Präsentation des Landesabfallwirtschaftsplan 2024
Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Dipl.-Ing. Markus Altenhofer (Leiter Gruppe Abfallwirtschaft – Land OÖ)
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Präsentation des Landesabfallwirtschaftsplan 2024 – Ausblick auf die Herausforderungen und Chancen am Weg zu einer kreislauffähigen Zukunft in Oberösterreich
Was in der oö. Abfallwirtschaft in den letzten Jahrzehnten aufgebaut wurde, ist vorbildhaft in Österreich und über die Grenzen hinaus. Noch vor 30 Jahren wurden die Abfälle aus Haushalten fast ausschließlich deponiert – heute werden sie zu mehr als zwei Dritteln wiederverwertet. Die Entwicklung: von End-of-pipe-Lösungen hin zum Vorsorgeprinzip, von der Müllabfuhr zur Abfallwirtschaft als Teil der Kreislaufwirtschaft, vom Deponienotstand zu Bezirksabfallverbänden und Altstoffsammelzentren.
„Bei der getrennten Sammlung liegt Oberösterreich auf einem Spitzenplatz, immer mehr Produkte werden wiederverwendet und über die ReVital-Shops preisgünstig angeboten – das verkleinert die Abfallberge und schafft neue Jobs. Reparaturbonus, Repair-Cafés und Reparaturkoffer verlängern die Lebensdauer von Geräten. Green Events und das oö. Mehrweggebot helfen Abfälle bei Veranstaltungen zu vermeiden“, freut sich Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Die Abfallwirtschaft ist ein Sektor, der in den kommenden Jahren einen großen Wandel erleben wird: Kreislaufwirtschaft bedeutet Ressourceneffizienz und besseres Produktdesign, Abfallfraktionen werden sich etwa durch die Einführung des Pfands ändern, Stoffströme neue Verwertungen finden. Kreislaufwirtschaft heißt auch weniger neue Ressourcen zu verbrauchen, weniger Umweltzerstörung und Ausbeutung.
„Die Kreislaufwirtschaft wird sich positiv auf Wirtschaft und Arbeitsplätze auswirken. Denn die Art und Weise, wie wir Produkte herstellen und nutzen wird sich verändern und hier kann Innovation punkten. Das betrifft so gut wie jeden Lebensbereich, vom Bauen, über Verpackungen bis zu den Kleidern die wir tragen“, so Kaineder weiter.
Der Oö. Landesabfallwirtschaftsplan 2024
Der Landesabfallwirtschaftsplan für Oberösterreich bildet die Grundlage für die zukünftige Gestaltung unserer Abfallwirtschaft und enthält ein klares Bekenntnis zur Transformation unserer Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Die Abfallwirtschaft in Oberösterreich befindet sich auf einem hohen Niveau, dies wurde im Rahmen der Prüfung durch den Landesrechnungshof 2023 im Wesentlichen bestätigt.
Eine Weiterentwicklung wird durch eine zielgerichtete Vernetzung aller Akteur:innen, vom Produktdesign bis zur Abfallbehandlung und von den Konsument:innen bis zu allen Ebenen der kommunalen Abfallwirtschaft aktiv verfolgt. Die kommunale Abfallwirtschaft spielt eine zentrale Rolle in diesem Vorhaben. Die gewerbliche Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft ist wichtigster Partner und trägt dazu bei, Innovationen voranzutreiben und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf Kreislaufprinzipien basieren. Das Umweltressort wird dazu im Herbst einen Stakeholder-Dialog „Abfallwirtschaft in OÖ“ starten.
Bewusstseinsbildung & Abfallvermeidung
Viele Öffentlichkeitsmaßnahmen der letzten Jahre wie z.B. die Kampagnen „Trenna is a Hit“ oder die Flurreinigungsaktion „Hui statt Pfui“ sind mitverantwortlich für die Erfolge der Abfallwirtschaft in Oberösterreich. Eine zentrale Rolle spielen hier die Abfallberater:innen der Umweltprofis in den Bezirken und überregional der OÖ Landesabfallverband.
Abfallvermeidung ist ein zentraler Ansatz, um weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu einer zirkulären Gesellschaft zu kommen. Im Rahmen der betrieblichen Umweltoffensive (BUO) werden Betriebe und öffentliche Einrichtungen dabei unterstützt, neben weiteren Umweltaspekten auch Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Ressourceneffizienz zu setzen.
