Mehr Plastikpartikel in der Donau als Fischlarven

Pressekonferenz mit Prof. Dr. Andreas Fath, Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Klima-Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger und Crystn Hunt Akron (Performancekünstlerin)

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Mehr Plastikpartikel in der Donau als Fischlarven – Landesrat Kaineder begleitet schwimmenden Professor in der Donau – Projekt „cleandanube“ macht auf Vermüllung der Gewässer aufmerksam

Andreas Fath schwimmt 2.700 km – für eine plastikfreie Donau. Oft sind sie nur mikroskopisch klein und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Und doch sind sie eine Gefahr für Mensch und Tier. Seit Jahren schwimmen in der Donau mehr Plastikteilchen als Fischlarven – und es werden von Tag zu Tag mehr. Über 4 Tonnen Plastik schwemmt die Donau ins Schwarze Meer – jeden Tag. Dabei ist die Debatte über Mikroplastik und dessen Gefahren für die Umwelt nicht neu – das Problem aber ist vielen Menschen nicht bewusst. Andreas Fath möchte das ändern. Er ist Professor für Chemie an der Hochschule Furtwangen und hat eine Mission: Er hat sich in die Lebensader Europas begeben und will den Fluss auf der gesamten „schwimmbaren“ Strecke durchschwimmen – eine Distanz von ca. 2.700 km. Dabei durchquert er zehn Länder und verschiedenste Kulturen.

„Mikroplastik ist ein gravierendes Problem. Forscher*innen haben in der Donau mehr Plastikteile als Fischlarven gefunden. An zahlreichen Stellen ist es nicht möglich, in der Donau zu schwimmen, da das Wasser gesundheitsgefährdend verunreinigt ist. Dadurch verliert der Mensch die Möglichkeit, die Flusslandschaft in ihrer Ganzheit zu erleben. Für die Wasserwelt Donau fehlt es auch deshalb an ausreichend gesellschaftlicher Wertschätzung. Erschreckend ist, dass diese Missstände im öffentlichen Diskurs insbesondere nationenübergreifend nur unzureichend Beachtung finden. Zudem führen fehlende Informations- und Bildungsangebote bei den Menschen zu mangelnder Motivation und Handlungskompetenz, um positive Änderungen im eigenen Verhalten anzuschieben und auf gesellschaftliche und politische Veränderungen hinzuwirken. Mit cleandanube wollen wir auf diese Missstände aufmerksam machen, ein Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen und einen Beitrag für eine saubere Donau ohne Plastik leisten“ so Prof. Dr. Andreas Fath.


„Durch den Einsatz von Kunststoff als Verpackungsmaterial ist eine Lawine an Wegwerf-Plastik entstanden, die unsere Umwelt zunehmend belastet. Eine Plastikflasche beispielsweise braucht etwa 450 Jahre, bis sie sich zersetzt. Dabei gelangen viele Kunststoffe in unsere Gewässer. Diese sind ein enormes Problem für die Umwelt, möglicherweise auch für die menschliche Gesundheit, vor allem weil Kunststoffe biologisch nicht abbaubar sind, durch Sonnenlicht aber verspröden – wodurch Zusätze, wie etwa Weichmacher, herausgelöst werden können. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass alleine in Österreich 40 Tonnen Plastik pro Jahr in die Donau gelangen. Dabei werden unsere sensiblen Ökosysteme einer großen Belastung ausgesetzt. Das Projekt cleandanube zeigt auf, wie groß dieses Problem ist und schafft mit unzähligen Workshops entlang der Donau Bewusstsein dafür. Cleandanube will aufrütteln und sichtbar machen, dass wir so nicht weitermachen dürfen. Ich unterstütze das aus voller Überzeugung und sehe es als Aufgabe der Politik, unsere Gewässer zu schützen, den Einsatz von Einwegplastik zu verringern und wieder in Richtung Mehrweg und Kreislaufwirtschaft zu kommen“
, sagt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

„Der Schutz unserer Biodiversität zu Land und zu Wasser ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, denn neben der Klimakrise stecken wir auch mitten in einer Artenkrise. Ich bedanke mich bei Andreas Fath, dass er mit dieser spektakulären Aktion das Thema (Mikro)Plastikverschmutzung aufzeigt. Wir brauchen viel mehr Bewusstsein für den Gewässerschutz und dafür, dass wir alle einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, unsere Flüsse, Seen und Meere zu schützen“ so Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.  

