Blühende Zukunft: Boden schützen, Bienen retten!

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Mag. Norbert Rainer (Geschäftsführer Klimabündnis OÖ), Mag.a Gerlinde Larndorfer-Armbruster (Klimabündnis OÖ), Mag.a Agnes Reiter (Bürgermeisterin Raab) und DI Markus Kumpfmüller (Obmann REWISA-Netzwerk)

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Blühende Zukunft: Boden schützen, Bienen retten!

OÖs. Boden- und Biodiversitätsnetzwerk wächst weiter: 100. Gemeinde und REWISA Netzwerk ins Bodenbündnis Oberösterreich aufgenommen

„Gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage, sie reinigen unser Grundwasser, halten Wasser zurück und schützen so vor Überschwemmung. Böden speichern mehr Kohlenstoff als die Wälder und nicht zuletzt bauen wir darauf unsere Lebens- und Futtermittel an. Aber Böden sind auch ein vielfältiges Ökosystem und auch die Basis der biologischen Vielfalt. So nisten rund 70 % der heimischen Wildbienen im Boden. Der Juni steht ganz im Zeichen von Klima, Boden und Biodiversität: mit einem Informationsschwerpunkt soll auf die Bedeutung des Bodens hingewiesen und Möglichkeiten zum Bodenschutz aufgezeigt werden. „Dass gesunder Boden ebenso wie saubere Luft oder reines Wasser unsere Lebensgrundlage und eine endliche Ressource ist, muss noch mehr Menschen bewusst werden. Klima- und Biodiversitätskrise hängen eng mit unserem Umgang mit Boden zusammen“, erklärt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, dessen Ressort den Bereich Boden, Bienen und Garten des Klimabündnis OÖ fördert.

„Ob am KlimaAcker, im Kistengarten, auf öffentlichen Flächen oder im Gemeinschaftsgarten – ein gesunder Boden ist die Basis für gesunde Pflanzen und Vielfalt. Bodenfreundlich und bienenfreundlich Garteln ist leicht und bringt Vorteile für Klima, Mensch und Natur“, freut sich Norbert Rainer, Geschäftsführer des Klimabündnis Oberösterreich

Bodenbündnis-Netzwerk wächst weiter

Mit der Marktgemeinde Raab ist die bereits 100ste oberösterreichische Gemeinde dem Bodenbündnis beigetreten. „Damit lebt fast jede zweite Oberösterreicherin und jeder zweite Oberösterreicher in einer Bodenbündnis-Gemeinde“, freut sich Gerlinde Larndorfer-Armbruster, die das Bodenbündnis OÖ, als Teil des Klimabündnis OÖ erfolgreich betreut. „Kommenden Freitag, 7. Juni 2024 wird sogar eine ganze Region offiziell dem Bodenbündnis beitreten. Neben Bad Goisern sind nun auch Gosau, Obertraun und Hallstatt sowie der RHV Hallstättersee Mitglied des Netzwerkes“, ergänzt Larndorfer-Armbruster.

„Wir sind nun schon seit einiger Zeit eine Bienenfreundliche Gemeinde, da war der Beitritt zum Bodenbündnis ein logischer Schritt für uns. Die Initiative ging hierfür von einer engagierten Gemeinderätin aus, außerdem hat unsere Mittelschule großes Interesse am Thema Bodenschutz. Als Bürgermeisterin habe ich den Bodenbündnis-Beitritt von Raab immer befürwortet, weil auch mir das fortschreitende Verbetonieren unserer Natur negativ auffällt. In Raab haben wir schon mehrere Blühwiesen, auf denen wir die Natur die Natur sein lassen“, so die Bürgermeisterin von Raab, Agnes Reiter.

„Immer mehr oberösterreichische Gemeinden setzen ein Zeichen, dass Bodenschutz und Biodiversität wichtige kommunale Aufgaben sind“, freut sich Norbert Rainer, Geschäftsführer des Klimabündnis OÖ über die neuen Mitglieder.

Das Bodenbündnis

Das Bodenbündnis ist ein europäisches Gemeinde-Netzwerk mit dem Ziel einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit Boden zu forcieren und das Bewusstsein für die Bedeutung des Bodens zu steigern. Dabei kann die Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich ansetzen, z.B. durch bodensparende Raumplanung, dem sorgsamen Umgang mit Boden bei Baustellen oder durch Information der Bevölkerung. „Beim Umgang mit den eigenen öffentlichen Flächen können sie wichtige Vorbildfunktion übernehmen, indem sie diese ökologisch ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutz pflegen und naturnah sowie torffrei gestalten“, so Kaineder.

Neben den Gemeinden tragen auch immer mehr Organisationen die Ziele des Bodenbündnis mit. Neben dem Architekturforum OÖ, dem Siedlerverband, Landes- Obst- und Gartenbauverein ist das das REWISA-Netzwerk das jüngste Mitglied im Bodenbündnis.

