Industriechemikalien „PFAS“ sorgen auch in OÖ vereinzelt für Verunreinigung des Grundwassers

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klimalandesrat Stefan Kaineder und Klimaexperte Mag. Alexander Ohms

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Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Dr.in Sabine Naderer Jelinek(Bürgermeisterin Leonding), DIin Daniela König, MBA (Leiterin Abteilung Wasserwirtschaft – Land OÖ)

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„Industriechemikalien „PFAS“ sorgen auch in Oberösterreich vereinzelt für Verunreinigung des Grundwassers – Präsentation der aktuellen Ergebnisse und nächste Schritte“

Weitere Gesprächsteilnehmer/innen:

  • Dr.in Maria Wiesauer, MSc (Trinkwasseraufsicht und PFAS-Beauftragte Land OÖ
  • DI Christian Kneidinger (Gruppenleiter Trinkwasser und Abwasser)
  • DI Bernhard Brunn (Gruppe Trinkwasser und Abwasser – Referatsleiter Baugebiet Mitte)

„Industriechemikalien „PFAS“ sorgen auch in Oberösterreich vereinzelt für Verunreinigung des Grundwassers – Präsentation der aktuellen Ergebnisse und nächste Schritte“

PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind Industriechemikalien, die aufgrund wasser-, fett- und schmutzabweisender Eigenschaften in vielen industriellen Prozessen zum Einsatz kommen. Die Chemikalien werden bereits Jahrzehnte bei der Herstellung unzähliger Produkte wie Papier, Textilien, Haushaltwaren, Automobilindustrie, Mittel zur Brandbekämpfung uvm. verwendet. PFAS kommen in Beschichtungen von Textilien wie Outdoor-Kleidung, als Imprägnierung, in Backpapier, in Skiwachsen, Pestiziden, Arzneimitteln oder Feuerlöschschäumen vor. In Kosmetika finden sie Einsatz in Wimperntusche, Make-up und Lippenstiften. Die Verwendung einiger dieser Substanzen wurde aufgrund der problematischen Umwelteigenschaften in den letzten Jahren bereits verboten. PFAS sind schwer abbaubar und in der Umwelt, in der Nahrungskette und im menschlichen Blut nachweisbar.

Der Mensch nimmt PFAS in erster Linie über Lebensmittel auf, wo diese Stoffe am häufigsten in Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten und im Trinkwasser nachweisbar sein können. PFAS binden sich nach der Aufnahme im Körper im Blut und werden beim Menschen nur langsam, hauptsächlich über die Nieren, ausgeschieden. Das führt zu einer Anreicherung im Körper, zum Beispiel im Blut und in der Leber.

Eine mögliche Gesundheitsschädigung wie etwa Krebserkrankungen oder Leberschäden aber auch verminderte Reaktion auf Impfstoffe durch diese Industriechemikalien ist erst seit wenigen Jahren bekannt und erste grobmaschige österreichweite Messprogramme für einzelne Substanzen erfolgten ab 2016. Ein weiteres Sondermessprogramm 2019 zeigte für Oberösterreich bisher keine auffälligen Messergebnisse.

Erst ein detaillierteres Sondermessprogramm im vergangenen Jahr machte auf mögliche Verunreinigungen aufmerksam. Die daraufhin veranlassten weiteren Beprobungen haben im Dezember auf höhere Überschreitung eines künftig geltenden Grenzwertes hingewiesen. Laut der daraufhin eingeholten Auskunft der AGES und auch nach Rücksprache mit dem zuständigen Amtsarzt wurde kurz vor Weihnachten mitgeteilt, dass durch die Überschreitung des zukünftigen Grenzwertes das als nicht sicher zu beurteilen sein wird. „Für mich war es selbstverständlich, dass die betroffene Bevölkerung deshalb im Sinne einer Gesundheitsvorsorge umgehend informiert werden musste, auch wenn der Zeitpunkt einen Tag vor Heiligabend manchen unpassend erschienen sein mag. Es ist die vordringlichste Aufgabe, die Gesundheit der Menschen zu schützen und transparent zu informieren“, stellt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder klar.

„Mir ist klar, dass die Einschränkung enorm ist, wenn das Trinkwasser nicht wie gewohnt zur Verfügung steht. Daher arbeiten unsere Mitarbeiter/innen intensiv an der Ausforschung der Quelle der Verunreinigung durch den Aufbau eines flächendeckenden Messnetzes über den betroffenen Grundwasserstrom. Zusätzlich dazu wird der Laborbus des Landes OÖ zeitnahe zur Verfügung gestellt, um Betroffenen im Einzugsgebiet eine weitere Untersuchung ihres Brunnen- und Grundwassers kostenlos zu ermöglichen“, gibt Kaineder bekannt.

