Erfolgsgeschichte der Klima- und Energiemodellregionen in OÖ

Online-Pressekonferenz mit Bundesministerin Leonore Gewessler, Landesrat Stefan Kaineder, Mag. Norbert Rainer (Klimabündnis OÖ), Dr.in Sabine Naderer-Jelinek (Bürgermeisterin Leonding), Ing. Dietmar Kapsamer (Bürgermeister Kirchberg Thening) und Mario Mühlböck (Bürgermeister Wilhering)

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„Die Erfolgsgeschichte der Klima- und Energiemodellregionen in Oberösterreich wird durch die neue Region Kürnbergwald fortgesetzt“

Klima- und Energiemodellregionen (KEM) sind gemeindeübergreifende Kooperationsgemeinschaften, die schon heute vorzeigen, wie die Klima- und Energiezukunft aussieht. Die KEM sind ein Programm des Klima- und Energiefonds, in dessen Rahmen regionale Klimaschutzprojekte und das regionale Modellregionsmanagement kofinanziert werden. Alleine in Oberösterreich gibt es zwölf aktive Klima- und Energiemodellregionen, die Vorzeigeprojekte im Bereich der Mobilitäts- und Energiewende auf dem Weg zu einer CO2-freien Wirtschaft umsetzen.


„Die Klima- und Energiemodellregionen sind Vorzeigeprojekte im Klimaschutz in Österreich. Und sie sind ein Erfolgsmodell. Denn im Kampf gegen die Klimakrise sind wir am erfolgreichsten, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Vom Bund über die Länder bis zu den Gemeinden. Und deshalb freue ich mich ganz besonders, dass die Region Kürnbergwald in Zukunft eine von 102 KEM-Regionen in Österreich sein wird“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.


„Durch die geförderten Projekte im Rahmen der KEM wird nicht nur ein Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise geleistet, auch die heimische Wirtschaft profitiert nachhaltig davon“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder. Beispiele für Projekte im Rahmen der gemeindeübergreifenden Kooperationen sind Investitionen in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie, Holzheizungen, Sanierungen, E-Ladestationen oder Bewusstseinsarbeit. „KEM-Regionen sind ein guter Beleg dafür, dass wir den Kampf gegen die Klimakrise nur gemeinsam gewinnen können. Zwischen den Gemeinden Kirchberg-Thening, Leonding und Wilhering gibt es bereits eine gute Zusammenarbeit und großes Engagement im Bereich Klimaschutz. Mit der KEM-Region Kürnbergwald wird das Engagement der Gemeinden im Bereich Klimaschutz noch effektiver“, freut sich Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Überblick über die KEM
Österreichweit gibt es 102 Klima- und Energiemodellregionen (898 Gemeinden). In Oberösterreich gibt es 12 KEM (208 Gemeinden, 580.932 EW)

– Donau-Böhmerwald mit 37 Gemeinden (57.751 EW)
– Sterngartl-Gusental mit 16 Gemeinden (47.563 EW)
– Freistadt mit 23 Gemeinden (56.874 EW)
– Urfahr West mit 9 Gemeinden (30.855 EW)
– Eferding mit 13 Gemeinden (37.223 EW)
– Mostlandl Hausruck mit 32 Gemeinden (63.305 EW)
– Vöckla-Ager mit 21 Gemeinden (56.557 EW)
– Mondseeland mit 7 Gemeinden (16.571 EW)
– Traunsteinregion mit 11 Gemeinden (57.748 EW)
– Traunviertler Alpenvorland mit 23 Gemeinden (77.941 EW)
– Energie Regatta mit 13 Gemeinden (38.925 EW)
– Kürnbergwald mit 3 Gemeinden (39.617 EW)

„2020 haben drei KEM (Energie Regatta, Urfahr West und Traunviertler Alpenvorland) in OÖ zur Weiterführung eingereicht und wurden genehmigt. Diese werden in den nächsten drei Jahren wieder Klimaschutzprojekte umsetzen. Weiters hat in Begleitung des Klimabündnis OÖ mit der KEM Kürnbergwald eine neue KEM eingereicht und wurde genehmigt. Die neue KEM hat jetzt ein Jahr Zeit zum Verfassen eines Umsetzungskonzepts. Nach Genehmigung durch eine Jury (besetzt durch Klima- und Energiefonds und KPC) wird diese neue KEM während zwei Jahren Klimaschutzprojekte umsetzen“, so Norbert Rainer vom Klimabündnis Oberösterreich.


