

Um das in Österreich und in Oberösterreich festgelegte Ziel „bis 2040 klimaneutral zu sein“ zu erreichen, bedarf es im Bereich Hausbrand weiterer Maßnahmen auf allen Ebenen und somit auch auf der Ebene von Gemeinden. Besonders wirkungsvoll sind hier Maßnahmen in Gemeinden, deren Haushalte einen relativ hohen Anteil von fossiler Energie für den Hausbrand verwenden und in den Gemeinden, die eine hohe absolute Menge an fossiler Energie verbrauchen.