Plastik-Lawine gefährdet unsere Lebensgrundlagen

Presseaussendung

Plastik-Lawine gefährdet unsere Lebensgrundlagen – Greenpeace Studie zu Mikroplastik in Gewässern zeigt steigendes Problem auf – laufende Untersuchungen in OÖ

Plastik bzw. Kunststoffe sind wertvolle Materialien, sind etwa aus den Bereichen Medizin, Technik oder Lebensmittelhygiene nicht wegzudenken. Doch Plastik wird auch sehr leichtfertig eingesetzt, etwa bei Verpackungsmaterial, Sackerln oder als Mikroplastik in Kosmetika. Durch den Einsatz von Kunststoff als Verpackungsmaterial ist eine Lawine an Wegwerf-Plastik entstanden, die unsere Umwelt zunehmend belastet. Eine Plastikflasche beispielsweise braucht etwa 450 Jahre, bis sie sich zersetzt. Dabei gelangen viele Kunststoffe in unsere Gewässer. Alleine über die Donau gelangen täglich 4 Tonnen Plastik ins Schwarze Meer. Seit Jahren schwimmen in der Donau mehr Plastikteilchen als Fischlarven – und es werden von Tag zu Tag mehr.

Greenpeace hat nun die Belastung mit Mikroplastik in den beliebtesten österreichischen Badeseen untersucht, darunter auch den  Attersee und Wolfgangsee. In allen Gewässern wurden in jeweils 2,9 Liter Proben Kunststoffteilchen gefunden. Die Bandbreite liegt von 1,1 bis zu 4,8 Kunststoffteilchen in einem Liter.

Seit vielen Jahren beschäftigt sich auch das Umweltressort des Landes Oberösterreich mit dem steigenden Problem Mikroplastik. Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder möchte aufzeigen und sensibilisieren: „Die Weltproduktion an Kunststoff hat sich seit den 1960er Jahren verzwanzigfacht. 700 Kilogramm Plastikmüll landen im Meer – in jeder einzelnen Sekunde. In unseren Meeren schwimmt mehr Plastik als Plankton. Es sind alarmierende Zahlen, die uns eines klar mitgeben: Wenn wir nicht handeln, müssen unsere Kinder ihre Zukunft auf einem gewaltigen Plastikmüllberg aufbauen!“

Im vergangenen Jahr startete vom Land OÖ ausgehend eine bundesweites Messprogramm, um Daten über die Ansammlung von Kunststoffen im Boden zu erheben. Mit dem novellierten Abfallwirtschaftsgesetzes des Landes OÖ trat im Vorjahr das Mehrweggebot bei großen Veranstaltungen in Kraft, mit dem der Einwegmüll nach Veranstaltungen eingedämmt wurde. Kaineder sieht den nächsten Schritt im Kampf gegen die Plastikmüllberge mit der Einführung des Pfandsystems auf Einweggetränkeflaschen durch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ab 1. Jänner 2025. Zusätzlich wird es ab 2024 die Pflicht geben, Getränke auch in Mehrweg anzubieten. „Wir sehen im europaweiten Vergleich, dass 90 Prozent Sammelquote nur in Ländern mit Pfandsystem erreicht werden können. Nicht nur die Single-Use-Plastic-Richtlinie kann mit einem Pfandsystem erfüllt werden, auch die Recyclingquote würde sich durch das qualitativ hochwertigere gesammelte Material schlagartig erhöhen“, so Klima-Landesrat Kaineder.

Mikroplastik wird im Donauraum an den internationalen Messtellen (TNMN-Messstellen) regelmäßig untersucht, und die Werte weiter veröffentlicht. Die Mikroplastikbelastung (kleiner 5 mm) der Donau und ihrer größeren Zubringer (Inn, Drau etc.) hat sich seit den 60er-Jahren vervielfacht. Im Frühjahr 2014 fand das erste umfassende Mikroplastik-Monitoring an der österreichischen Donau (Aschach und Hainburg) statt. In Hainburg wurden 17 Tonnen Plastik pro Jahr festgestellt, zwischen 6 und 66 kg pro Tag.

Um eine umfangreiche Datenlage zur Belastung der oberösterreichischen Gewässer mit Plastik und Mikroplastik zu bekommen, ist es eine repräsentative Probenahme unerlässlich. Die Methoden zur Probenahme sind herausfordernd und noch nicht zufriedenstellend beantwortet, es wird derzeit beim Umweltbundesamt daran gearbeitet. Geplant ist anschließend ein längerfristiges repräsentatives Messprogramm zu starten, um die Situation in den oberösterreichischen Gewässern umfassend erfassen zu können. „Sauberes Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Unser Wasserreichtum ist eines der Aushängeschilder Oberösterreichs. Daher brauchen ein klares Bild davon, was sich in unseren Gewässern abspielt, gerade wenn es um die zunehmende Verschmutzung durch Plastikmüll geht. Daher werde wir ein neues Analyseprogramm gemeinsam mit den Expertinnen und Experten unserer Gewässergüteaufsicht entwickeln“, betont Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.