Windkraft in Oberösterreich: Rekordzahl an Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung
Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder zum Thema
Windkraft in Oberösterreich: Rekordzahl an Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung – Aktueller Stand zu fünf Genehmigungsverfahren und zwei Feststellungsverfahren
Der Windkraftausbau in Oberösterreich kommt in Fahrt, die Ausgangslage hat sich grundlegend verändert. Während noch vor 18 Monaten kein einziges Windkraftprojekt in Oberösterreich zur Genehmigung eingereicht war, befinden sich aktuell fünf große Windparkvorhaben im UVP-Genehmigungsverfahren und zwei weitere im UVP-Feststellungsverfahren. Das ist ein deutliches Signal für Bewegung im Ausbau und eine klare Trendwende hin zu sauberer, leistbarer Energie und heimischer Windstromproduktion.
Die hohe Zahl laufender UVP-Verfahren belegt, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung für Betreiber:innen ein rechtssicheres, planbares und transparentes Instrument zur Genehmigung neuer Windkraftprojekte darstellt. Klare Rahmenbedingungen schaffen Vertrauen bei Gemeinden, Bevölkerung und den Investor:innen. Die Projekte werden nach klaren und gut geprüften Verfahren bewertet. „Zukunftsgerichtete Energiepolitik muss Investitionen in saubere Energie und günstige Stromproduktion ermöglichen, anstatt sie zu verhindern. Die Umweltverträglichkeitsprüfung stellt eine transparente und faktenbasierte Beurteilung dieser wichtigen Projekte sicher, die abseits von politischer Willkür die Interessen der Umwelt gemeinsam mit den des Wirtschafts- und Energiestandorts Oberösterreich in den Mittelpunkt stellen“, betont Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist ein zentrales Instrument für vorsorgenden Umweltschutz und dient dazu negative Umweltauswirkungen von Großprojekten zu verringern bzw. auszugleichen. Ziel ist dabei Umweltbelastungen vorausschauend zu erkennen und bereits vorbeugend zu vermeiden. In dem umfangreichen Verfahren wird auf alle Facetten eines Projekts eingegangen und die Umweltauswirkungen geprüft. Auswirkungen auf Natur, Artenvielfalt und Landschaft werden umfassend aufgenommen sowie wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Interessen werden sorgfältig gegeneinander abgewogen. So entsteht Qualität, und damit Akzeptanz vor Ort. Die öffentliche Beteiligung sorgt dafür, dass Anliegen aus der Region einfließen und Konflikte verringert werden.
Gleichzeitig wird durch die zahlreichen UVP-Genehmigungsanträge deutlich, dass die vermeintlichen Beschleunigungs- und Ausschlusszonengebiete derzeit alles andere als rechtssicher gelten. „Projektwerber setzen daher offenbar ganz bewusst auf die UVP als verlässliches und planbares Verfahren. Die Projekte im Sternwald und am Kobernaußerwald liegen zwar in den angekündigten, aber noch immer nicht verordneten, Beschleunigungsgebieten, wurden aber dennoch im UVP-Genehmigungsverfahren eingereicht. Über dem größten in OÖ derzeit beantragtem Projekt schwebt immer noch das Damoklesschwert der geplanten Ausschlusszone“, so Kaineder, der in der hohen Zahl der UVP- Genehmigungsanträge ein starkes Zeichen des Vertrauens in das rechtsstaatliche Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung sieht.
Damit ist klar: Die UVP bildet die Grundlage für nachhaltige Genehmigungen und hochwertige Projekte. Sie gewährleistet Planbarkeit, Transparenz und Rechtssicherheit, genau jene Voraussetzungen, die für Tempo und Akzeptanz der Energiewende gebraucht werden.
„Mit den aktuell eingereichten Projekten, in Königswiesen, in Sandl, in Vorderweißenbach und zwei im Kobernaußerwald, haben wir 62 Windkraftanlagen mi einer Leistung von rund 450 Megawatt sauberen Windstrom im Genehmigungsverfahren. Das sind über 1,3 TWh pro Jahr und damit etwa vierhunderttausend Haushalte, die wir dringend brauchen, um die Versorgungssicherheit zu stärken, die Strompreise zu senken und regionale Wertschöpfung zu schaffen. Viel zu lange ist dieses riesige Potenzial brach gelegen: In den vergangen 10 Jahren ist nur ein einziges Windrad in OÖ neu ans Netz gegangen“, kritisiert Kaineder.