Best Practice Projekte aus den Regionen:

Donau-Böhmerwald:

Energiegenossenschaft Donau-Böhmerwald eGen: PV-Bürgerbeteiligung Mittlerweile arbeiten 53 Sonnenkraftwerke auf Gemeindedächern mit insgesamt über 1,1 Megawattpeak Leistung.

Sterngartl-Gusental
Sammelpassaktion Freunde der Erde (Gewinner des Climatestar 2019)

Über eine Sammelpassaktion wurde bei der gesamten Regionsbevölkerung Bewusstsein geschaffen, dass jetzt etwas gegen den Klimawandel getan werden muss und jede/r Einzelne mit seinem Lebensstil etwas zum Schutz unseres Planeten beitragen kann.

Freistadt
Bewusstseinsbildung durch z.B. Seminarreihe Leben am Land – Räumlich neu Denken mit Exkursionen oder auch Radiosendungen im Freien Radio Freistadt.

Eferding
Gründung Energiegenossenschaft zur Abwicklung von PV-Bürgerbeteiligungen, E-Carsharing und Energiecontracting-Projekten.

Mostlandl Hausruck
Entwicklung eines flächendeckendes Micro ÖV Systems im peripheren Raum in Abstimmung mit dem öffentlichen Verkehr (Planung und Umsetzung). Vöckla-Ager Nachhaltigkeitskonzept für kommunale Betriebe am Beispiel REVA Eishalle Vöcklabruck: Nachhaltigkeitskonzept beinhaltet wesentliche Maßnahmen zur Energieeffizienz, Einsatz erneuerbarer Energien und nachhaltige Bewirtschaftung.

Mondseeland
Initiierung und Verbreitung der Solarpotentialanalyse Mondseeland: Aufschluss bezüglich der Eignung von Photovoltaik- oder Solaranlagen für jedes Gebäudedach in den Mondseelandgemeinden.

Traunsteinregion
„Energieräubern auf der Spur“ – Ein Buch für Schüler: Das Buch dient als Lehrmaterial für die 3. und 4. Klassen der NMS und Gymnasien.

Energie Regatta
Energiemonitoring: Die Energieverbrauchsdaten für Strom, Wärme und Mobilität werden für alle KEM Energie-Regatta Gemeinden auf Zählpunktebene erfasst und analysiert.

Traunviertler Alpenvorland
Klimaerlebnisweg: Themenweg „Klima und Klimawandel“ auf dem Gelände des Stifts Kremsmünster. Der Weg beleuchtet den Spannungsbogen zwischen Klimawandel und Schöpfung.

Urfahr West
Schlag den Energiemanager: Um mehr Menschen in der Region dazu zu motivieren, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und damit das Klima zu schützen, geht der Regionsmanager der KEM Region Urfahr West mit gutem Beispiel voran. Auf der Online Plattform radeltzurarbeit.at können alle Teilnehmer/innen an der Challenge „schlag den Energiemanager“ ihre gefahrenen Kilometer eintragen.

Jährlich wird ein/e KEM-Manager/in des Jahres gewählt. Dreimal kam diese/r aus Oberösterreich. 2019 Simon Klambauer, Sterngartl Gusental, 2017 Sabine Pommer (vorher: Watzlik) Vöckla-Ager, 2016 Markus Altenhofer, ehemaliger KEM Manager Donau Böhmerwald.

KEM – Qualitätsmanagement
Für alle seit 2015 einreichenden KEMs (Neuantrag oder Weiterführung) ist das KEM-QM verpflichtend durchzuführen. Das Qualitätsmanagement basiert auf der Systematik der Instrumente von e5 (international als European Energy Award (eea) bezeichnet), die seit Jahren auf Gemeindeebene verwendet werden. Das KEM-QM besteht im Wesentlichen aus einer unterstützenden Begleitung für Modellregionsmanager/innen sowie einer externen Auditierung (inkl. Auditbericht) gegen Ende einer KEM-Phase bzw. vor der Einreichung zur Weiterführung. Übergeordnetes Ziel ist die Qualitätssicherung der Modellregionenarbeit und die Entwicklung der regionalen Energiepolitik abzubilden.
In Oberösterreich werden die KEMs von Mitarbeiter/innen des Klimabündnis Oberösterreich im Rahmen des KEM-QMs begleitet und beraten.
2021 werden in OÖ vier KEM-QM Audits durchgeführt.

