Exkursion mit Schüler:innen zum Hallstätter Gletscher
Presseaussendung
Exkursion mit Schüler:innen zum Hallstätter Gletscher – Oberösterreichs Klima-Fieberthermometer schwindet in immer schnellerem Tempo
In einer außergewöhnlichen Konstellation präsentierte Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder heuer das seit 17 Jahren von Land Oberösterreich und Energie AG finanzierte Messprogramm „Massenbilanz am oberösterreichischen Hallstätter Gletscher“. Gemeinsam mit 20 Schüler:innen des BRG Enns und Medienvertreter:innen näherte man sich in einer kräfteraubenden Wandertour im hochalpinen Gelände vom Krippenstein aus über die Simonyhütte dem größten Gletscher der nördlichen Kalkalpen an. Das gemeinsame Projekt mit den Schüler:innen aus Enns entstand aus einem Klima- und Umweltschwerpunkt der Schule mit dem Projektleiter des Messprogramms Klaus Reingruber von BlueSky Wetteranalysen und Kay Helfricht vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Nach dem Aufstieg ging es weiter von der Simonyhütte in Richtung der „Eisseen“ mit direktem Blick auf das schwitzende „ewige“ Eis. Der Meteorologe und Glaziologe Klaus Reingruber erklärte in der eindrucksvollen Umgebung des Dachsteins, dass der Gletscher seit 1856 rund die Hälfte seiner Fläche und mehr als drei Viertel seines Volumens verloren hat. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Gletscherschwund deutlich verstärkt hat. Voriges Jahr mussten gar der größte Massenverlust mit rund 6 Prozent seines Volumens sowie 6,3 Millionen Kubikmeter Nettoverlust an Wasser seit Messbeginn hingenommen werden. „Für ein gutes Gletscherjahr braucht es drei Elemente: viel Schneefall im Winter, ein milder Sommer und im besten Fall etwas Schneefälle auch im Sommer, die das Eis vor der Sonneneinstrahlung schützen können. Keines dieser drei Elemente hatten wir im vorigen Jahr. Für heuer sieht die Prognose bisher besser aus, da ein kühles Frühjahr mit viel Niederschlag eine große Schneedecke auf den Gletscher legen konnte“, konnte Reingruber den Exkursionsteilnehmer:innen mitgeben.
Große Betroffenheit stellte sich allerdings ein, als Reingruber und Helfricht den Schüler:innen erklärten, dass der jetzt noch weithin sichtbare Gletscher in wahrscheinlich 20 Jahren von der Simonyhütte und den Eisseen aus nicht mehr sichtbar sein wird und die gesamte Eisfläche spätestens zur Jahrhundertwende gänzlich weggeschmolzen sein wird. Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder ergänzte: „Wir sehen am Messprogramm am Hallstätter Gletscher in welch atemberaubenden Tempo sich die Klimakrise beschleunigt. Ein Klimarekord reiht sich um den anderen und unsere Ökosysteme kommen mehr und mehr unter Druck. Lange bleibt nun nicht mehr, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Klar ist auch schon, dass wir den Hallstätter Gletscher nicht mehr retten können, auch in den optimistischsten Klimaszenarien. Aber er ist Alarmsignal, dass wir hier schleunigst eine wirkungsvolle Klima- und Energiestrategie und eine Beschleunigung beim Ausbau erneuerbarer Energien brauchen.“
Die Schüler:innen nutzten die zweitägige Exkursion zum Gletscher auch für Interviews mit den Gletscherforscher:innen, mit dem Hüttenwirt und seinem Team, aber auch mit den mitgereisten Medienvertreter:innen. Kaineder bedankte sich zum Abschluss der Exkursion für das Engagement und das große Interesse der Schüler:innen sowie bei den Lehrkräften, die sich dieser Herausforderung einer hochalpinen Exkursion gestellt haben und damit ein einzigartiges Klima-Bildungsprojekt umgesetzt werden konnte.
Um die Gletscherschmelze zu visualisieren, wurde die Web-Anwendung „Apptauen“ entwickelt. Hier können sich Interessierte ansehen, wie groß der Gletscher 1856 war und wie er wahrscheinlich um 2100 aussehen wird. www.apptauen.at
Alle Infos zum Messprojekt sowie alle jährlichen Massenbilanzen können unter https://dachsteingletscher.info/ abgerufen werden .