Vermeidung von Lebensmittelabfällen betrifft die gesamte Wertschöpfungskette. Für den Landesabfallwirtschaftsplan liegt der Fokus auf den Haushalten. Laut Restabfallanalyse für OÖ 2018/2019 sind rund 15 Prozent vermeidbare Lebensmittelabfälle im Restabfall – das entspricht 17 kg pro Einwohner:in und Jahr. Auch in der Biotonne finden sich große Mengen vermeidbarer Lebensmittelabfälle: eine Untersuchung in oberösterreichischen Städten 2020 ergab einen Anteil von rund 33 Prozent.
Der Zielpfad für vermeidbare Lebensmittelabfälle im Restabfall liegt für 2028 bei 10 Prozent. Initiativen zur Bewusstseinsbildung betreffend Mindesthaltbarkeitsdatum wie die Kampagne der Umweltprofis „Is nu guat“ oder Projekte von United Against Waste, die in oberösterreichischen Großküchen zur Verringerung der Lebensmittelabfälle beitragen, sind wichtige Aktivitäten. Eine weitere Restabfallanalyse ist für 2026/27 geplant, weiters die Teilnahme an einem jährlichen bundesweiten Monitoring der Restabfälle.
Neben Lebensmitteln stehen der vermehrte Außer-Haus-Konsum und steigende Online-Einkäufe im Fokus – beide verursachen eine Zunahme von Verpackungsmaterial.
Außer Haus steigt auch die Tendenz, Abfälle im Freien zurückzulassen. Littering (Vermüllung in der Natur und im öffentlichen Raum) ist ein Problem, das erhebliche Kosten für die Allgemeinheit verursacht.
Mehrweggebot & Green Events
Abfall lässt sich durch den Einsatz von Mehrwegprodukten in vielen Bereichen vermeiden, so auch bei Festen und Veranstaltungen. Seit dem 1. Jänner 2022 ist daher im Oö. Abfallwirtschaftsgesetz festgelegt, dass bei Veranstaltungen Maßnahmen zur Abfallvermeidung – für Veranstaltungen ab 2.500 Gästen auch die Erstellung eines Abfallkonzeptes – erfüllt werden müssen. Vereinfacht gesagt muss beim Einkauf von Getränken und der Ausgabe von Getränken und Speisen auf Mehrweg gesetzt werden.
Die Einführung des Mehrweggebots wurde durch Beratungen sowie einen geförderten Ankauf von mehr als 250.000 Mehrweg-Getränkebechern für die Bezirksabfallverbände und gemeinnützige Organisationen unterstützt.
Über die gesetzliche Mehrweg-Verpflichtung hinaus können Veranstaltungen gesamt an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet und als Green Events ausgezeichnet werden. Green Events setzen auf die klimaschonende Anreise der Gäste, forcieren das Angebot regionaler und biologischer Lebensmittel und sozial verträgliche Lösungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft und der regionalen Wertschöpfung. Durch den Einsatz von Mehrwegsystemen und einem Plan gegen Lebensmittelverschwendung wird aktive Abfallvermeidung betrieben.
„Mehr als 200 Green Events fanden heuer schon in Oberösterreich statt. Darunter sind auch immer mehr große Events und Musikfestivals, wie „Rock im Dorf“ in Kirchdorf, das Upper Austria Ladies, der Linzer Marathon oder das Musikfestival in Steyr. Green Events entfalten durch ihre Reichweite eine über die einzelne Veranstaltung weit hinausgehende Wirkung“, erklärt Landesrat Kaineder.
Pfand auf Getränkeverpackungen
Ab 1. Jänner 2025 gilt in Österreich ein Einwegpfand. So wird sichergestellt, dass die Getränkeverpackungen nicht in der Natur landen. Und sie können anschließend bestmöglich recycled werden, weil sie sortenrein gesammelt sind. Das Pfandsystem ist ein wichtiger Baustein für eine gelungene Kreislaufwirtschaft.
ReVital – „Gute Sachen. Gute Sache“
Das ReVital-Netzwerk steht seit 2009 für Wiederverwendung in Oberösterreich und wird seither laufend weiterentwickelt. Sozialökonomische Betriebe und die kommunale Abfallwirtschaft bieten unter der Marke ReVital „Gute Sachen“ für eine „Gute Sache.“ Über ausgewählte Sammelschienen (ASZ oder ReVital-Shop) werden gut erhaltene Altwaren gesammelt, in neun qualifizierten Betrieben aufbereitet und als geprüfte Produkte in Verkaufsstellen der ReVital-Partner angeboten.
