Präsentation der Klima-Sommerbilanz 2024

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Mag. Alexander Ohms (Klimaexperte GeoSphere Austria)

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Tropennächte, regionale Dürre, Unwetter und viel zu heiß – Präsentation der Klima-Sommerbilanz 2024 – beunruhigende Auswirkungen durch die Klimakrise in Oberösterreich auch heuer

Mit dem morgigen Tag und einer noch andauernden Hitzewelle wird der heißeste Sommer in der 258-jährigen Messgeschichte im Tiefland Österreichs zu Ende gehen und er wird vermutlich nicht sehr lange der heißeste gewesen sein. Die Prognosen aus der Wissenschaft seit vielen Jahrzehnten treffen in voller Härte ein und beeinflussen das Leben der Menschen, die Umwelt und Natur bereits heute in enormen Ausmaß. Hitzetage und Tropennächte werden zur immer größeren Belastung und damit auch zu einem gesundheitlichen Problem. Innerhalb von drei Jahrzehnten im Vergleich der der Klimanormalperiode 1961-1990 mit 1991-2020 ist die Jahresmitteltemperatur um 1,4 Grad Celsius gestiegen. Diese Erhitzung führt zu vielfältigen Veränderungen, wie eine Abnahme der Schneedecke in den Tieflagen, eine Verlängerung der Vegetationsperiode aber auch zu einer Zunahme der Hitzebelastung.

Tropennächte waren in der Periode 1961-1990 in Oberösterreich faktisch nicht existent, lediglich in den wärmsten Regionen kam alle paar Jahre eine Tropennacht vor. In der aktuellen Periode sind Tropennächte bereits ein großflächiges Phänomen.

„Ein Klimarekord reiht sich um den anderen und unsere Ökosysteme kommen mehr und mehr unter Druck. Lange bleibt nun nicht mehr, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Klar ist auch schon, dass wir bei Klimawandelanpassung einen Zahn zulegen müssen. Vor allem der Gesundheitsschutz durch natürliche Kühlung wie Bäumen und Begrünungen unserer Städte muss viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aber auch der Schutz vor immer intensiveren Unwettern und Hochwasserereignissen bekommt immer mehr Bedeutung. Renaturieren statt betonieren bewahrt uns vor den verheerendsten Auswirkungen. Nur eine intakte Natur und lebendige Ökosysteme können uns vor den fatalen Folgen Sicherheit geben“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Die Folgen der Klimakrise werden auch für die Oberösterreicher:innen immer spürbarer, wie auch an der jährlich durchgeführten Umfrage des Klimaschutzressorts abgelesen werden kann. Ob der Anstieg an Hitzetagen, höherer Gefahr von Waldbränden durch Dürrephasen oder immer schwererer Zerstörungen durch Naturkatastrophen. Immer mehr gerät die Welt aus den Fugen. Vor allem, wenn nicht in den kommenden Jahren gegengesteuert wird. Hier steht auch Oberösterreich vor der größten Herausforderung in der Landesgeschichte.

Umweltressort unterstützt Gemeinden bei Klimawandelanpassung

Gemeinden, die Maßnahmen zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels wie Pflanzung von heimischen Bäumen zur Beschattung oder bienenfreundlicher Dachbegrünung setzen, werden vom Land Oberösterreich mit bis zu 20.000 Euro Förderung unterstützt.

OÖ hat österreichweit einzigartige Entsiegelungsförderung

Im Vorjahr wurde ein neues Förderprogramm zur Entsiegelung betonierter oder asphaltierter Flächen von Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder eingeführt. Mit der neuen Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen sollen Anreize geschaffen werden, zentrale Ortsplätze, überdimensionierte, wasserundurchlässig ausgeführte Flächen oder Parkplätze, die schon jetzt in den heißen Sommern einer massiven Überhitzung ausgesetzt sind, aufzureißen und naturnah sowie klimafit zu gestalten.