Leonding: Rasch Sicherheit für Betroffene schaffen

„Wir wurden am 23. Dezember schriftlich von der Trinkwasseraufsicht des Landes OÖ darüber informiert, dass es Verunreinigungen im Trinkwasser im Stadtteil Staudach und möglicherweise auch in Jetzing und Felling (ca. 80 Personen HWS und NWS) sowie im Versorgungsgebiet der Wassergenossenschaften Harterfeld I und Harterfeld II (ca. 380 Personen HWS und NWS) gäbe. Daraufhin wurden die Betroffenen in den Stadtteilen Jetzing, Staudach und Felling noch am selben Tag von der Stadt informiert, dass das Wasser aus den Brunnenanlagen nicht getrunken werden sollte. Die Information der beiden Wassergenossenschaften oblag dem Land OÖ. Mit 29. Dezember wurde über die Freiwillige Feuerwehr Hart eine Trinkwasserausgabe an alle betroffenen Haushalte durch die Stadt angeboten“, so Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek.

Anfang des Jahres hat die Stadt Leonding VertreterInnen der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich sowie der Linz AG zu einem Runden Tisch zur Besprechung der weiteren Vorgehensweise eingeladen. 

Folgende konkrete Angebote für Betroffene außerhalb der Wassergenossenschaften wurden vereinbart:

  • Laborbus des Landes Oberösterreich wird kostenlos die Trinkwasserbrunnen (keine Nutzwasserbrunnen) in den angesprochenen Ortschaften beproben – Anmeldung im das Bürgerservice der Stadt Leonding unter der Telefonnummer 0732-6878-0.
  • Informationsveranstaltung für Betroffene der Stadt Leonding und der Gemeinde Pasching im Stadtsaal Leonding bis Anfang Februar 2023 – Anmeldung im Bürgerservice der Stadt Leonding unter der Telefonnummer 0732-6878-0.
  • Aufrechterhaltung der Trinkwasserausgabe an die betroffenen Haushalte für die betroffenen durch die FF Hart, jedenfalls bis 31. Jänner 2023.
  • Zudem wurden mittel- bis langfristige Möglichkeiten zur sicheren Trinkwasserversorgung besprochen. Bei den Wassergenossenschaften Harterfeld I und Harterfeld II könnte die Wasserversorgung sehr kurzfristig über die Stadtwasserleitung sichergestellt werden. Ob tatsächlich ein Anschluss erfolgen soll, obliegt letztlich der Entscheidung der jeweiligen Wassergenossenschaft.
  • Für die Stadtteile Staudach, Jetzing und Felling wurde mit der Linz AG über die Weihnachtsfeiertage eine Grobplanung zur Aufschließung durch eine städtische Wasserleitung der angesprochenen Gebiete erstellt. Dazu wären Investitionskosten von ca. 1 Million Euro sowie Grabungen von ca. 2,7 km notwendig. Über die Durchführung des Projektes, muss letztlich der Gemeinderat entscheiden, die Vorbereitungen dazu laufen.

Wie gelangen die nur schwer abbaubaren PFAS in die Umwelt:

  • bei der Produktion: direkte Einlagerung in umliegende Böden und Gewässer durch die Abluft. In Österreich gibt es keine PFAS-Produktionsstätten, sie werden jedoch in den Nachbarstaaten Italien und Deutschland hergestellt
  • direkte Einbringung in Böden und Gewässer über spezifische Verwendungen z.B. Feuerlöschschäume
  • Transport in der Luft über weite Strecken bis in entlegene Gebiete. Man findet PFAS daher auch in den Polargebieten und alpinen Seen, weit weg von industrieller Produktion und menschlichen Siedlungen. Über Regen und Schnee gelangen PFAS aus der Luft wiederum in Böden und Oberflächengewässer
  • Verteilung in der Innenraumluft durch Verflüchtigung aus Erzeugnissen, zum Beispiel aus Imprägniersprays. Ausdünstungen aus Schmutz abweisend behandelten Teppichen oder Heimtextilien haben PFAS-Gehalte in Innenräumen zur Folge
  • Einbringung über das häusliche und gewerbliche Abwasser in Kläranlagen. Dort werden Vorläuferverbindungen teilweise in langlebigere PFAS umgewandelt. Einige PFAS werden über das behandelte Abwasser in Oberflächengewässer eingetragen. Andere PFAS verbleiben im Klärschlamm. Wird dieser Klärschlamm zum Beispiel als Dünger in der Landwirtschaft genutzt, sickern die Chemikalien über die Zeit ins Grundwasser.

