„Für unser Trinkwasser unterwegs“ – Präsentation der Ergebnisse der oberösterreichischen Hausbrunnenanalyse

Pressegespräch mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, DI Michael Gutmann (Wasserwirtschaft Land OÖ), Vizebürgermeisterin Katharina Dessl (Gemeinde Gramastetten) und DI Franz Zeilinger (Wassergenossenschaft Gramastetten

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„Für unser Trinkwasser unterwegs“ – Präsentation der Ergebnisse der oberösterreichischen Hausbrunnenanalyse – Neues Mess- und Prüfdienstfahrzeug unterstützt Wasserversorger bei Sicherung der Trinkwasserversorgung

Rund 15 Prozent der Bevölkerung und damit in etwa 228.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher beziehen ihr Trinkwasser eigenverantwortlich aus circa 90.000 privaten Hausbrunnen. Obwohl in den vergangenen 20 Jahren der Anschlussgrad an öffentliche Wasserversorgungsanlagen von 78 auf 85 Prozent in Oberösterreich gesteigert werden konnte, ist die Versorgung mit Hausbrunnen im Bundesländervergleich überdurchschnittlich hoch. Dies hängt einerseits mit der starken Zersiedelung und vielen Gebäuden in Einzellage zusammen, andererseits gibt es Gemeinden, die weder in den Ortszentren noch in größeren Siedlungen über eine öffentliche Wasserversorgung verfügen.

Zentrales Ziel des Landes Oberösterreich ist der Schutz und die nachhaltige Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung. „Neben dem Angebots des Landes „Für unser Trinkwasser unterwegs“, das jeder Hausbrunnenbesitzer in Anspruch nehmen kann, um fundierte Auskunft über den baulichen Zustand des Brunnens, aber auch über die Qualität des Trinkwassers zu bekommen, steht der Ausbau der öffentlichen Wasserversorgung im Mittelpunkt unserer Arbeit“, stellt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder klar.

„Aus zwei Gründen sehen wir hier Handlungsbedarf: Einerseits beeinflusst die fortschreitende Klimakrise auch den Wasserkreislauf und damit die Wasservorkommen. Trockenfallende Hausbrunnen sind hier schon jetzt traurige Folge. Andererseits wissen wir aus den Analyseergebnissen des Laborbusses im Rahmen unseres seit 30 Jahren bestehenden Angebots „Für unser Trinkwasser unterwegs“, dass der überwiegende Teil der Hausbrunnen keinen entsprechenden baulichen Zustand aufweist bzw. einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung stellt“, so Kaineder weiter.

Klarerweise ist ein Anschluss an eine öffentliche Wasserversorgung nicht in allen Fällen möglich, aber dort wo es möglich und sinnvoll ist, unterstützt das Land Oberösterreich mit Förderprogrammen den Ausbau gemeinsamer öffentlicher Versorgungsstrukturen. „Allen Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern, die auf eine Hausbrunnenanlage angewiesen sind, rate ich, vom Angebot des Landes Oberösterreich Gebrauch zu machen. Außerdem möchten wir darauf aufmerksam machen, dass ständige Wartung einer Hausbrunnenanlage unumgänglich ist, wenn man einwandfreies Trinkwasser beziehen möchte“, betont Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Ergebnisse aus der Hausbrunnenuntersuchung 2022

Die Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Oberösterreich stellt seit über 30 Jahren den Betreiber:innen von privaten Wasserversorgungsanlagen Unterstützung mittels eigenem Laborbus zur Verfügung. Dabei werden die Anlagen von Fachpersonal inspiziert, Mängel erhoben und Sanierungsmöglichkeiten aufgezeigt sowie Messungen vorgenommen und Wasserproben entnommen. Wobei ein Teil der Analysen noch vor Ort durchgeführt werden kann und Ergebnisse unmittelbar zur Verfügung stehen.

Diese zeigen, wie wichtig es ist, für die eigene Wasserversorgung Bewusstsein zu schaffen. Jede und jeder private Anlagenbetreiber:in sollte wissen, wie es um den baulichen Zustand der privaten Wasserversorgung sowie um die Qualität des eigenen Trinkwassers bestellt ist. Vielfach wird den Betreiber:innen die Anlage erst im Zusammenhang mit längeren Trockenphasen und Wassermangel in Erinnerung gerufen.

Handlungsbedarf gibt es allerdings bei einer Vielzahl der Anlagen, wie das Ergebnis der Beratungsaktion „Für unser Trinkwasser unterwegs“ auch im Jahr 2022 zeigte. Voriges Jahr konnten 1.134 private Wasserversorgungsanlagen inspiziert werden. Die rechtzeitige Vornahme von oftmals nur kleinen Maßnahmen könnte jedoch viele Probleme im Vorfeld vermeiden.