„Die aktuelle Hitzewelle führt uns gerade vor Augen, wie sich Beton-, Stein- und Asphaltwüsten aufheizen und damit auch zu einem Gesundheitsproblem werden können. Mit den Förderprogrammen möchten wir auch einen Beitrag für klimafitte Gemeinden und Städte leisten. Mehr Bäume und Grünräume statt Beton und Asphalt ist das Credo, wenn wir uns auf die Klimaveränderungen einstellen wollen“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Der Sommer 2024 in Oberösterreich im klimatologischen Überblick

Mag. Alexander Ohms, Klimaexperte von GeoSphere Austria fasst zusammen: „Der Sommer kam heuer eher zäh in Schwung, zeigte sich aber im Juli und vor allem im August von einer sehr heißen und regional überaus trockenen Seite. Landesweite Auffälligkeiten ergaben sich vor allem bei der Lufttemperatur mit deutlich positiver Abweichung, während die Niederschlagsmengen regional überaus unterschiedlich bilanzierten. Von größeren Unwettern wie in den anderen Bundesländern blieb Oberösterreich weitgehend verschont. In der Bilanz war der Sommer 2024 über die gesamte Fläche Österreichs gesehen der zweitwärmste Sommer der Messgeschichte, hinter dem Sommer 2003. Im Tiefland Österreichs ist 2024 in der vorläufigen Auswertung der wärmste Sommer der 258-jährigen Messgeschichte, knapp vor den Sommern 2003 und 2019. Auf den Bergen Österreichs war es der zweitwärmste Sommer, hinter 2003 und gleichauf mit 2019.“

Der klimatologische Sommer (Juni, Juli und August) dieses Jahres verlief in Oberösterreich mit einer Abweichung von +1,8 Grad deutlich wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020 (siehe Abbildung mit den Temperaturabweichungen des bisherigen Sommers). Das wird wahrscheinlich Platz 3 in der Messgeschichte werden (ohne Prognosen bis 31.8.) hinter den Sommern 2003 (+2,2 °C) und 2019 (+2,0°C). An einzelnen Stationen war es der bislang wärmste Sommer der Messgeschichte – z. B. in Freistadt (ex aequo mit 2003) und in Linz (knapp vor 2019).

Die absolut höchste Temperatur des Jahres wurde am 29. Juni in Weyer mit 35,6 Grad gemessen. Erfrischend war dagegen noch der 14. Juni mit einem Tiefstwert von -0,3 Grad in Liebenau-Gugu. Gleichzeitig war es im Zentralraum und im Mühlviertel viel zu trocken, ausgiebige Niederschläge fehlen hier seit Mitte Juli. Dagegen fiel im südlichen Bergland sowie im oberen Innviertel durch regelmäßig auftretende Gewitter ausreichend Regen, stellenweise war es sogar feuchter als üblich (siehe Abbildung mit den Abweichungen der Niederschlagssumme des bisherigen Sommers).

Die Jahreskurve der Tagesmitteltemperaturen für Linz-Stadt zeigt, dass es ab Mitte Juni abgesehen von einigen wenigen Tagen durchgehend und zum Teil deutlich zu warm war. Die hohen Tagesmitteltemperaturen kommen aber weniger durch extrem hohe Tagesmaxima zustande als vielmehr durch sehr warme Nächte – in Linz wurden 15 „Tropennächte“ mit einer Tiefsttemperatur über 20 Grad registriert. Die Zahl der heißen Tage mit Tagesmaxima über 30 Grad lag im Bundesland gut doppelt so hoch als im Mittel der Jahre 1991 bis 2020, an der Spitze liegen Linz und Weyer mit jeweils 29 Tagen (bis inkl. 28.08.). Nachdem es bereits im Juni mit +1,4 Grad und im Juli mit +1,9 Grad deutlich wärmer als im vieljährigen Durchschnitt war, setzte der August mit einem Wärmeüberschuss von knapp 3 Grad noch etwas drauf.

Die Kurve mit den für Linz-Stadt summierten Tagesniederschlagsmengen dieses Sommers zeigt, dass die Niederschlagsmengen in der ersten Sommerhälfte – speziell durch den feuchten Juni – auch im Zentralraum noch den Mittelwerten der Jahre 1991 bis 2020 entsprachen. Ab Mitte Juli blieben Niederschläge aber für ein Monat großteils aus. In Linz sind bislang 201 mm (gegenüber dem Mittel von 276 mm) gefallen.

Dass ein heißer Sommer nicht unbedingt ein extrem sonniger Sommer sein muss, zeigt ein Blick auf die Sonnenscheindauer. Sie entspricht auf Oberösterreich gemittelt ziemlich genau den Mittelwerten der Jahre 1991 bis 2020. Aber gerade die stärkere Bewölkung sorgte eben für die sehr warmen Nächte, weil sie die nächtliche Abkühlung der Erdoberfläche verhindern.