ARGE KEM OÖ
Zur besseren Vernetzung und zum kontinuierlichen Austausch gibt es in Oberösterreich unter Federführung des Klimabündnis OÖ die ARGE KEM OÖ. Dabei nehmen neben den KEM-Manager/innen auch eine Vertretung des Energiesparverbandes Oberösterreich, der Klimaschutzbeauftragte des Landes OÖ, Andreas Drack, und das Büro Kaineder teil. Zweimal jährlich erfolgt ein Update auf kurzem und effektiven Weg. KEM-Manager/innen berichten aus ihren Regionen, die Politik berichtet zu Klima- und Umweltschutz sowie energierelevanten Themen.


Statement von Bürgermeisterin Dr.in Sabine Naderer-Jelinek, Leonding:

„Mit der Klima- und Energiemodellregion Kürnberg werden wir gemeinsam mit unseren Nachbargemeinden Wilhering und Kirchberg-Thening eine zukunftsorientierte Strategie für den Klimaschutz entwickeln. Dabei ist uns natürlich auch die Einbindung der Bevölkerung und der Unternehmen ein großes Anliegen. Ob intelligente Gebäudesanierungen, mehr erneuerbare Energien oder nachhaltige Verkehrswege – es gibt viele Themen, die wir gemeinsam im Rahmen dieser Kooperationspartnerschaft forcieren werden. Denn: Klimaschutz macht nicht vor Gemeindegrenzen Halt!
Ziel der neuen Klima- und Energiemodellregion Kürnbergwald ist es, mit Maßnahmen in den Bereichen Energie und erneuerbare Energieträger, nachhaltige Mobilität und Bewusstseinsbildung, eine Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen und letztlich einen Beitrag zu den übergeordneten Klimaschutzzielen des Landes und des Bundes zu leisten. Dazu gehört auch das Potenzial für die lokale Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien in der Region zu heben. Vor allem widmen wir uns der Frage, wie der motorisierte Individualverkehr in der Region reduziert werden kann. Es geht uns darum, Lösungen zu schaffen, um den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu erleichtern. In weiterer Folge sehen wir einen sehr wichtigen Ansatz in der Betrachtung der Gebäude und der Gebäudeverbünde, und wie diese durch intelligente Sanierungen einen nachhaltigen Umweltgedanken erhalten. Dazu werden wir gemeinsam mit den Gemeinden Wilhering und Kirchberg-Thening einen strukturierten und akkordierten Umsetzungsplan entwickeln. Betreut wird das Projekt von der Agentur für Standort und Wirtschaft Leonding.
Schon heute zeichnet sich die KEM-Region durch teils sehr enge Kooperationen in einzelnen Aufgabenbereichen aus – wir starten hier also keineswegs bei null. Nicht zuletzt stellt das IKRE-Konzept zur Interkommunalen Raumentwicklung Linz Südwest und die Gründung einer Stadtregion Leonding die zentralen Anknüpfungspunkte für die KEM-Region Kürnbergwald dar.

Gemeinsam mit Wilhering und Kirchberg-Thening haben wir uns um einen Klimamanager beworben. Dieser wird nachhaltige Projekte gemeindeübergreifend ins Leben rufen und unter Einbindung der Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden umsetzen.

Für die finanzielle Unterstützung für dieses Projekt bedanke ich mich herzlich bei allen Verantwortlichen des Klima- und Energie Fonds des Bundes. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei den Bürgermeistern unserer beiden Partnergemeinden, Mario Mühlböck aus Wilhering und Dietmar Kapsamer aus Kirchberg-Thening, sowie bei der Geschäftsführerin der Agentur für Standort und Wirtschaft Leonding, Susanne Steckerl, bedanken. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Projekt die Region nachhaltig stärken und damit auch Verantwortung für unsere Kinder und Enkelkinder übernehmen.“


Statement Ing. Dietmar Kapsamer, Bürgermeister Kirchberg-Thening:

