Oberösterreichischer Umweltkongress 2023

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Dr. Katrin Praprotnik (Politikwissenschafterin, Universität Graz), Assoz. Prof. Mag. Dr. Franz Essl (Biodiversitätsforscher Universität Wien – Wissenschaftler des Jahres 2022) und Mag. Christoph Wurm (Firefly – der nachhaltige Unternehmensentwickler)

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Oberösterreichischer Umweltkongress 2023 „Wir können auch anders – unser Aufbruch vom Reden ins Tun“: Demokratie, Bildung und nachhaltiges Wirtschaften im Zentrum der sozial-ökologischen Transformation

Die Welt um uns verändert sich, Selbstverständliches wird ungewiss, komplexe Entwicklungen wollen verstanden werden. Klimakrise, Energiekrise, Artensterben: Große Aufgaben liegen vor uns. Wie wir als Einzelne und als Gesellschaft mit dieser Transformation umgehen, liegt in unseren Händen.

Und wir können auch anders: Anfang des Jahres hat die globale Staatengemeinschaft mit einem historischen Abkommen zur biologischen Vielfalt einen Richtungswechsel eingeleitet, um die für uns lebensnotwendigen Ökosysteme zu schützen und die Rechte indigener Völker zu wahren. Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen schreitet voran, um ein Drittel schneller als die Prognosen der Internationalen Energie Agentur es voraussagten. Die EU-Länder einigten sich auf ein Importverbot von Rohstoffen, die aus Abholzungsgebieten stammen.

Sämtliche Lebensbereiche wie die Mobilität, unsere Arbeitswelt, unser Freizeitverhalten, unsere Ernährung können neu gedacht werden – für eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft.

„Der Umweltkongress 2023 setzt sich daher mit den Prozessen gesellschaftlicher Transformation auseinander und zeigt dabei auch Wege und Methoden sowie Best Practice Beispiele auf, wie wir die Veränderung gemeinsam gestalten können“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Die Bedeutung demokratischer Meinungsbildung für die sozial-ökologische Transformation

„Demokratie als unsere politische Ordnung stellt einen entscheidenden Rahmen für den Wandel dar. Aber hält dieser Rahmen auch den Herausforderungen unserer Zeit stand? Es scheint, als befänden wir uns in einer Dauerkrise. Wie kann es gelingen, dass wir mehr über Lösungen als über Probleme sprechen? Wie können wir unsere Demokratie weiterentwickeln, Mut fassen und kreative Wege aus den Krisen finden?“, so Dr. Katrin Praprotnik, die sich in ihrer Keynote unter anderem auch mit direkter Demokratie beschäftigt.

Beginnen wir mit der Erkenntnis, dass sich unsere Gesellschaft und damit unsere Demokratie seit Bestehen immer verändert haben. Entscheidend ist, dass wir diese Veränderung aktiv mitgestalten. Direktdemokratische Instrumente – partizipative (z.B. Volksbegehren) wie deliberative (z.B. Bürger:innenräte) – können die Bevölkerung stärker in die Politikgestaltung einbinden und die Zufriedenheit mit der Demokratie insgesamt steigern. Es gilt jedoch zu beachten, dass sich nicht alle Menschen gleichermaßen an direktdemokratischen Instrumenten beteiligen wollen sowie können, nicht alle Themenfelder gleichermaßen geeignet sind und es seitens der Politik die Bereitschaft für den Einsatz direktdemokratischer Instrumente braucht. Zudem ist wichtig, dass diese Instrumente als Ergänzung und keinesfalls als Ersatz unserer repräsentativen Demokratie gedacht werden.

Die Rolle der Wissenschaft und Bildung für eine lebenswerte Welt von morgen

In der Wissenschaft ist seit vielen Jahren eines unstrittig – eine lebenswerte Zukunft für uns braucht ein anderes Leben und Wirtschaften. Ein weiter wie bisher kann es nicht geben. Diese Fakten liegen schon lange auf dem Tisch“, betont der Biodiversitätsforscher und Wissenschaftler des Jahres 2022,

Assoz. Prof. Mag. Dr. Franz Essl.

 Damit der notwendige ökologische Wandel auch wirklich erfolgt, ist als Forscher:in wichtig, verständlich mit der Gesellschaft zu diskutieren. Und, es braucht auf der anderen Seite Medien, Politiker:innen, die sich diesem Diskurs stellen, und politische Ziele anstreben und glaubhaft verkörpern. Umweltbildung ist dafür ganz wesentlich – denn die Klima- und Umweltfragen sind Überlebensfragen des 21 Jahrhunderts. Daher ist es entscheidend, dass Kompetenzen, diese besser zu verstehen, umfassend und verständlich vermittelt werden. Und dass Lösungen für ein gutes Leben aufgezeigt werden.

Green Finance – Nachhaltiges Wirtschaften

Der Aufbruch in eine (grüne) Finanzwelt von morgen

„Die Änderungen in unserer Umwelt sind spürbar und alle Prognosen verfestigen ein Bild mit heftigen Auswirkungen der veränderten Rahmenbedingungen in unserer Umwelt. Der Finanzbereich ist ein zentraler Hebel. Mit Green Finance kann das Finanzsystem an ökologischen Grundsätzen ausgerichtet werden. Damit werden Finanzen in jene Investitionen gelenkt, die die Umwelt schonen und den Klimawandel und dessen Folgen vermindern“, erläutert der Finanzexperte Mag. Christoph Wurm.