Rechtliche Situation PFAS und Chronologie der Messprogramme

Erst seit wenigen Jahren werden die Industriechemikalien rund um PFAS systematisch im Grund- und Trinkwasser untersucht.

Mit der Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie im Dezember 2020 wurde erstmalig ein Grenzwert für diese Substanzgruppe festgelegt. Die Umsetzung dieser EU-Richtlinie in nationales Recht (Trinkwasserverordnung) mit einem Grenzwert für die Summe von 20 definierten PFAS („∑PFAS20“) ist für das Frühjahr 2023 zu erwarten. Diese 20 PFAS wurden ausgewählt, weil sie im Hinblick auf Trinkwasser als bedenklich erachtet werden. Der zukünftige Grenzwert für Trinkwasser wird (voraussichtlich) bei 0,10 µg/l (0,10 Millionstel Gramm pro Liter) für die „∑PFAS20“ festgesetzt. Im Grundwasser gibt es derzeit noch keine Grenzwerte für PFAS.

Erste Messungen hinsichtlich PFAS wurden 2016/17 im Rahmen eines Grundwasser-Sondermessprogramm durchgeführt. An 65 repräsentativen Messstellen, verteilt über Österreich, wurden in zwei Turnussen die Substanzen PFOA (Perfluoroctansäure) und PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) analysiert. Die beiden PFAS Substanzen wurden in etwas mehr als einem Viertel aller Messestellen nachgewiesen. Die häufigsten Positivbefunde von PFOA bzw. PFOS haben Konzentrationen von weniger als 0,0050 µg/l. Ausgewählte Messstellen, darunter eine Messstelle nahe des Salzburger Flughafens, wiesen deutlich erhöhte Konzentrationen auf.

2019 wurde ein belastungsorientiertes Sondermessprogramm auf 22 verschiedene PFAS-Substanzen in rund 80 Grundwassermessstellen durchgeführt, wobei ca. 13 Prozent der Messstellen auffällig waren. Derzeit liegt noch kein offizieller Endbericht vor. Vorab wurde jedoch mitgeteilt, dass die 11 in Oberösterreich liegenden Messtellen keine auffälligen Messergebnisse aufwiesen.

2018, 2021 und 2022 wurde zudem im Auftrag des Gesundheitsministeriums stichprobenartig Trinkwasser auf PFAS beprobt. Von rund 200 Proben, die in Oberösterreich gezogen wurden, wurde bisher keine bezüglich PFAS beanstandet.

Messprogramm 2022

Im Jahr 2022 wurde schließlich eine flächendeckende, österreichweite Untersuchung auf 27 PFAS durchgeführt. In Oberösterreich wurden dazu 279 Grundwassermessstellen auf diese Substanzen beprobt. Ein Endbericht liegt noch nicht vor, die Messergebnisse wurden dem Land OÖ im Oktober mitgeteilt. Die Beurteilung der Messergebnisse stützt sich u.a. auf den in der EU-Trinkwasser Richtlinie festgelegten Grenzwert von 0,1 µg/l für die Summe von 20 ausgewählten PFAS.

Aufgrund der erhöhten PFAS-Messwerte bei zwei Messstellen wurde im November ein Messprogramm im näheren Umfeld der beiden betroffenen Grundwassermessstellen initiiert. Die Ergebnisse wurden im Laufe des Dezembers übermittelt, wobei die Messergebnisse mit den höchsten PFAS-Konzentrationen am 20. Dezember 2022 einlangten. Parallel zum Eintreffen der Messergebnisse wurden Hintergrundabstimmungen zur Beurteilung der Proben hinsichtlich der Trinkwasserqualität sowie zur Ursachenabklärung eingeleitet.

Für die Begutachtung von amtlichen Trinkwasserproben ist die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit – AGES zuständig. Am 22.12.2022 teilte die AGES mit, dass Proben mit einer gesicherten Überschreitung des zukünftigen Grenzwertes als “nicht sicher” beurteilt würden. Aufgrund dieser konkreten Aussage sowie der Höhe der PFAS-Funde wurde mit 23. Dezember 2022 die Information an die betroffene Bevölkerung in die Wege geleitet. Die Information erfolgte im Sinne der Gesundheitsvorsorge mit der Empfehlung, vorerst das Wasser nicht zu Trinkwasserzwecken zu verwenden.

