Fukushima-Jahrestag

Presseaussendung

Fukushima-Jahrestag: mit Temelín lauert nukleare Gefahr in unmittelbarer Nähe zu Oberösterreich – Land OÖ mit Anti-Atom-Maßnahmenpaket

„So etwas kann nicht passieren“, dachten die Planer:innen, als sie die Höhe der Tsunami-Welle für die Auslegung der Sicherheitseinrichtungen für das Atomkraftwerk Fukushima berechnet haben. Das AKW sollte Tsunami-Wellen bis in eine Höhe von 5,7 Meter schadlos überstehen. Am 11. März 2011 kam es anders: das Kraftwerks-Gelände wurde von einer 14 Meter-Welle überflutet als Folge eines Erdbebens mit der Erdbeschleunigung von 0,56 g – zuvor wurde als Maximalwert 0,45 g angenommen.

Die Folgen waren und sind verheerend, 20 Millionen Kubikmeter verstrahlte Erde, Laub und Äste werden in Plastiksäcken gelagert. 1,3 Millionen Kubikmeter kontaminiertes Wasser, das zur Kühlung des Reaktors nötig ist, steht in Behältern am Anlagengelände – 97 Prozent der Lagerkapazität sind verbraucht, täglich kommen 150 Kubikmeter Wasser hinzu. Aus dem Reaktorgebäude abgepumptes mit radioaktivem Tritium kontaminiertes Grundwasser wurde bereits mehrere Male ins Meer entlassen. Einer unabhängigen Schätzung des Japan Center for Economic Research zufolge betragen die Kosten der Reaktorkatastrophe bis zu 500 Milliarden Euro. Schätzungen nach wird der Rückbau des verunfallten Atomkraftwerks in Fukushima noch mindestens 30 bis 40 Jahre dauern.

„Es ist kaum zu fassen, welches Ausmaß an menschlichem Leid, Zerstörung und Umweltbelastung Atomkraft anrichten kann. „So etwas kann nicht passieren“, das galt auch für das Thema Erdbeben in der Umgebung des AKW Temelín in Tschechien und doch bebte am 7. März die Erde. Nachdem das Prinzip „So etwas kann nicht passieren“ durch Fukushima erschüttert wurde, versuchte man mit Stresstests die Sicherheit der Anlagen zu erhöhen. Dass man nun, wie am Beispiel Temelín zu sehen, aufgrund technischer Einschränkungen wieder zu diesem Prinzip zurückkehren muss, ist Besorgnis erregend und zeigt die inhärente Gefahr durch die Atomkraft“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, der auch auf die konsequente Anti-Atom-Arbeit des Landes Oberösterreich verweist. So soll in der morgigen Sitzung der oö. Landesregierung ein neues Maßnahmenpaket im Rahmen der Anti-Atom-Offensive des Landes beschlossen werden. 330.000 Euro werden für Bewusstseinsbildung, Awareness und Bildungsarbeit im Kampf gegen Atomkraft bereitgestellt.

Erdbeben in unmittelbarer Nähe zu Temelín

Am 7. März 2024 um 11:41 kam es 35 km vom AKW Temelín entfernt in einer Tiefe von 23,2 km zum Erdbeben mit einer Stärke von 3,5. Meldungen zufolge war das Beben im Umkreis von 100 km zu spüren. Beschädigungen an Gebäuden wurden bislang nicht bekannt.

In der Folge der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurden die sogenannten Stress-Tests in europäischen AKW durchgeführt und Post-Fukushima-Ertüchtigungsmaßnahmen festgelegt. 2016 wurde vom Temelín-Betreiber CEZ der Abschluss der Umsetzung dieser Maßnahmen gemeldet, mit einer Ausnahme: Die Aufrechterhaltung der langfristigen Integrität des Containments zur Beherrschung von schweren Unfällen. Technische Lösungen, die hierbei die Kühlung der Kernschmelze sicherstellen sollen, wurden bisher als nicht durchführbar verworfen. Der Betreiber konzentriert sich daher lediglich auf die Vorbeugung eines schweren Unfalls. Die tschechische Atomaufsichtsbehörde hat diese Vorgangsweise akzeptiert und als Auflage für den Weiterbetrieb der beiden Temelín-Blöcke mit der Frist bis Ende 2024 vorgeschrieben.

(Oben Messung aus dem Netzwerk für Temelín, unten für Dukovany (160 km) – Messungen von Masaryk Universität Brno)