„Die Fachexpert:innen in der UVP-Behörde arbeiten mit großem Engagement an rechtsicheren und raschen Verfahren. Damit der so wichtige Baustein Windkraft endlich ins oberösterreichische Stromfundament gesetzt werden kann“, bedankt sich Kaineder bei seinen Mitarbeiter:innen, die damit zentral an der Stärkung von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung arbeiten.
UVP-Genehmigungsverfahren: Ablauf & aktueller Stand
Ablauf (Umweltverträglichkeitsprüfung, UVP):
- Antragstellung des Projekts
- Prüfung der Unterlagen auf Vollständigkeit und Qualität
- Öffentliche Auflage/Kundmachung
- Mündliche Verhandlung
- Bescheiderlassung
Aktueller Stand (alle UVP-Genehmigungsprojekte)
Wir befinden uns derzeit bei allen Projekten noch vor der öffentlichen Auflage/Kundmachung. In dieser Phase werden die Einreichunterlagen durch Sachverständige geprüft und gegebenenfalls durch die Projektwerber überarbeitet bzw. nachgebessert. Sobald vollständige Unterlagen vorliegen, setzt die Behörde die öffentliche Auflage an.
Windpark Königswiesen – 10 Anlagen – 72 Megawatt
Das Projekt wurde bei der UVP Behörde am 28.06.2024 zur UVP eingereicht.
Geplant ist der Bau von 10 Windkraftanlagen des Typs Vestas V172 mit je 7,2 MW. Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 72 MW.
- Genehmigungswerberin: WE Königswiesen – St. Georgen am Walde GmbH
- Standort: Gemeinden Königswiesen (Bezirk Freistadt) und St. Georgen am Walde (Bezirk Perg), Mühlviertel
Eckdaten der Anlagen
- Anzahl / Typ: 10 × Vestas V172
- Nennleistung je Anlage: 7,2 MW
- Rotordurchmesser: 172 m
- Nabenhöhe: 175 m
- Gesamtleistung: 72 MW
Projektumfang
- Errichtung und Betrieb von 10 Windkraftanlagen (Vestas V172; 7,2 MW je Anlage).
- Windparkinterne Infrastruktur: Verkabelung und 30-kV-Schaltstation zum Anschluss der Anlagen an die geplante Netzableitung des Windparks.
- Netzableitung: Von der windparkinternen Schaltstation mittels drei 30-kV-Erdkabelsystemen zum Umspannwerk Friensdorf.
- Einspeisung: Einspeisung der erzeugten Elektrizität auf der 26-kV-Ebene im Umspannwerk Friensdorf.
- Baulogistik: Kranstell- und Montageflächen sowie geeignete Zuwegungen für Transport, Montage und Betrieb.
- Sicherheit: Eiswarn-Tafeln und Leuchten inkl. Verkabelung.
Windpark Sandl – 19 Anlagen – 137 Megawatt
Die Windenergie Sandl GmbH plant im Gemeindegebiet Sandl (Bezirk Freistadt, Freiwald) den Bau des größten Windparks in Oberösterreich. Das Projekt wurde am 20.11.2024 zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht. Geplant ist der Bau von 19 Windkraftanlagen des Typs Vestas V172 mit je 7,2 MW. Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 136,8 MW. Der Windpark soll künftig sauberen Strom für rund 125.000 Haushalte liefern.Die Analyse der langjährigen Winddaten im Projektgebiet Sandl zeigt ein besonders hohes Potenzial für die Nutzung von Windenergie.
- Genehmigungswerberin: Windenergie Sandl GmbH
- Standort: Gemeinde Sandl, Bezirk Freistadt, Freiwald
Eckdaten der Anlage:
- Anlagenzahl / Typ: 19 × Vestas V172
- Nennleistung je Anlage: 7,2 MW
- Rotordurchmesser: 172 m
- Nabenhöhe: 199 m
- Gesamtleistung: 136,8 MW
Projektumfang
- Errichtung und Betrieb von 19 Windkraftanlagen (Typ Vestas V172, 7,2 MW).
- Netzinfrastruktur: Windparkinterne Verkabelung, 30-kV-Schaltstation zum Anschluss der Anlagen an die zu errichtende Netzableitung des Windparks sowie Schalt- und Umspannstation nahe dem Umspannwerk Rainbach zur Einspeisung auf 110-kV-Ebene.
- Baulogistik: Kranstell- und Montageflächen sowie geeignete Zuwegungen für Transport, Montage und Betrieb.
- Sicherheit: Errichtung von Eiswarntafeln und -leuchten inkl. Verkabelung.