„Als kleinste der drei Regionsgemeinden sind für uns die Synergien aus der Zusammenarbeit mit der Stadt Leonding und der Marktgemeinde Wilhering sehr wichtig. Wir freuen uns daher ebenfalls darauf, dass diese KEM-Region ihre gemeinsame Arbeit bald beginnen kann.
In Kirchberg-Thening bietet sich das Gemeindezentrum für eine umfangreiche Sanierung an. Das Gebäude steht teilweise unter Denkmalschutz. Das ist bei allen Maßnahmen mitzudenken und wird auch für KEM-Profis eine große Herausforderung.
Am Dach unseres Kindergartens und auf der Volksschule ist noch genügend Platz für Photovoltaikanlagen.
Der öffentliche Nahverkehr wird schon jetzt gemeindeübergreifend geplant. Eine Mobilitätswende, zu mehr Nachhaltigkeit, wird uns durch gemeinsame Anstrengungen in der neuen KEM-Region am ehesten gelingen.“


Statement Mario Mühlböck, Bürgermeister Wilhering:

„Die Marktgemeinde Wilhering, eine der ersten zehn Klimabündnisgemeinden in Österreich, freut sich, einen weiteren Schritt in Richtung Klimarettung für unser Land zu setzen. Die Klima- und Energiemodellregion Kürnbergwald ist mit ihren Voraussetzungen prädestiniert hier bisherige Bemühungen im Bereich des Energiesparens, die Umwelt zu bewahren, fortzusetzen. Da gibt es die ständigen Bemühungen der Gemeinde wie z. B. in den letzten Jahren wurde man bienenfreundliche Gemeinde, man hat viele öffentliche Plätze für Blühwiesen zur Verfügung gestellt, man stellt der Bevölkerung kostenlos Samen für Blumen und Blühwiesen zur Verfügung. Der fahrbare Imkerwagen mit höchstem Standard wurde angeschafft. Man kann damit einerseits die Bienenstöcke transportieren, andererseits in Schulen, Kindergärten etc. anschauliche Vorträge halten. Direktvermarkter und Nahversorger, die Produzenten, Landwirte der Gemeinde wurden in einer eigenen Broschüre vor den Vorhang geholt. Jeder Haushalt hat dazu auch noch eine Fairtrade-Einkaufstasche erhalten. Vor allem die Pfarren haben sich stark im Bereich Fairtrade engagiert und es gab hier diese sehr ehrenvolle Auszeichnung zur Fairtrade-Gemeinde. Auch hier wieder ein Beispiel: die Gemeinde hat die Bauhofmitarbeiter mit fair gehandelter Arbeitsbekleidung ausgestattet. Als einen ganz starken Partner hat die Gemeinde auch das Stift Wilhering. Dort hat man es in den letzten Jahren über Photovoltaikanlagen geschafft, den gesamten Strombedarf des Stiftsbereiches – und der ist wirklich sehr groß – zu erzeugen. Die Hackschnitzelfernwärmeheizung versorgt den gesamten Stiftsbereich und das neue Gemeindeamt. Auch zukünftige neue Wohnbauten sollen an diese Fernwärme angeschlossen werden. Der Rohstoff Holz des Kürnbergerwaldes ist sozusagen vor der Haustüre. Die ersten KEM Projekte der Markgemeinde Wilhering werden sein, dass wir alte Baumsorten an exponierten Lagen pflanzen.

Weiters haben wir uns dafür entschieden, auf den 13 Spielplätzen der Gemeinde eine neue Beschattungsstrategie – ebenfalls durch Baumbewuchs – zu leben.
In Kooperation mit der Stadt Leonding und der Gemeinde Kirchberg/Thening freuen wir uns auf weitere Verbesserungen im öffentlichen Verkehr, auf Radwegekooperationen für Berufs- und Freizeitverkehr, Verbesserungen und Neuangebote bei den Fahrradabstellplätzen, E-Bike Verleihsysteme etc.
Im Bereich von Neubauten wird danach getrachtet, dass Photovoltaik zum Einsatz kommt und dass bei Geländeveränderungen Trockensteinmauern eine Möglichkeit sind. Unserer grünen Lunge, dem Kürnbergerwald, wollen wir alle Pflege und Hilfe angedeihen lassen.“