In enger Abstimmung mit den Stakeholdern wurde im Frühjahr 2022 ein Relaunch des Markenauftritts durchgeführt, um ein ansprechendes neues Erscheinungsbild zu schaffen, die Marke zu stärken und ReVital noch bekannter zu machen. Die Anzahl der ReVital-Shops konnte von 17 im Jahr 2015 auf 25 gesteigert werden. Neu im Netzwerk sind drei ReVital-Vintage-Cafés als Markenbotschafter.
Waren es im Jahr 2015 rund 900 Tonnen ReVital-Waren, die verkauft wurden, so sind es 2022 rund 1.120 Tonnen – wobei Corona-bedingt ein Dämpfer in der kontinuierlichen Mengensteigerung zu verzeichnen war. Ziel im neuen Landesabfallwirtschaftsplan ist für das Jahr 2028 eine verkaufte ReVital-Warenmenge von 1.900 Tonnen. Dafür sollen u.a. das ReVital-Netzwerk auf 35 Verkaufsstandorte verdichtet werden und die ReVital-Vorsammlung auf alle ASZ in Oberösterreich ausgebaut werden.
Die Abfallwirtschaft in Oberösterreich
Die Abfallwirtschaft in Oberösterreich ist ein systemrelevanter Bereich und leistet bereits wesentliche Beiträge zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Grundlage dafür sind rund 750 gewerbliche Sammler- und Behandler:innen, 879 Anlagen zur Sammlung und Behandlung von Abfällen, ein flächendeckendes, niederschwelliges Angebot von 177 Altstoffsammelzentren für die Bürger:innen sowie die Tatsache, dass alle Gemeinden in Abfallverbänden nach dem Oö. AWG 2009 organisiert sind.
Altstoffsammelzentren
Im Jahr 2022 wurden in den 177 Altstoffsammelzentren (ASZ) rund 300.000 Tonnen Altstoffe bzw. 197,5 kg/Einwohner:in (inkl. Gewerbe-Mengen) erfasst. Dabei konnten 1,4 Prozent der Altstoffe einer Wiederverwendung und 72,3 Prozent einer stofflichen Verwertung zugeführt werden. Im Schnitt sind 2,5 Gemeinden bzw. 8.600 Einwohner:innen an ein ASZ angeschlossen.
Kompostierungs- und Biogasanlagen
In Oberösterreich verarbeiten 160 überwiegend bäuerliche Kompostierungsanlagen sowie 37 Biogasanlagen sämtliche biogene Abfälle mit einer Menge von rund 500.000 Tonnen. Von allen 160 Kompostierungsanlagen erzeugten 159 im Jahr 2022 Kompost der höchsten Qualitätsklasse A+. Für die Zukunft ist die Schaffung von Anlagenkombinationen zu prüfen, um die biogenen Abfälle sowohl energetisch als auch stofflich zu verwerten.
Aufbereitungsanlagen für Baurestmassen
2022 waren in Oberösterreich 119 mobile Brechanlagen, überwiegend ortsfest, auf 93 Standorten in Betrieb, hinzu kommen 26 stationäre Anlagen. Insgesamt wurden 2,2 Millionen Tonnen Baurestmassen übernommen. Es stehen ausreichend Kapazitäten zur Verfügung.
Sortieranlagen
Für Oberösterreich stehen insgesamt 102 Anlagen (40 Sortieranlagen und 62 mechanische Anlagen z.B. Shredder) für die Aufbereitung von Abfällen zur Verfügung. Insgesamt wurden im Jahr 2022 etwa 867.000 Tonnen behandelt, wobei rund 12 Prozent aus anderen Bundesländern stammten. Die Anzahl der Anlagen hat sich seit 2015 um zwei Anlagen reduziert, wobei die Menge der behandelten Abfälle um fast 270.000 Tonnen gestiegen ist. Moderne Technik steigert die Trennleistung in Quantität und Qualität – wichtig für die Herstellung von Sekundärrohstoffen – vermehrt wird künstliche Intelligenz eingesetzt werden.