Eine aussagekräftige Zusammenfassung der Ergebnisse lässt sich am besten anhand der repräsentativen Untersuchungen zu Bakterien, Nitrat, Pestiziden sowie der Beurteilungen des bautechnischen Anlagenzustandes geben.

Bakteriologie

In Österreich wird Trinkwasser zu 100 Prozent aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Die häufigste Ursache für eine bakteriologische Beeinträchtigung des Trinkwassers ist der unmittelbare Kontakt zu Oberflächenwasser, zumeist bedingt durch mangelhafte bauliche Ausführung der Wasserspender. Von den untersuchten Anlagen wiesen 17 Prozent nicht geeignetes und 21 Prozent belastetes aber noch geeignetes Wasser zum menschlichen Verzehr auf, 62 Prozent zeigten einwandfreie Trinkwasserqualität.

Nitrat

Nitrate befinden sich in kleinen Mengen in jedem Wasser. Ein höherer Nitratgehalt ist ein Maßstab für den Grad der Belastung eines Bodens mit stickstoffhältigen Stoffen. Die Ursachen für die erhöhten Nitratwerte können beispielsweise unsachgemäße Düngung, ein ungünstiger Brunnen- oder Quellfassungsstandort, undichte Senkgruben oder Kanäle sein. Bei 6 Prozent der Anlagen wurde eine Überschreitung des Parameterwertes Nitrat (50mg/l) festgestellt, 75 Prozent zeigen einen Wert unter der Hälfte des Grenzwertes.

Pestizide

Pestizide sind chemische Substanzen mit teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die in der Landwirtschaft zur Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen, Pilzen und Tieren eingesetzt werden. Die Grenzwerte sind sehr niedrig angesetzt, sodass auch bei geringfügigen Überschreitungen gesundheitliche Auswirkungen ausgeschlossen werden können. Es ist jedoch ein Hinweis auf eine Beeinträchtigung der eigenen Wasserversorgung Bei 58 Prozent der Anlagen konnten keine Pestizide nachgewiesen werden, in 8 Prozent der Fälle wurden Grenzwerte überschritten.

Bauzustand

Insbesondere der bauliche Zustand der Wasserspender lässt oft zu wünschen übrig, jeder zweite zeigt Sanierungs- bzw. Verbesserungsbedarf. Ein Großteil der Mängel ist auf nicht fachgemäße Herstellung oder auf das zwischenzeitlich hohe Alter der Anlagen zurückzuführen.

Gesamtauswertung

Verschneidet man nunmehr die Auswertungen der chemisch-, bakteriologisch- und bautechnischen Untersuchungsergebnisse so zeigt sich, dass gerade einmal 15 Prozent aller Anlagen einen für eine Trinkwasserversorgung einwandfreien Zustand aufweisen.

Hausbrunnenberatung „Für unser Trinkwasser unterwegs“

Der Laborbus mit seinem Beratungsteam kann von den Gemeinden gebucht werden. Bei Interesse an einer Beratung, Inspektion und Beprobung einer privaten Wasserversorgungsanlage sollte man sich daher beim zuständigen Gemeindeamt anmelden. Für sonstige Fragen steht die Trinkwasser-Hotline des Landes Oberösterreich Montag bis Freitag von 8-13 Uhr unter 0732/7720-14422 kostenlos zur Verfügung.

Verbesserung der Versorgungsstruktur in Oberösterreich

In den letzten Trockenjahren hat sich gezeigt, dass gerade private Einzelwasserversorgungsanlagen störanfällig sind. Diese privaten Anlagen unterliegen, dem Prinzip der Eigenverantwortung folgend, weder dem Regime des Wasserrechtsgesetzes noch dem des Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetzes und somit auch nicht der behördlichen Aufsicht. Es ist daher selbst bei Überschreitung eines der in der Trinkwasserverordnung festgelegten Trinkwasserparameters nicht untersagt, das Wasser für den Eigenbedarf zu konsumieren. Betreiber:innen öffentlicher Wasserversorgungsanlagen wäre es demgegenüber jedoch verboten über einen Parametergrenzwert belastetes Wasser als Trinkwasser in Verkehr zu bringen.

Die Abteilung Wasserwirtschaft unterstützt daher entsprechend der Oö. Landesstrategie „Zukunft Trinkwasser“ den Ausbau gemeinsamer, ortsnaher Trinkwasserversorgungsstrukturen, die vorrangig von Gemeinden und Wassergenossenschaften betrieben werden. Hierzu wurde das Planungsinstrument „Trinkwasserversorgungskonzepte“ erarbeitet, bereits rd. 75 Prozent der Gemeinden in Oberösterreich konnten ihre Planungen abschließen. Nur noch wenige Gemeinden in Oberösterreich verfügen auch in den zentralen Ortsbereichen über keine gemeinsame Wasserversorgung.

