Brandaktuelle Umfrage zu Klimakrise

Pressekonferenz mit Landesrat Stefan Kaineder, O.Univ.Prof. Dr.phil. Helga Kromp-Kolb (Klimaforscherin an der Universität für Bodenkultur) und Dr. David Pfarrhofer (Market Marktforschungsinstitut)

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Brandaktuelle Umfrage zu Klimakrise – Wie nehmen die Oberösterreicher/innen die aktuellen Entwicklungen wahr und welche Maßnahmen braucht es aus Sicht der Klimaforschung jetzt?

Der hinter uns liegende Sommer hat den Menschen in Oberösterreich die Auswirkungen der Klimakrise erstmals spüren lassen. Es war ein gewisser Vorgeschmack, was Normalität werden wird. Heftigere Unwetterphasen, länger werdende Trocken- und Dürreperioden, Überhitzung in den Ballungsräumen sind bereits Realität. Die extremen Wetterveränderungen durch die voranschreitende Erderwärmung treffen Mensch, Tier und Natur in Oberösterreich in immer größer werdenden Ausmaßen. Schon jetzt müsste die Politik mit mutigen Maßnahmen Klimaanpassung angehen. Oberösterreichs Wälder und hier vor allem die Fichtenmonokulturen sind durch Borkenkäferbefall bedroht. Langanhaltende Hitzephasen werden zum Gesundheitsproblem für die Menschen in den verbetonierten Städten. Die Schäden durch Hagel- und Sturmunwetter nehmen bisher ungeahnte Größenordnungen an.

„Der Blick auf die klimatischen Verhältnisse der letzten Monate zeigt die Klimakrise in seinen vielen Facetten. Dieser Sommer war eine eindrucksvolle Warnung an uns. Die Leute sagen mir, dass sie überrascht sind, wie schnell die Veränderung nun eingesetzt hat und mit welcher Wucht, die Klimakrise ihre Zähne jetzt auch in Oberösterreich zeigt. Deshalb war es mir ein Anliegen, die Menschen in Oberösterreich zu befragen, um ein Bild zu bekommen, wie weit die Klimakrise in der Gesellschaft angekommen ist und wo die Menschen den größten Handlungsbedarf sehen“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder, der beim Marketinstitut eine Umfrage zur Wahrnehmung und Spürbarkeit des Klimawandels in Auftrag gegeben hat.

Für Klimawandelanpassung wird von öffentlicher Seite derzeit rund € 1 Mrd. jährlich in Österreich ausgegeben, wetter- und klimabedingte Schäden liegen aber aktuell bei zumindest 2 Mrd. Euro im Jahresdurchschnitt. Univ. Prof. Karl Steininger schätzt, dass die Netto-Schäden allein in den bisher quantifizierten Bereichen ab 2030 bei zumindest 2,5 bis 5,2 Mrd. Euro im Jahresdurchschnitt liegen, ab 2050 rechnet man mit Schäden in der Höhe von 4,3 bis 10,8 Mrd. Euro. Auch bei verstärkter Anpassung verbleiben unvermeidbare Restschäden. Die Belastung kann für die tatsächlich Betroffenen somit weitaus größer sein, als es die Durchschnittswerte suggerieren.

Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb: „Der Mensch ist Teil des globalen Ökosystems und abhängig davon, dass dieses einigermaßen intakt ist. Die Corona-Pandemie war kein Zufall und wird bei fortgesetztem Raubbau an der Natur auch keine Ausnahme bleiben. Klimaschutz muss daher auch im Kontext der anderen großen Probleme gesehen werden. Bei komplexen Problemen tut der Hausverstand, auch der politische, gut daran, sich an der Wissenschaft zu orientieren. Diese ist in ihren Aussagen eindeutig: Es ist nicht mehr möglich das globale Klima bei 1,5°C Erwärmung zu stabilisieren, wenn nicht unverzüglich wirksame Maßnahmen gesetzt werden. Der letzte Bericht des IPCC bestätigt nochmals die Dramatik: Es geht um wirksame Maßnahmen in den nächsten Jahren, d.h. in der kommenden Legislaturperiode. Es gibt Versäumnisse, die nicht mehr aufgeholt werden können. Lebensqualität und Wirtschaftsstandort sind die Leidtragenden.“

„Die Ergebnisse der heute präsentierten Umfrage zeigen uns eindeutig, dass die Klimakrise von der Wissenschaft über die Medien nun auch in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Es ist der großen Mehrheit klar, dass die Klimakrise real ist und dass wir ins Handeln kommen müssen. Nun muss es endlich über alle politischen Lager klar werden, dass es in allen Bereichen Anstrengungen zum Erreichen der Klimaneutralität braucht. Es ist unsere historische Aufgabe, jetzt mutig und entschlossen alles zu unternehmen, um unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten zu übergeben“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Präsentation der Umfrageergebnisse

Aufgabenstellung der Umfrage war, die aktuelle Stimmungslage rund um den Klimawandel in der oberösterreichischen Bevölkerung auszuloten. Außerdem wurde ein Fokus auf mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise in Oberösterreich gelegt. Auswertungsbasis ist die OÖ Bevölkerung n=512 mit einer maximalen statistischen Schwankungsbreite von +/-4,42 Prozent. Befragungszeitraum war 30. August bis 3. September 2021

Wahrnehmung der Berichterstattung zum Klimawandel

Frage: In den Medien wird viel über den Klimawandel berichtet. Wie genau verfolgen Sie die Berichterstattung rund um die Klimakrise?

Spürbarkeit des Klimawandels in OÖ

Frage: Spüren Sie in Oberösterreich schon die Auswirkungen des Klimawandel oder nicht?

Erwartete Folgen des Klimawandels in Oberösterreich

Frage: Welche der folgenden Auswirkungen erwarten Sie häufiger bzw. mehr in den kommenden 3 bis 5 Jahren in Oberösterreich?

Aussagen rund um den Klimawandel

Frage: Der Klimawandel kann zu unterschiedlichsten Auswirkungen – auch in Oberösterreich – führen. Wie stimmen Sie den folgenden Aussagen zu

Aktivitäten gegen den Klimawandel in Oberösterreich

Frage: Wie wichtig ist es, dass Oberösterreich klare Aktivitäten beim Klimaschutz setzt?

Verhaltensänderung

Frage: Sind Sie selbst bereit, das eigene Verhalten zu ändern, um den Klimawandel zu bremsen oder nicht?

Klimawandel ist ein Thema- auch in Oberösterreich

Zwei Drittel der Oberösterreicher/innen verfolgen die Berichterstattung dazu zumindest eher genau, vor allem Männer, Bildungseliten und ältere Personen bleiben hier via Medienberichterstattung auf dem aktuellen Stand.
Der Klimawandel hinterlässt in Oberösterreich bereits Spuren, 7 von 10 Personen sind davon überzeugt – vor allem die jüngeren Mitbürger/innen. Auch in den kommenden Jahren wird man in Oberösterreich den Klimawandel zu spüren bekommen: Hagelschäden, Stürme, Überschwemmungen und auch Trockenheit in der Landwirtschaft – all diese Szenarien sieht man mit steigender Wahrscheinlichkeit auch schon in den kommenden 3 bis 5 Jahren.