Green Finance bedeutet…

  • Den Finanzmarkt in Einklang mit den Klima- und Nachhaltigkeitszielen bringen. (Schutz von Umwelt bzw. Klima oder zur Anpassung an bzw. Kompensation für Umwelt- und Klimaschäden)
  • Unser Finanzverhalten (und damit unser gesamtes Verhalten) in Einklang mit den Klima- und Nachhaltigkeitszielen bringen.
  • Klimaveränderung als Finanzrisiko erkennen und das Risiko vermindern
  • In eine umwelt- und klimafreundliche Zukunft investieren (Investitionschance).
  • Mit Green Finance sollen Mittel zur Finanzierung von Klimaschutz- und andere umweltrelevanten Aktivitäten und Projekten bereitgestellt, mobilisiert und aktiviert werden.

In dieser Session werden wir Bilanz im Sinne der Nachhaltigkeit ziehen. Wir werden mit einer Green Finance Landkarte unsere Horizonte erweitern und Möglichkeiten aufzeigen, wie wir diesen Wandel gestalten können.

Aufbruch in eine grüne (und allgemein nachhaltige) Finanzwelt von morgen

Zukunftssicherung durch einen integrativen und nachhaltigen Ansatz

Ökologisches, Soziales und wirtschaftliches Gleichgewicht schaffen

Perspektive – Erschaffung einer grüne (und allgemein nachhaltige) Finanzwelt

Setzen wir einen Wendepunkt – auf in grüne Finanzen

Ökologische Nachhaltigkeit – Handlungsfelder für „grüne“ Wirtschaftsaktivitäten

  • Klimaschutz
    • Anpassung an den Klimawandel
    • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meerressourcen
    • Übergang zur Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und Recycling
    • Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung
    • Schutz von Ökosystemen und Biodiversität

Sechs Prinzipien für Green Finance

Erstens Awarness und Engagement

Nachhaltigkeit und ESG gehen uns alle an! Übernehmen wir Verantwortung; Inspirieren wir andere, suchen wir Allianzen und Zusammenarbeit und bestärken wir uns gegenseitig; Verankern wir integratives ökologisches (und auch soziale) Nachhaltigkeit in unserem Handeln: privat, unternehmerisch und gesellschaftlich/ kommunal; Beziehen wir ökologische Grundsätze (ESG insgesamt) in unsere Entscheidungsprozesse mit ein; Schaffen wir einen systematischen und kontinuierlichen Prozess, insbesondere in Unternehmen zur Verankerung der Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie und im unternehmerischen Handeln.

Zweitens Finanzen sind ein starker Hebel.

Finanzen und Kapital sind ein wesentlicher Faktor. Vieles/ fast alles, was wir machen, hat einen Finanzbezug: Entweder wir benötigen dafür finanzielle Mittel und/ oder wir setzen dafür finanzielle Mittel ein. Was wir machen, erzeugt eine Wirkung! Geld wirkt. Wie wir unser Geld einsetzen, macht einen Unterschied

Drittens Finanzverhalten im Einklang mit ökologischen Zielen

Grünes Geld entfaltet eine Wirkung für unsere Welt. Investieren wir in eine grüne Wende! Deinvestieren wir aus fossilen Energien – ziehen wir unser Geld aus fossilen Energien ab; Investieren wir in klimafreundliche Energien; Leiten wir die Finanzflüsse aus den fossilen Energien in klimaschonende/ erneuerbare Energien; Verringern wir sofort mit unseren Finanzmittelflüsse negative Einflüsse auf die Umwelt und bringen sie in Einklang mit der Natur. Lenken Unsere Finanzmittelflüsse in umweltschonende und klimaneutrale Aktivitäten und Investitionen; Investieren wir mit unseren Finanzmittelflüssen in den Umstieg; Setzen wir unser Kapital in grüne Aktivitäten ein; Mobilisieren wir finanzielle Mittel für Projekte im Bereich Klimaschutz und Klimawandelanpassung

Viertens Sinn des EU Green deal der Taxonomie in den Alltag transferieren

Taxonomiefähigkeit als entscheidender Faktor für Unternehmen in der EU -Taxonomie und CSRD Ziel Umsetzung UN SDGs, Pariser Klimaabkommen und EU Green Deal voranzutreiben. Taxonomie Klassifizierung von nachhaltigen Investitionen

Fünftens Kommunizieren und berichten wir

Bilanzieren wir nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis; stelle wir dar, bilanzieren und berichten wir auch die Wirkung auf die Umwelt; Unternehmen sollen transparent über ihre Umweltwirkungen bilanzieren (berichten);

Sechtens Die Transformation ist (noch) machbar

Handeln wir jetzt sofort! Es braucht eine starke Unterstützung der öffentlichen Hand für Unternehmen, Privatpersonen und Kommunen bei der Transformation. Setzen wir aber auch auf unsere Selbstwirksamkeit und werden wir wirksam.