Thermische Anlagen
In Oberösterreich gibt es 11 (Mit-)Verbrennungsanlagen mit einer Kapazität über 2 Tonnen pro Stunde. In diesen wurden 2022 insgesamt rund 1,34 Mio. Tonnen Abfälle/Stoffe thermisch behandelt bzw. energetisch verwertet. Davon waren 51 Prozent kommunale oder gewerbliche Abfälle aus Oberösterreich, 13 Prozent Abfälle aus anderen Bundesländern bzw. Ländern und 36 Prozent innerbetrieblich angefallene Produktionsrückstände. Die Anzahl der Anlagen ist seit dem Jahr 2015 um drei gewachsen, die Behandlungskapazität stieg um 6 Prozent.
Kommunale Abfälle – Recycling – Wertstoffe
Kommunale Abfallmengen und Trennquoten
2022 ist bei den oberösterreichischen Haushalten und vergleichbaren Einrichtungen (Kleinbetriebe) eine Abfallmenge von rund 829.000 Tonnen angefallen. Dies entspricht rund 544 kg pro Einwohner:in (kg/EW) und umfasst alle kommunalen Abfälle inklusive Bauabfälle.
Über die kommunale Sammlung mittels Holsystem wurden 196 kg/EW erfasst, das entspricht etwa 36 Prozent der Gesamtmenge. Im Zuge des Bringsystems (ASZ, Sammlung Gemeinden, öffentliche Behälter, Kompostierungsanlagen und Deponien) waren es 348 kg/EW oder knapp zwei Drittel (64 Prozent) der gesammelten Abfälle.
Landesweit lag die Trennquote im Jahr 2022 bei 74 Prozent, in den drei Statutarstädten im Mittel bei 60 Prozent, in den Bezirken in einer Bandbreite zwischen 70 und 80 Prozent. Im Bundesländervergleich liegt OÖ bei der Trennquote im oberen Spitzenfeld.
Ziele & Maßnahmen
Erreichung der Vorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets, welche für die Vorbereitung zur Wiederverwendung und das Recycling von Siedlungsabfällen einen Zielwert von 60 Prozent bis 2030 vorgeben.
- Unterstützen etablierter (Sammel-)Strukturen und weiterentwickeln innovativer, kundenorientierter Sammelsysteme im Rahmen des Strategiekonzeptes „ASZ 2030“
- Novellieren des OÖ. AWG 2009 hinsichtlich der flächendeckenden Einführung der Biotonnensammlung
Siedlungsabfälle: Hausabfälle (Restabfälle) & Sperrige Abfälle
Mit einer Sammelmenge von 174.412 Tonnen bei den Hausabfällen ist die Tendenz zu den Vorjahren leicht sinkend. Die oberösterreichische Hausabfallmenge liegt mit 115 kg/EW im Bundesländervergleich deutlich unter dem Durchschnitt von 165 kg/EW. In den Statutarstädten ist sie teilweise mehr als doppelt so hoch wie in den ländlichen Bezirken, was einerseits auf den höheren Anteil an haushaltsähnlichen Gewerbeabfällen und andererseits auf die deutlich weniger ausgeprägte Trennquote zurückzuführen ist. Besonderer Fokus wird auf den hohen Anteil an Bioabfällen im Restmüll von rund 30 Prozent gelegt, da hier die größten Potentiale zur Verringerung der Hausabfälle liegen (siehe „Biogene Abfälle“).
Sperrige Abfälle werden hauptsächlich über die Sammlung in Altstoffsammelzentren oder im Zuge von „Sperrmüllabholungen“ über die Gemeinde erfasst. Im Jahr 2022 wurden über diese Sammelschienen rund 31.700 Tonnen und demnach 21 kg/EW gesammelt. Dies stellt eine weitere geringfügige Reduktion gegenüber dem Jahr 2015 dar (23 kg/EW).
Ziele & Maßnahmen
Maßgeblichen Einfluss auf das Verhältnis Restabfälle/getrennte Abfälle haben Siedlungsdichte und Bebauungsform. Die Zielwerte für das Jahr 2028 werden nun erstmals schichtenspezifisch („städtisch“, „intermediär“ und „ländlich“) unterschiedlich festgelegt. Der Anteil von Problem- und Störstoffen, von Wertstoffen und sperrigen Abfällen im Hausabfall soll minimiert und die Digitalisierung der Abfallwirtschaft vorangebracht werden.
