Nukleare Ausbaufantasien von Tschechien aus der Zeit gefallen und viel zu teuer

Presseaussendung

Nukleare Ausbaufantasien von Tschechien aus der Zeit gefallen und viel zu teuer

„Mit Ankündigung der erweiterten Ausbaupläne zünden die Tschechen eine finanzielle Atombombe im eigenen Land“, fasst Kaineder die aktuellen Medienmeldungen aus Tschechien zusammen.

Völlig überraschend hat nun die Tschechische Regierung in das laufende Ausschreibungsverfahren für neue Atomkraftkapazitäten eingegriffen, neben dem de facto Aus für den amerikanischen Anbieter Westinghouse wurden die verbliebenen Anbieter, die französische EDF und KHNP aus Südkorea aufgefordert, neue Angebote für vier große AKW-Blöcke, die sowohl am Standort Dukovany als auch am Standort Temelín errichtet werden sollen, zu legen. Argumentiert wird mit einem strahlenden Mengenrabatt von 4 zum Preis von 3 Reaktorblöcken. Wie dieser nukleare Kaufrausch finanziert werden soll, bleibt unterdes gänzlich unbeantwortet. Wohl mit Kalkül, denn Medienmeldungen nach, würden die astronomischen AKW-Baukosten die tschechische Staatsverschuldung mit einem Schlag nahezu verdoppeln.

Ein schneller Blick auf die im Bau befindlichen europäischen Atommeilerprojekte reicht, um zu sehen, in welchem wirtschaftlich desaströsen Zustand sich diese befinden. Die Baukosten für das britische AKW-Projekt Hinkley Point C schossen von ursprünglich budgetierten 14 Milliarden auf derzeit 64 Milliarden Pfund in lichte Höhen. Und kein Ende in Sicht, vier Mal binnen fünf Jahren wurden Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen angekündigt. Zuletzt gab die französische EDF bekannt, dass sich die Fertigstellung bis ins Jahr 2031 verzögern könnte. Auch auf heimischen Boden sieht es für die Grand Atomnation keinen Deut besser aus. Auf der Reaktorbaustelle in Flamanville ist man 12 Jahre in Verzug, während sich das Preisschild für den Reaktor vervierfacht hat. Niemand kann absehen, wie sich die Energiemärkte in 20 Jahren darstellen. „Ein hochriskantes und unverantwortliches Manöver, das die tschechische Regierung hier auf Kosten der tschechischen Steuerzahler:innen plant. Das sind unvorstellbare Summen, die wir für den Ausbau Erneuerbarer und von Speicherlösungen brauchen. Statt nukleare Luftschlösser zu bauen, muss jetzt gehandelt werden“, warnt Kaineder.

Für Unverständnis beim oberösterreichischen Umwelt- und Klima-Landesrat sorgt auch das neue Energiekonzept der tschechischen Regierung. So will unser Nachbarland bis 2050 die Hälfte seines Stromes durch Atomkraft produzieren und dementsprechend neue AKW-Blöcke und Small Modular Reactors (SMR) bauen. „Hier setzt Tschechien auf das komplett falsche Pferd. Anstatt flächendeckend Erneuerbare auszubauen, hält man an veralteten Nuklearfantasien fest. Atomkraft ist nicht nur zu gefährlich, sondern kostet auch zu viel und dauert viel zu lange, bis sie verfügbar ist“, stellt Kaineder klar.

Durch den massiven Ausbau der Atomkraft in Tschechien steigt natürlich auch die Menge des radioaktiven Atommülls an. Zu allem Überdruss hebelt die tschechische Regierung nun auch die demokratische Kontrolle aus und will alleine über den Endlagerstandort für Atommüll entscheiden. Die ursprünglich geplante Mitsprache der beiden Parlamentskammern wurde gestrichen.