Die Vorgehensweise fand in enger Abstimmung mit der AGES und dem zuständigen Amtsarzt statt. Es ist davon auszugehen, dass künftig Wasser, dass eine gesicherte Überschreitung des Grenzwertes von 0,10 µg/l für die „∑PFAS20“ aufweist, zur Verwendung zum Trinken und Kochen nicht geeignet ist (Eine gesicherte Überschreitung liegt unter Berücksichtigung von 50% Messunsicherheit bei Messergebnissen größer 0,15 µg/l für die „∑PFAS20“ vor.). Die Verwendung zur Körperpflege oder für sonstige häusliche Zwecke ist weiterhin möglich. Diese Auskunft wurde vorbehaltlich einer endgültigen Begutachtung durch die AGES mitgeteilt. Die Begutachtung ist derzeit in Arbeit.

Details zu den bisher vorliegenden Messergebnissen

Bei ca. 45 Prozent der insgesamt 279 Messstellen in ganz Oberösterreich wurde im Zuge des Sondermessprogrammes 2022 zumindest ein PFAS-Vertreter detektiert. Bei 2,5 Prozent bzw. 7 der oberösterreichischen Messstellen wurde eine Konzentration von mehr als 0,05 μg/l nachgewiesen, was 50 Prozent des künftigen Grenzwertes entspricht.

Bei 2 der 279 Messstellen lag die Konzentration für die PFAS-Summenkonzentration über 0,1 μg/l, es wurde demnach eine deutliche Beeinträchtigung durch PFAS nachgewiesen. Beide Messstellen, ein Hausbrunnen und ein nicht für Trinkwasserzwecke herangezogener Nutzwasserbrunnen, befinden sich in der Gemeinde Leonding.

Aufgrund der Ergebnisse aus dem Sondermessprogramm 2022 fand eine begrenzte Beprobungsrundeim betroffenen Gebiet im November 2022 mit folgenden Ergebnissen statt:

  • Hausbrunnen: Bei den untersuchten Hausbrunnen in der Ortschaft Staudach wurden in allen Proben eine deutliche PFAS Belastung nachgewiesen. Die Messwerte in der Höhe zwischen 0,14 – 0,52 μg/l liegen über dem zukünftigen Grenzwert von 0,1 µg/l für die Summe der PFAS.
    Weitere vier beprobte Hausbrunnen in der Nähe des Flughafens zeigen teilweise erhöhte PFAS-Werte, allerdings wird in diesen Proben, wenn auch in einem Fall knapp, der zukünftige Grenzwert eingehalten (ΣPFAS20 = 0,002 – 0,09 μg/l).
  • Brunnenfeld Wagram: Im Brunnenfeld Wagram wurden sämtliche Brunnen bzw. Sonden beprobt. Die PFAS-Messergebnisse lagen unter dem zukünftigen Grenzwert.
  • Oberflächenwässer: In beiden beprobten Oberflächenwässer (Staudacher Bach und Haidbach vor Versickerung) waren PFAS nachweisbar. Die festgestellten PFAS Konzentrationen sind niedriger als im Grundwasser. Für Oberflächenwässer ist derzeit nur für eine Einzelsubtanz (PFOS, Perfluoroctansulfonsäure) ein Grenzwert festgelegt, dieser wird in beiden Proben eingehalten.
  • Harterfeld: Im Bereich Harterfeld wurden bei zwei Trinkwasserbrunnen Proben entnommen und im Landeslabor auf PFAS analysiert. Gemäß Landeslaboranalyse wird in beiden Trinkwasserbrunnen der zukünftige Grenzwert überschritten (ΣPFAS20=0,16-0,23 μg/l).
    In einer zweiten Beprobungsrunde im Dezember 2022 wurden weitere Hausbrunnen in den Gebieten Staudach, Jetzing, Felling und Wagram beprobt:
  • In Staudach wurden, wie bei den zuvor in Staudach untersuchten Brunnen, bei allen weiteren beprobten Hausbrunnen PFAS-Messwerte über 0,1 µg/l festgestellt. In Felling liegen die Messwerte ebenso über 0,1 µg/l.
  • Die beprobten Hausbrunnen in Jetzing wiesen PFAS-Messwerte unter 0,1 µg/l auf (ΣPFAS20=0,043-0,048 µg/l).
  • Ein Hausbrunnen in Wagram wies einen Messwert von 0,19 µg/l für die Summe der 20 PFAS auf. Weitere Brunnen in Wagram lieferten jedoch unauffällige Messwerte (ΣPFAS20 = 0,002 – 0,004 µg/l).
  • In der Welser Straße wurden PFAS in der Höhe von 0,019 µg/l detektiert. In einem Hausbrunnen nördlich der Bahnlinie wurden keine PFAS nachgewiesen.