- Durchführen einer Restabfallanalyse 2026/27 in OÖ (im Rahmen der österreichweit einheitlichen Restabfallanalyse) und einer Sperrabfallanalyse
- Prüfen weiterer Verwertungspotentiale und erhöhen der Sortiertiefe bei Sperrabfällen
- Einführen eines Behältermanagementsystems im Zuge der Digitalisierung der kommunalen Abfallwirtschaft im Bereich der Hausabfälle
Biogene Abfälle
Die Menge an Biotonnenabfällen stieg von 2015 auf 2022 von ca. 71.000 Tonnen auf rund 92.000 Tonnen. Dies entspricht einer Steigerung von rund 49 auf 60 kg pro EW. Der Biotonnen-Anschlussgrad wurde von 59 Prozent (2015) auf 65 Prozent (2022) gesteigert.
Bei der landesweiten Restabfallanalyse 2018/19 stellten biogene Abfälle mit rund 30 Prozent die größte verwertbare Fraktion im Restabfall dar. So betrug der Anteil oberösterreichweit ca. 36 kg/EW und Jahr. Es wird deutlich, dass in vielen Regionen die Biotonnensammlung auszubauen bzw. die Sammelmenge steigerbar ist.
Getrennt gesammelt und in Kompostierungs- sowie Biogasanlagen verwertet, können daraus hochwertige Komposte hergestellt sowie Strom und Wärme gewonnen und regionale Kreisläufe geschlossen werden. Um die gesammelten Biotonnenabfälle bestmöglich nutzen zu können ist es notwendig Störstoffe zu minimieren, die mit großem Aufwand abgetrennt werden müssen, den biologischen Prozess stören und das Endprodukt verunreinigen.
Ziele und Maßnahmen
Biotonnensammelmenge wird bis 2028 von derzeit 92.000 Tonnen auf ca. 120.000 Tonnen und der Biotonnen-Anschlussgrad von 65 auf 80 Prozent erhöht. Der Anteil an biogenen Abfällen im Restabfall und der Anteil an Störstoffen im Biomüll wird bestmöglich reduziert.
- Weiterführen bewusstseinsbildender Maßnahmen (Biotonnen-Kampagne 2024, Mehrwohnungsbauten)
- Flächendeckende Einführung der Biotonne im Rahmen einer pauschalen Abfallgebühr
- Koordinierung der Sammlung und Verwertung biogener Abfälle durch die BAV
Altstoffe = Wertstoffe
Die Altstoffsammelmenge hat sich im Vergleich zum Jahr 2015 von 205 kg/EW auf 198 kg/EW leicht reduziert. Oberösterreich liegt mit diesem Wert nach wie vor deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 175 kg/EW. Zur Erreichung der Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets führt kein Weg an der sortenreinen Trennung von Altstoffen vorbei. Aus sauber getrennten Altstoffen lassen sich ideal Sekundärrohstoffe herstellen, welche wieder dem Kreislauf zugeführt werden.
Papier und Kartonagen
Etwa 105.500 Tonnen Altpapier bzw. rund 69 kg/EW wurden im Jahr 2022 in Oberösterreich gesammelt. 41 % davon entfallen alleine auf Verpackungen. Die Sammelmenge ist leicht rückläufig und lässt sich überwiegend auf die verstärkte Digitalisierung zurückführen. Die Erfassungsquote beträgt 2022 rund 93 Prozent und ist damit gleich hoch geblieben.
Kunststoffe und Metalle
2022 wurden 42.600 Tonnen an Altkunststoffen gesammelt, davon 33.250 Tonnen Verpackungen (22 kg/EW). Im Betrachtungszeitraum von 2015 bis 2022 ist eine leichte Steigerung der Sammelmengen zu beobachten. Die Sammlung erfolgt vorsortiert im ASZ, getrennt nach 12 Sortierfraktionen und gemischt im Rahmen der haushaltsnahen Verpackungssammlung („Gelber Sack / Gelbe Tonne“). Über die ASZ wurden rund 12.200 Tonnen, über die Sammlung mittels Gelben Sack bzw. Gelber Tonne wurden rund 27.100 Tonnen gesammelt. Die Erfassungsquote liegt bei den Verpackungen bei 74 % (2015: 72 %).