REWISA-Netzwerk

Das REWISA-Netzwerk ist eine österreichweite Vereinigung von Betrieben und Personen, die sich die naturnahe Planung, Anlage und Bewirtschaftung unserer Freiräume zum Ziel gesetzt haben – vom Kindergarten bis zum Friedhof, vom Privatgarten bis zum Industriegebiet. Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit heimischen Wildpflanzen aus regionalen Herkünften. Sie ist die wichtigste Voraussetzung für eine hohe Biodiversität an Insekten und allen anderen Tierarten. Die Verwendung heimischer Wildpflanzen ermöglicht und bedingt auch einen Verzicht auf Pflanzengifte und synthetische Düngemittel, die Reduktion des Pflegeaufwands sowie den Erhalt gewachsener Böden.

Die Abkürzung „REWISA“ steht für: Regionale Wildpflanzen und Samen. Die Mitglieder sammeln und vermehren Saatgut von naturnahen Standorten in Österreich und verwenden diese bei neu geplanten Projekten ebenso wie bei Renaturierungen. Als Netzwerk verpflichten sich die Mitglieder zur Zusammenarbeit und zum konstruktiven Austausch von Wissen und Erfahrungen.

„Mit dem REWISA-Zertifikat kann die regionale Herkunft unserer Pflanzen von der Sammlung des Saatguts bis zum Verkauf nachverfolgt werden. Unsere ProduzentInnen werden jährlich von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft“, erklärt Obmann Markus Kumpfmüller.

Aktuell umfasst das REWISA-Netzwerk 34 Mitglieder in allen Bundesländern Österreichs sowie Südtirol. Der Vereinssitz ist in Steyr / Oberösterreich. Die Website www.rewisa-netzwerk.at umfasst die Kontaktadressen aller Mitglieder sowie Listen der Gehölze, Wildblumen und Gräser, die gesammelt und vermehrt werden. Das Angebot umfasst derzeit:

  • Über 100 Bäume und Sträucher
  • Über 300 Wildblumen und Gräser als bewurzelte Pflanzen im Topfballen
  • Über 900 Pflanzenarten als Samen
  • Zahlreiche Saatgutmischungen für zweimähdige Blumenwiesen, einmähdige Bunte Säume, Blumenschotterrasen, Blumen-Sickermulden

Das REWISA-Netzwerk ist politisch unabhängig. Mitglieder des REWISA-Netzwerks sind als BeraterInnen und ReferentInnen tätig und kooperieren eng mit Forschungsstellen und Umweltorganisationen.

Bodenfreundliche Angebote – Bewusstsein für Boden schaffen

Das Klimabündnis Oberösterreich ist Koordinierungsstelle des Bodenbündnis in OÖ und somit Ansprechpartner für Gemeinden, Bildungseinrichtungen und Organisationen bei Fragen rund um Boden, Bodenschutz und Biodiversität.

Der neue Angebotskatalog zeigt die vielfältigen Möglichkeiten auf, wie Boden zum Thema gemacht werden kann und welche Projekte Gemeinden oder Bildungseinrichtungen umsetzen können. Auch online auf der Informationsdrehscheibe www.bodenfreundlich.at

sind alle Angebote zu finden:

  • Aktuelle Veranstaltung: Seminar „Raum planen – Boden schützen“ am 7. Juni und der erste SoilWalk der TU Wien in OÖ am 8. Juni im Wissensturm in Linz.
  • Boden-Vorträge

Breite Palette von Vorträgen rund um Boden & Biodiversität „Gesunder Boden für gesunde Pflanzen“, „Mein klimafitter Garten – wie Boden und Klima zusammenhängen“, „Garteln ohne Gift“ oder „Vielfältige Lebensräume im Garten“ tourt durch Oberösterreich und zeigt auf, was jeder einzelne für Vielfalt und Bodenschutz beitragen kann.

  • Boden-Workshops für Bildungseinrichtungen

Bereits 50 Bodenworkshops konnten heuer vom Kindergarten bis zur Mittelschule abgehalten werden. Die Palette reicht von „Wir begreifen Boden“, einem (Wild)bienen Workshop bis zum Raumplanungsworkshop „Wir begreifen Raum“.

Neu konzipiert wurde der Workshop „Wir begreifen die bunten Böden dieser Erde – Malen mit Erdfarben“, der die globale Dimension und Vielfalt an Böden in den Mittelpunkt stellt.

  • Boden-Koffer

Ob mit lustigen Spielen, bunten Büchern oder spannenden Forschermaterialien, mit dem Bodenkoffer können schon die Kleinsten den Boden als lebendiges Ökosystem erleben und erforschen. Die Boden-Koffer gibt es altersangepasst kostenlos zu entlehnen.