„Rund 40 Tonnen Plastik landen jährlich von der Donau in den Meeren. Zusammen mit einer Umweltorganisation und Cleanups sammeln wir angeschwemmtes Plastik an den Stränden der Gewässer. Durch das Bewegen von Plastikstücken, wie Bürsten, Tüten, Eimer oder Flaschen werden Töne erzeugt. Sozusagen fungiert der Trash als Instrument und wird zu einem musikalischen Werk, einer elektroakustischen Symphonie, der „PLASTICPHONIA“, komponiert. Sie soll überraschen und dazu beitragen, dass wir uns als Gesellschaft mit den Folgen der Plastikflut auseinandersetzen“, erklärt die Performancekünstlerin und Komponistin Crystn Hunt Akron. 

Cleandanube in Linz

Rund um die Ankunft von Andreas Fath wurden heute bereits bewusstseinsbildende Aktionen gestartet. So wurde bereits ein Cleanup mit Schüler*innen der Leonardo-da-Vinci Schule durchgeführt und anschließend konnten Schüler*innen den Workshop „Plastik-Verschmutzung und wie wir sie verhindern können“ besuchen. Die Linzer Performancekünstlerin Crystn Hunt Akron begleitet das Pressegespräch zudem mit „Plasticphonia“ – Musik aus angeschwemmten Plastikmüll der Donau und der Meere.

Das Cleandanube Projekt im Detail

Andreas Fath durchschwimmt die gesamte Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Dabei ist er für ca. 2 Monate fast täglich im Wasser und sorgt für mediale Aufmerksamkeit. Begleitet wird er dabei von einem Projektteam der NGO AWP – association for wildlife protection. Auch eine Wissenswerkstatt ist mit dabei, die flexibel eingesetzt und an Etappenorten aufgebaut wird. Sie besteht aus verschiedenen Stationen zum Thema Plastik und Gewässer und richtet sich an Zuschauer*innen und Passant*innen vor Ort sowie die Teilnehmenden des Bildungsprogramms. Übersichtliche Infotafeln informieren zudem über die Wasserwelt Donau, geben Auskunft über die Verschmutzungsursachen des Flusses und zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf, Plastik zu vermeiden.

Wie auch bei den anderen Stationen, wurden auch in Linz Proben entnommen. Denn im Forschungsteil des Projektes werden regelmäßig Wasserproben entnommen, die nach ihrer wissenschaftlichen Analyse einen umfassenden Überblick über den Verschmutzungsgrad der gesamten Donau liefern. Analysiert und verglichen werden unter anderem die Belastung durch Mikroplastik, die Werte von Phosphat und Nitrat, die Leitfähigkeit, der PH-Wert, der CSB- Wert (Wert über die organische Belastung wie bspw. Pestizide oder Antibiotika) der Sauerstoffgehalt sowie die Trübung. Die Schlüsselergebnisse der Analysen werden der Öffentlichkeit während des Projektes online zugänglich und verständlich gemacht.

Ein Film, der Andreas Fath auf seiner Reise folgt, lässt die Ergebnisse über das Ende des Projektes hinauswirken und sorgt für zusätzliche Reichweite. Vertreter*innen lokaler Projekte mit Bezug zu unseren Themen erhalten die Möglichkeit, ihre Anliegen darzustellen. Der Film wird in Kinos entlang der Donau aufgeführt. Andreas Fath und/oder Vertreter*innen der AWP nehmen an den Veranstaltungen teil und berichten von den Erlebnissen und Erfahrungen des Projektes „cleandanube“.

Starke Kooperationspartner unterstützen das transnationale Vorhaben

Die AWP ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Seit 2017 initiiert sie Naturschutzprojekte im Donauraum. In den Jahren 2018 und 2019 wurden bereits zwei internationale Umweltbildungsprojekte entlang der Donau erfolgreich durchgeführt. Andreas Fath ist Professor für Chemie an der Hochschule Furtwangen. Im Kontext seiner Forschung zu Mikroplastik veröffentlicht er zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Lehrbüchern. Durch seine sportliche Leistung und praxisnahe Wissensvermittlung hat er als „Schwimmender Professor“ bereits in anderen Projekten Begeisterung für das Thema Gewässerschutz geweckt. Die Hochschule Furtwangen ist Mitveranstalterin des Projektes und unterstützt es organisatorisch, mit einem mobilen Labor, bei der Öffentlichkeitsarbeit und mit Doktoranden. Über 50 Organisationen aus den verschiedenen Donauländern haben dem eine Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes zugesagt. Dazu zählen neben den Büros großer und bekannter Umweltschutzorganisationen auch mittlere und kleine, lokale NGOs, Universitäten, Bildungseinrichtungen, Schulen, Gemeinden und Städte sowie überregional agierende Netzwerke und öffentliche Einrichtungen. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Baden-Württemberg-Stiftung und der Postcode Lotterie sowie von den Hauptsponsoren Hansgrohe, Menschen brauchen Menschen e.V. und Arburg.