Tschernobyl-Gedenktag 26. April

Presseaussendung

Tschernobyl-Gedenktag 26. April – Atomkraft ist Vergangenheit – Erneuerbare sind die Zukunft

Morgen, am 26. April, jährt sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bereits zum 37. Mal, und auch heute richten sich besorgte Blicke Richtung Ukraine. Die Folgen des Supergaus sind bis heute messbar, und die Gefahr einer nuklearen Katastrophe ist heute wie damals real. So warnt der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi aktuell vor einer Eskalation der Kriegshandlungen um das AKW Saporischschja im Süden der Ukraine. Seit Kriegsbeginn stellt besonders dieses Atomkraftwerk, das unter russischer Führung steht, ein großes Risiko dar.

„Internationale Konventionen, die Vereinten Nationen und die auch für die Sicherheit der zivilen Nutzung der Atomkraft geschaffene IAEA können nicht verhindern, dass die Zivilbevölkerung Europas durch die Kampfhandlungen in der Ukraine gefährdet wird. Einmal mehr ein Beleg dafür, dass die Nutzung von Atomkraft ein unbeherrschbares Risiko in mehrfacher Hinsicht birgt und der Atomausstieg unser vordringlichstes Anliegen sein muss“, zeigt sich der für Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl von den aktuellen Entwicklungen alarmiert.

Am 15. April gingen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz, während in Ländern wie Tschechien, Polen und Frankreich die vermeintliche Renaissance der Atomkraft propagiert wird. Täglich neue Absichtserklärungen können aber nicht verschleiern, dass sich die Atomkraft seit Jahren am absteigenden Ast befindet. Seit 2002 wurden nur drei Reaktoren in Betrieb genommen: jeweils einer in der tschechischen Republik, Rumänien und Finnland. Der letztgenannte Block Olkiluoto-3 produzierte im März 2022 nach 17 Jahren Bauzeit seine ersten Kilowattstunden und zeichnete sich im Testbetrieb durch Störungen und technische Probleme aus.

Noch dramatischer zeigt sich das Versagen der Atomkraft im AKW-Bauprojekt Flamanville in Frankreich. Sicher, sauber und billig lauteten die Versprechungen für den neuen EPR-Reaktortyp. Aktuell hält der Bau bei 11 Jahren Verzug und einer Kostensteigerung von ursprünglichen angenommenen 3 Milliarden auf 20 Milliarden Euro. Und dabei sollte der Reaktordeckel wegen Mängeln und schlechter Qualität laut Vorgaben der französischen Atomaufsichtsbehörde bereits 2024 ausgetauscht werden. Da die Inbetriebnahme des Reaktors erneut verschoben wurde, ersuchte Betreiber EDF bei der Aufsichtsbehörde dafür um Aufschub.

„Deutschland hat den einzigen richtigen Schritt gesetzt, sich nicht vom jahrelang vorbereiteten Weg des Ausstiegs aus der Atomkraft abbringen lassen und die letzten AKW vom Netz genommen. Doch realistisch ist das erst der Beginn, denn während drei Generationen vom Atomstrom profitiert haben, wird nun unfassbaren 30.000 Generationen die sichere Lagerung des Atommülls aufgebürdet. Die Erneuerbaren sind weltweit im Vormarsch, Atomstrom schon heute mehr als doppelt so teuer. Lassen wir uns nicht von der aufgebauschten Euphorie der Atomlobby blenden. Am Gedenktag ist für mich klarer denn je, Atomkraft ist Vergangenheit, Erneuerbare sind die Zukunft“, so Kaineder.

Kaineder verweist auch auf die 10. Nuclear Energy Conference, die am 16. Mai 2023 in Linz stattfinden wird und ihren Fokus auf das Konzept „Small Modular Reactors“ kurz SMR legen wird. Gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten soll bei der Konferenz die „Schöne neue Atomwelt?“ einem Reality Check unterzogen werden: Wie steht es um die vermeintliche Zukunftstechnologie, die von der Atomlobby gehypt wird, was steckt hinter den großen Versprechungen und wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Infos unter: https://nec2023.eu/de/index.php