Aufgrund relativ starker Zersiedelung in Oberösterreich wird es nicht möglich sein, jede entlegene Siedlung an eine größere, gemeinsame Trinkwasserversorgung anzuschließen. Gerade für solche Bereiche kann es jedoch wirtschaftlich und technisch sinnvoll sein, eine dezentrale gemeinsame Trinkwasserversorgung herzustellen. Als Organisationsform dazu hat sich dabei die Wassergenossenschaft sehr gut bewährt. In Oberösterreich haben sich bereits über 1.200 Wasserversorgungsgenossenschaften gegründet.

Wassergenossenschaftlicher Bau- und Servicedienst des Landes Oberösterreich:

Die Interessen aller Wassergenossenschaften in Oberösterreich werden im OÖ WASSER Genossenschaftsverband gebündelt, dessen Geschäftsstelle vom Land Oberösterreich unterstützt wird. Darüber hinaus stellt das Land Oberösterreich zur Unterstützung der auf Ehrenamt und Freiwilligkeit beruhenden und zu unterschiedlichsten Zwecken über 2.000 gegründeten Wassergenossenschaften mit dem Wassergenossenschaftlichen Bau- und Servicedienst der Abteilung Wasserwirtschaft zahlreiche Leistungen zur Verfügung. Dazu gehört auch die Ausrüstung laufend am aktuellen Stand der Technik zu halten.

Es wurde nunmehr ein neues Einsatzfahrzeug für den Mess- und Prüfdienst für Wasserversorgungsanlagen im Wert von über 100.000 Euro angeschafft. Mit dem Fahrzeug wird ein den aktuellen Anforderungen entsprechendes und maßgeschneidertes Spezialfahrzeug in den Dienst gestellt, das der Sicherung der Trinkwasserversorgung zahlreicher Wasserversorger dient.

Informationen zu den Leistungen des Wassergenossenschaftlichen Bau- und Servicedienstes finden sich auf der Homepage des Landes (https://www.land-oberoesterreich.gv.at/181257.htm) oder persönlich unter 0732/7720-14030.

Trinkwasserversorgung in Gramastetten

Die Marktgemeinde Gramastetten hat gemeinsam mit der Wassergenossenschaft Gramastetten ein Konzept zur Trinkwasserversorgung des Ortszentrums bis 2043 erstellt. Dieses Konzept stellt sicher, dass bereits bestehendes Bauland mit Trinkwasser sicher versorgt werden kann und definiert darüber hinaus die verantwortungsvolle, vorausschauende und nachhaltige Entwicklung des Ortes in den nächsten Jahren. Die Gesamtinvestitionskosten für die künftige Trinkwasserversorgung belaufen sich auf mehr als 2 Mio. EUR und umfasst beispielsweise einen neuen Hochbehälter mit bis zu 1000m³, den die Marktgemeinde Gramastetten errichten wird. Die Wassergenossenschaft ihrerseits ertüchtigt das innerörtliche Leitungsnetz und ergänzt mit Ringleitungen.

„Mit der neuen Quellschüttung in Türkstetten schaffen wir eine weitere wichtige Säule in der Versorgungssicherheit. Für die Marktgemeinde Gramastetten ist die Wassergenossenschaft ein wichtiger und verlässlicher Partner, die durch ihr ehrenamtliches Engagement Bürgerinnen und Bürgern tagtäglich mit gesundem Trinkwasser am technisch neuesten Stand versorgt“, bedankt sich Vizebürgermeisterin Katharina Dessl.

Die Gemeinde Gramastetten hat darüber hinaus in den letzten 5 Jahren rund 8 km neue Trinkwasserleitungen in periphere Ortsteile verlegt. So ist gewährleistet, dass auch landwirtschaftliche Betriebe während trockener Perioden ihre Haushalte und vor allem die Tiere mit ausreichend Wasser versorgen können. Möglich wurde dies durch ein Bürgerbeteiligungsmodell, wo betroffene Bürger:innen mit freiwilligen Baukostenbeiträgen die Errichtung mitfinanzieren. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Haushalte in einigen Ortsteilen nicht nur mit einem Wasseranschluss, sondern gleichzeitig mit Glasfaserkabel für schnelles Internet versorgt werden konnten. Es wurde im Zuge der Wasserleitungsgrabungsarbeiten mitverlegt.