  • Gärten der Vielfalt

„Immer mehr Menschen haben Lust ein Stück Boden zu bearbeiten, auch wenn sie selber keinen eigenen Garten haben. Verschiedene Gartenformen, wie Selbsterntegärten, interkulturelle Gärten oder Gemeinschaftsgärten sind in den letzten Jahren entstanden. Auch der Schulgarten wird wieder verstärkt als Lernort genutzt“, spricht Larndorfer-Armbruster aus Erfahrung in der Begleitung der Initiativen. „Gärten wie diese fördern den Bezug zum Boden, Wertschätzung für Lebensmittel, fördern die gesunde Selbstversorgung und schaffen grüne Oasen in den Gemeinden. Beim gemeinschaftlichen Gärtnern entsteht aber auch Raum für spannende Begegnungen und Austausch“, freut sich Kaineder über das wertvolle Angebot. Das Bodenbündnis OÖ unterstützt diese Garteninitiativen, bietet Workshops und fachliche Beratung und baut das Angebot laufend aus. So wurde das Konzept des Kistengartens für Bildungseinrichtungen initiiert:

Kistengarten – kleiner Garten ganz groß

Dabei handelt es sich um eine einfache, platzsparende Gartenform, die es ermöglicht, Kindern auf sehr wenig Raum das Garteln näher zu bringen. Dabei füllt jedes Kind seine kleine Holzkiste mit „Gartenleben“ – von Frühlingsblühern bis zu Kräutern zum Verkochen reicht die Palette. Die Bausätze für die Kisten werden von der Lebenshilfe OÖ hergestellt, von den Kindern selbst gestaltet und zusammengebaut. In Workshops mit Referent:innen des Klimabündnis werden sie gemeinsam bepflanzt. Bereits fünf Kistengärten sind auf diese Weise in Oberösterreich entstanden.

  • Wettbewerb „Gemeinsam Klima-Garteln“

Mit diesem Wettbewerb will das Bodenbündnis OÖ aufzeigen, wie Klimabildung und Bodenschutz durch gemeinsames Garteln im Kindergarten, Schule oder Hort vermittelt werden kann. Bildungseinrichtungen waren bis Ende Mai geladen ihre Garten-Projekt einzureichen – 47 tolle Einsendungen haben uns erreicht aus denen die Jury drei Sieger küren wird. Die Entscheidung wird schwerfallen, Projekte wie „Unser Hochbeet lebe hoch“ oder „Naschgarten für Tiere“ zeigen wie engagiert die Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur BAFEP sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

  • KlimaAcker-Rekord: heuer 16 neue Bildungseinrichtungen dabei

„Ein KlimaAcker ist ein besonders bunter und artenreicher Schulgarten voller verschiedener Kräuter und essbaren Blüten, einer Naschhecke, sogar einem Obstbaum und natürlich voller lebensfroher Kinder, die den KlimaAcker selbst gestalten und als Lernraum regelmäßig nutzen können“, erklärt Larndorfer-Armbruster. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Themen Boden, Klimawandel und Klimawandelanpassung im Alltag – natürlich angepasst an alle Altersstufen und spezifisch für jede Bildungseinrichtung.

„Das Interesse einen KlimaAcker anzulegen war heuer besonders hoch: 16 neue Äcker wurden heuer neu angelegt, darunter Kindergärten, Volksschulen, Mittelschulen und Oberstufen, verteilt auf ganz Oberösterreich“, freut sich Norbert Rainer.

Zu den KlimaAcker-Bildungseinrichtungen 2024 zählen die Kindergärten Kunterbunt Thalheim und Neuhofen, die Volksschulen Wilhering, Moosbach, Hart, Bruckmühl, Ohlsdorf, Reiterndorf Bad Ischl, Pinsdorf, Eberstalzell, Eberschwang, die Pestalozzi-Schule Braunau, die Mittelschulen Ternberg und Phönixschule Attnang-Puchheim sowie die HAK Vöcklabruck und die Anton Bruckner International School.

„Hunderte Schüler:innen und Kindergartenkinder pflanzen, gießen und ernten hoch motiviert in 42 Bildungseinrichtungen“, berichtet Klima- und Umweltlandesrat Kaineder.

Tipps zum bodenfreundlich & klimafitten Garteln – gesunde Gartenböden nützen Mensch, Klima und Natur

  • Schonende Bodenbearbeitung fördert das Bodenleben – nicht bei nassem Boden bearbeiten und nur wenn unbedingt nötig umgraben.
  • Kompost ist der ideale Dünger und hilft Stoffkreisläufe im Garten zu schließen
  • Verzicht auf Torf hilft Moore zu schützen
  • Garteln ohne Gift – ist gut für den Boden und die Vielfalt
  • Gartenböden richtig gießen: seltener dafür ausgiebig am besten am Morgen gießen
  • Mulchen schützt vor Austrocknung
  • Auf Vielfalt setzen – ein Garten mit regionalen, heimischen Wildsträuchern und Stauden, ein Blumenkisterl mit Kräutern wie Schnittlauch oder Salbei, oder ein „Wildes Eck“ mit Blumenwiese, Totholz und Sandhaufen – so kann man der Natur ein Stück Boden zurückgeben.
  • Versiegelung minimieren: Die Einfahrt oder den Gartenweg nicht mit Beton oder Asphalt anlegen, sondern als Schotterrasen, mit Kräuterrasen-Gittersteinen oder wassergebunden gestalten hilft Boden zu erhalten, Wasser zu versickern und zu kühlen.

Nähere Informationen unter

www.bodenfreundlich.at

www.bienenfreundlich.at