Oberösterreich am Weg zur Klimaneutralität

Pressekonferenz mit Landesrat Stefan Kaineder und em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Schneider (Johannes Kepler Universität Linz)

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Oberösterreich am Weg zur Klimaneutralität – Neue Studie zeigt, wie sich eine engagierte Energiewende auf Beschäftigung und Wirtschaftswachstum auswirken würde

Die Coronakrise hat eine erhebliche Wirtschaftskrise verursacht. Um aus dieser Krise bestmöglich herauszukommen, gebe es zwei Möglichkeiten, so der oberösterreichische Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Wir können den alten Weg mit mehr Beton und Straßen wählen, aber damit machen wir unseren Planeten kaputt. Oder wir nehmen den neuen, den grünen Weg mit Zukunftsinvestitionen und sicheren Arbeitsplätzen, denn die heimische Innovationskraft bei sauberen Technologien ist enorm. Viele Unternehmen sind Marktführer in der Ökotechnologie. Wir haben hier im Land größtes Know how, höchste Innovation und Qualifikation. Wir haben die Bildungs- und Forschungseinrichtungen, diesen Prozess zu beschleunigen. Und wir haben Vorzeigeunternehmen, die bereits jetzt konkret daran arbeiten in neue, revolutionäre Technologie-Sphären vorzustoßen.“

Wie die neue Studie zeigt, könnten alleine in Oberösterreich mehr als 14.000 Jobs bis 2030 im Bereich Erneuerbare Energien entstehen. „Oberösterreich hat die Chance, zum Silicon Valley der Erneuerbaren und der Green Jobs zu werden. Die Politik muss nur besser heute als morgen die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten übergeben wollen, müssen wir schleunigst eine Zäsur einleiten“, so Klima-Landesrat Kaineder weiter.

Das Energieinstitut der Johannes Kepler Universität hat schon in der österreichweiten Studie „Wirtschaftswachstum und Beschäftigung durch Investitionen in Erneuerbare Energien“ analysiert, dass der Ausbau von erneuerbarer Energie in Österreich einen bedeutenden Konjunkturmotor darstellt und weist die positiven Ausprägungen für Beschäftigung, Bruttoinlandsprodukt und CO2-Reduktionen aus.

„Wenn wir den oö. Industriestandort nachhaltig absichern wollen, braucht es diese mutige Schritte nach vorne in Richtung Energiewende, Verkehrswende und vor allem auch den Umbau zu einer klimafitten Industrie. Etwa Ölheizungen festzuhalten, ist nicht nur zukunftsvergessen, es ist eine Lobbyarbeit für die Ölscheichs und Ölmagnaten dieser Welt. Wer die heimische Wirtschaft stärken will, setzt jetzt auf Biomasseheizungen „Made in Oberösterreich“, die in den letzten Jahren zum Weltmarkt- und Welttechnologieführer aufgestiegen sind“
, so Klimalandesrat Stefan Kaineder, der beim em. Universitätsprofessor Dr. Friedriech Schneider eine Studie zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung durch Investitionen in Erneuerbare mit dem Fokus auf die Auswirkungen auf Oberösterreich in Auftrag gegeben hat, deren Ergebnisse heute präsentiert werden.

Kurzstudie: Wirtschaftswachstum und Beschäftigung durch Investitionen in Erneuerbare Energien in Österreich und Oberösterreich, Juni, 2021

Positive Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau sowie auf die heimische Wertschöpfung bei einer Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger können auf nationaler und regionaler Ebene generiert werden. Die Analysen für Österreich und Oberösterreich zeigen, dass die ausschlaggebendsten Treiber für die insgesamt positive makroökonomische Tendenz Investitionsimpulse in neue Strom- und Wärmeproduktionsanlagen und Heizsysteme auf Basis erneuerbarer Energieträger sowie die Reduktion der Wertschöpfungsabflüsse durch geringere Energieimporte sind. Investitionsimpulse für die Konjunktur im Rahmen des Entstehungs- und Nutzungsprozesses Erneuerbarer Energien ergeben sich durch die notwendige Produktion von Technologiekomponenten, Errichtung der Anlagen sowie Dienstleistungen während der Planungs- bzw. Initiierungsphase. Auch der Betrieb der Anlagen generiert Wertschöpfung, zumal wenn importierte Brennstoffe durch erneuerbare abgelöst werden.

Österreich-Ebene

Österreichweit ergeben sich bis 2030 Ausbauszenarien für Technologien zur erneuerbaren Energieproduktion im Ausmaß von gesamt 42 TWh sowie von 3,6 GW an erforderlicher Stromspeicherleistung.

Mit dem Ausbau der betrachteten verschiedenen Technologien zur Energieproduktion und -speicherung von Erneuerbaren zwischen 2020 bis 2030, der Investitionen von 4,5 Mrd. € pro Jahr auslöst, werden pro Jahr durchschnittlich mehr als 100.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert und es entsteht ein zusätzliches BIP von durchschnittlich ca. 9,8 Mrd. € pro Jahr.

Oberösterreich-Ebene

Exemplarisch für den potentiellen volkswirtschaftlichen Nutzen auf regionaler bzw. oberösterreichischer Ebene infolge von Investitionen zum Ausbau Erneuerbarer Energie werden im Folgenden Simulationsergebnisse für den Ausbau bis 2030 in Oberösterreich von Biomasse (Pelletsheizungen), Photovoltaik und Pumpspeicherkraftwerken berechnet.

1. Der Ausbau des Potentials von Biomassewärme durch Pelletsheizungen von zusätzlich 5 PJ in 2030 führt zu einer Erhöhung des BRP von durchschnittlich ca. 240 Mio. € pro Jahr und der Schaffung oder Sicherung von 3.700 Beschäftigen im Zeitraum 2022-2030.

2. Eine potentielle Stromerzeugung durch Photovoltaik im Jahr 2030 von 3,5 TWh führt zu einer Erhöhung des BRP von durchschnittlich ca. 670 Mio. € pro Jahr und der Schaffung oder Sicherung von 8.900 Beschäftigen im Zeitraum 2022-2030.

3. Die Umsetzungen von Pumpspeicherkraftwerk-Projekten mit einer Leistung von insgesamt 450 MW führt zu einer Erhöhung des BRP von durchschnittlich ca. 120 Mio. € pro Jahr und der Schaffung oder Sicherung von 1.500 Beschäftigen im Zeitraum 2023-2030.

4. Werden die volkswirtschaftlichen Ergebnisse der drei Maßnahmen aggregiert, so bewirkt deren Umsetzung in Summe im Durchschnitt über 2023 bis 2030 pro Jahr ein zusätzliches BIP in Oberösterreich von 1,030 Milliarden € und die Schaffung oder Sicherung von 14.100 Arbeitsplätzen.

Wasserstoff kann im zukünftigen Energiesystem Oberösterreich besonders für drei Bereiche höchst relevant werden. Diese umfassen die Umstellung von industriellen Prozessen auf CO2-freie bzw. auf CO2-neutrale Prozesse (Einbindung von Kohlendioxid als Ressource), die Langzeitspeicherung von Strom bis zu einer saisonalen Speicherung (etwa von Strom aus Photovoltaik-Anlagen) sowie die Transition des Güterverkehrs (Anwendungen mit großer Reichweite).