Die manuelle Vorsortierung der in den ASZ getrennt gesammelten Altkunststofffraktionen schafft eine deutlich größere Sortenreinheit und damit eine höhere stoffliche Verwertung. Ab 2025 erfolgt eine einheitliche Mix-Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen im Gelben Sack in ganz Österreich. Zukünftig sollen in modernen Sortieranlagen deutlich höhere Sortiertiefen (laut Anlagenbetreiber bis zu 80 Prozent) erzielt und aus den gesammelten Kunststoffen verstärkt hochwertige Kunststoffgranulate, PET-Flocken und andere Rezyklate hergestellt werden.
Im Jahr 2022 wurden in Oberösterreich 24.800 Tonnen Altmetalle und Schrott gesammelt, davon 4.700 Tonnen Metallverpackungen. Dies entspricht einer Sammelmenge von rund 16 kg/EW gesamt bzw. 3,1 kg/EW Verpackungen. Die Erfassungsquote von Metallverpackungen liegt bei 64 Prozent (2015: 76).
Ziele und Maßnahmen
Eine Beibehaltung und Steigerung der hohen Erfassungsquote und Sammelqualität bei Altkunststoffen und Metallen. Die Ermittlung der Auswirkungen auf die Sammelmengen bei Kunststoffabfällen durch das Pfandsystem sowie das Mehrwegquoten-Gebot.
- Unterstützen von Projekten und bewusstseinsbildenden Maßnahmen, welche zu einem niedrigeren Kunststoffverbrauch beitragen
- Optimieren der Verpackungssammlung unter Berücksichtigung der bestehenden Sammelstrukturen ASZ und Gelber Sack / Gelbe Tonne
Glas
2022 wurden 44.500 Tonnen Altglas (29 kg/EW) gesammelt, davon 27.000 Tonnen über die Containersammlung und 14.000 Tonnen über die Sammlung im ASZ. Die Erfassungsquote bei Glas-Verpackungen liegt bei 85 Prozent (2015: 90).
Holz
Im Jahr 2022 konnten 62.160 Tonnen bzw. knapp 41 kg/EW Altholz gesammelt werden. Im Vergleich zum Jahr 2015 (59.000 Tonnen) ein leichter Anstieg, wobei ein zwischenzeitlicher Spitzenwert 2019 erreicht wurde.
Textilien
Durch den zunehmenden Konsum von Textilien und den Trend zu „Fast-Fashion“ steigt die Alttextilien-Menge seit Jahren stark an. Die Textilproduktion ist mit einem enormen Ressourceneinsatz sowie fraglichen sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen in vielen Herstellerländern verbunden.Dem begegnet die Europäische Union mit einer Textilstrategie, die u.a. festlegt, dass EU-weit ab 2025 Textilien getrennt zu sammeln sind.
In (Ober)Österreich ist einerseits die getrennte Sammlung von Alttextilien, vorwiegend wiederverwendbare Altkleider und Haustextilien, seit Jahrzehnten etabliert. Andererseits werden nur 26 Prozent getrennt gesammelt, der Großteil der Textilien aus Haushalten landet im Haus- oder Sperrabfall.92 Prozent der Textilabfälle in Österreich wurden im Jahr 2021 energetisch verwertet, nur drei Prozent recycelt oder wiederverwendet.
In Oberösterreich wurden im Jahr 2022 aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen rund 7.070 Tonnen Alttextilien bzw. 4,6 kg/EW getrennt gesammelt (60 Prozent Containersammlung, 40 Prozent ASZ). Verglichen mit dem Jahr 2015 ist dies eine Steigerung um rund 15 Prozent. Aus vorliegenden Daten kann für OÖ eine Gesamtmenge von rund 40.000 Tonnen Textilabfällen („sortenrein“ und in gemischten Abfällen) abgeschätzt werden.
Ziele und Maßnahmen
Eine Erhöhung der Menge an getrennt gesammelten, re-use-fähigen Textilien und Etablierung zusätzlicher kommunaler Sammelschienen zum Recycling. Weiters eine Erhöhung des inländischen Anteils in der Wertschöpfungskette für Alttextilien.