Aktuelle Maßnahmen und weitere Vorgehensweise

Mit der Ermittlung der Ursache der Gewässerverunreinigung wurde bereits begonnen und dies liegt in der Kompetenz der Abteilung Wasserwirtschaft, konkret der Gewässeraufsicht. Darüber hinaus wurde von der Bezirkshauptmannschaft Linz-Land der Auftrag zur Ermittlung der Ursache bzw. der Quelle der Verunreinigung erteilt.

Die Erhebungen werden im Sinne einer dualen Strategie wie folgt durchgeführt:

  • Ausgehend von den bekannten Belastungsbereichen in Staudach, im Bereich Harterfeld sowie in St. Isidor werden vorwiegend in Richtung des Grundwasserzustroms, also nach Westen weitere Probennahmen und Analysen durchgeführt. Damit soll ein flächenhaftes Messnetz aufgebaut und ein konkretes Bild der Belastungssituation geschaffen werden.
  • Zudem werden bzw. wurden im näheren Umfeld möglicher bekannter Emittenten Beprobungen und Analysen durchgeführt um diese Standorte ggf. ausschließen zu können und den potentiellen Verursacherkreis damit einzuschränken. Aus bisher bekannten Schadensfällen kann abgeleitet werden, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs einer Grundwasserverunreinigung mit dem Einsatz von Löschschäumen bei Brandfällen oder Übungen besteht. Aus diesen Gründen erfolgt im Rahmen der Ursachenermittlung eine nähere Betrachtung derartiger Ereignisse.

Darüber hinaus wird seitens des Landes OÖ den Betreibern von Wasserversorgungsanlagen im ggstl. Einzugsgebiet die Möglichkeit gegeben, ihre Wasserspender auf chemisch-physikalische Trinkwasserparameter sowie auf PFAS kostenlos untersuchen zu lassen. Für die Probennahme, Analyse und für allgemeine Fragen wird der Laborbus der Abteilung Wasserwirtschaft zeitnahe in den Gemeinden Leonding und Pasching vor Ort zur Verfügung stehen. Die Organisation erfolgt über die jeweiligen Gemeinden. Interessierte aus den betroffenen Gebieten können sich bei ihren Gemeindeämtern dazu anmelden.

Wie geht es mit PFAS weiter?

Wegen der Beständigkeit der PFAS muss von einer längerfristigen Belastung des Grundwassers ausgegangen werden. Aufgrund bekannter Schadensfälle werden in Deutschland bereits PFAS-Aufbereitungsanlagen in (sehr) großen Wasserversorgungsanlagen betrieben. Die Trinkwasseraufbereitung hinsichtlich PFAS ist nicht einfach und abhängig von der Belastung. Die in Betrieb befindlichen Anlagen basieren bisher hauptsächlich auf Aktivkohlefiltration, wobei aufgrund der EU-weit geplanten Einführung des neuen PFAS-Grenzwertes für Trinkwasser die Laufzeiten des Filtermaterials insbesondere bei Vorliegen kurzkettiger PFAS verkürzt sind. Dies geht mit Mehrkosten, im Speziellen Personal- und Materialkosten, Kosten für die Analytik sowie Betriebs- bzw. Entsorgungskosten einher. Die Sanierungsverfahren für derartige Altlasten sowie neue Aufbereitungsverfahren bzw. -kombinationen sind europaweit Gegenstand aktueller Forschung und noch nicht Stand der Technik.

Für die gegenständlich betroffenen, kleinen Trinkwasserversorgungen (Hausbrunnen und Wassergenossenschaften) sind bislang keine geeigneten Aufbereitungsmethoden und -anlagen bekannt, sodass eine solche Möglichkeit zur Lösung des Problems nicht gegeben ist.

Um künftig die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser auch für die Nutzer jener Brunnen, die auf Grundlage der Untersuchungen keine Trinkwassereignung aufweisen, sicherzustellen, wäre als geeignete Maßnahme eine Ersatzwasserversorgung möglich, etwa durch die städtische Trinkwasserversorgungsanlage.

Weiterführende Informationen bzw. Quellen:

  1. Steckbrief PFAS, AGES, https://www.ages.at/mensch/ernaehrung-lebensmittel/rueckstaende-kontaminanten-von-a-bis-z/per-und-polyfluorierte-alkylverbindungen-pfas (abgerufen am 22.12.2022)
  2. PFAS – Gekommen, um zu bleiben, UBA Deutschland; https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf (abgerufen am 22.12.2022)