- Verstärkte Bewusstseinsbildung zum Thema Textilien und der getrennten Sammlung
- Aufbauen bzw. Ausbauen der kommunalen Infrastruktur zur getrennten Sammlung von re-use-fähigen Alttextilien bzw. Alttextilien für Recycling
- Unterstützen der kommunalen Strukturen bei Einführung einer Herstellerverantwortung
- Unterstützen von Kooperation und Innovationen entlang der Wertschöpfungskette
Speisefette- und öle
Mit rund 680 Tonnen bzw. 0,6 kg/EW im Jahr 2022 blieb die Sammelmenge für Speisefette- und öle weitgehend gleich. In Oberösterreich erfolgt die Sammlung mittels „ÖLI“, einem Behälter, der in allen ASZ kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die gesammelten Fette und Öle sind ein wertvoller Rohstoff, aus dem umweltfreundlicher Biodiesel erzeugt werden kann.
Elektroaltgeräte und Batterien
Die Sammelmengen von Elektroaltgeräten (EAG) und Batterien sind seit Jahren unverändert bis rückläufig. Im Jahr 2022 lag diese bei ca. 12.600 Tonnen bzw. etwas mehr als 8 kg/EW und demnach nur geringfügig unter der Menge von 2015 (13.000 Tonnen). Ausgediente Elektroaltgeräte können in den Verwertungs- und Entsorgungsbetrieben bis zu 95 Prozent recycelt werden und sollten in den ASZ oder in Supermärkten abgegeben werden.
Im Restabfall entsorgte Akkus und Batterien können zu verheerenden Bränden im Zuge der Abfallsammlung und -behandlung führen. Neben dem Aspekt der Gefährlichkeit geht durch falsche Entsorgung auch eine große Menge an wertvollen Rohstoffen verloren.
Ziele und Maßnahmen
Eine Erhöhung der Erfassungsquote von Elektroaltgeräten und Batterien wird angestrebt.
- Optimieren der Sammlung von Lithium-Ionen-Akkus, EAG und Batterien
- Einsetzen auf Bundesebene für die Einführung eines Batteriepfands
- Fortführen bewusstseinsbildender Maßnahmen zur ordnungsgemäßen Entsorgung von EAG und Batterien
Abfälle aus dem Bauwesen
Der größte Abfallmengenstrom in Oberösterreich ist jener der Bauabfälle (Bodenaushubmaterial, mineralische Bauabfälle und weitere Bauabfälle). Die registrierte Gesamtmenge der Abfälle aus dem Bauwesen liegt bei rund 6,7 Millionen Tonnen (2022). Davon sind rund 4,2 Millionen Tonnen als Bodenaushubmaterial und 1,9 Millionen Tonnen bzw. 28 Prozent als mineralische Bauabfälle erfasst, letztere werden zu 95 Prozent für eine stoffliche Verwertung als Sekundärbaustoffe aufbereitet. Mit einer Recyclingquote von über 84 Prozent bei den Bau- und Abbruchabfällen ist Oberösterreich auf einem guten Weg.
Recyclingbaustoffe
Beim Rückbau von Bauwerken, also dem sortenreinen und koordinierten Abbruch, kann das gewonnene Abbruchmaterial zu einem Recyclingbaustoff, mit gleichwertigen Eigenschaften wie der Primärrohstoff, verarbeitet werden. So kann Betonabbruch wieder als Additiv in der Betonproduktion verwendet werden. Die Bodenaushubmengen können sich in den kommenden Jahren stark reduzieren. Grund dafür sind zukünftige normative und gesetzliche Änderungen, welche es ermöglichen, Bodenaushub auch als Recyclingbaustoff zu verwerten.
Ziele und Maßnahmen
Vorbildwirkung für den Einsatz von Recyclingbaustoffen bei öffentlichen Bauvorhaben. Neue Abfallströme wie kunststoffbasierte Dämmsysteme sind nach dem Abbruch nur schwer zu rezyklieren und müssen deshalb thermisch verwertet werden. Ziel ist eine bessere Recyclingfähigkeit dieses Abfallstroms.
- Unterstützen von Bauträger:innen bei Social-Urban-Mining
- Produktpässe als Förderbedingung für öffentliche Bauvorhaben, bei Ausschreibungen
- Forcieren der Nutzungsverlängerung von öffentlichen Gebäuden und verpflichtende Anwendung der Kriterien des nationalen Aktionsplans für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe) bei öffentlichen Ausschreibungen/Vergaben
- Schaffen von wissenschaftlichen Grundlagen und Etablierung relevanter Normen für den verstärkten Einsatz von Recycling-Baustoffen
- Unterstützen bei Projekten und Forschungen zur Verbesserung der Kreislauffähigkeit von kunststoffbasierten Dämmsystemen und Wärmedämmverbundsystemen