Naturschutz-Anpassungen
Im laufenden UVP-Verfahren wurden drei ursprünglich geplante Anlagen aus Rücksicht auf den Lebensraum des Luchses vom Projektanten selbst aus dem Projekt genommen. Trotz der Reduktion auf 19 Anlagen bleibt Sandl das größte Windkraftvorhaben Oberösterreichs.
* Anmerkung: Das Projektgebiet liegt in einer geplanten Ausschlusszone
Windpark Kobernaußerwald – 18 Anlagen – 130 Megawatt
Das Projekt wurde am 20.12.2024 zur Genehmigung bei der UVP Behörde eingereicht. Geplant ist der Bau von 18 Windkraftanlagen des Typs Vestas V172 mit je 7,2 MW. Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 129,6 MW.
- Genehmigungswerberinnen: Windpark Kobernaußerwald FlexCo und Netz Oberösterreich GmbH
- Standortgemeinden: Lengau, Maria Schmolln, Munderfing, St. Johann am Walde, Schalchen, Bezirk Braunau am Inn, erstreckt sich über die Bezirke Braunau am Inn, Vöcklabruck und Ried im Innkreis.
Eckdaten der Anlagen:
- Anzahl / Typ: 18 × Vestas V172
- Nennleistung je Anlage: 7,2 MW
- Rotordurchmesser: 172 m
- Nabenhöhe: 199 m
- Gesamtleistung: 129,6 MW
Projektumfang:
- Errichtung und Betrieb von 18 Windenergieanlagen
- Windparkinterne Infrastruktur: Windpark-interne Verkabelung, weitere elektrische Anlagen der Erzeugungsanlagen und zum Netzanschluss (Erdkabelsysteme, Umspannwerk, etc.)
- Baulogistik: Errichtung von Kranstell-, (Vor-)Montage-, Umlade-, Logistik-, Lager- und Baustelleneinrichtungsflächen sowie Errichtung und Adaptierung der Zuwegung und weitere Infrastruktur
- Sicherheit: Errichtung von Hinweistafeln betreffend Eisfall
Technik & Netzanbindung
- Netzanbindung: Mittelspannungs-Erdkabel
- Umspanntechnik: 110/35-kV-Umspannwerk
- Übertragung: 110-kV-Freileitung Mattighofen – Lengau
- Netzanschlusspunkt: Umspannwerk Munderfing
* Anmerkung: Das Projektgebiet liegt in einer geplanten Beschleunigungszone
Windpark Sternwald – 9 Anlagen – 65 Megawatt
Das Projekt wurde bei der UVP Behörde am 01.07.2025 zur UVP eingereicht.
Im Zuge des Repowerings werden 7 Altanlagen (je 2,0 MW; gesamt 14 MW) abgebaut und durch 9 moderne Windkraftanlagen mit jeweils 7,2 MW ersetzt. Die künftige Gesamtleistung steigt auf 64,8 MW – eine Leistungssteigerung um 50,8 MW.
- Genehmigungswerberin: STERNWIND Errichtungs- und Betriebs-GmbH
- Standort: Gemeinde Vorderweißenbach
- Vorhaben: Repowering der bestehenden Windparks Sternwald I & II
Projektinhalt
- Rückbau von 7 Bestandsanlagen (je 2,0 MW)
- Errichtung von 9 neuen Anlagen (je 7,2 MW) → Gesamtleistung 64,8 MW
Technische Daten der Neuanlagen
- Nabenhöhe: ca. 169 m
- Rotordurchmesser: 162 m
Netzanbindung
- Einspeisung über ein neues Mittelspannungs-Erdkabelsystem in das Umspannwerk Langbruck.
Bedeutung des Repowerings
- Deutlich höhere Effizienz: Jede neue Anlage verfügt über rund das 3,6-Fache der Leistung einer Bestandsanlage.
- Mehr erneuerbare Energie auf bestehendem Flächen-Footprint: Höhere Erträge bei moderater Anlagenzahl und modernster Technik.
- Regionaler Nutzen: Beitrag zur Energiewende, Stärkung der Versorgungssicherheit und zusätzliche lokale Wertschöpfung (Planung, Bau, Betrieb).
* Anmerkung: Das Projektgebiet liegt in einer geplanten Beschleunigungszone
Windpark Steiglberg (Kobernaußerwald) – 6 Anlagen – 40,8 Megawatt
Das Projekt wurde bei der UVP Behörde am 04.11.2025 zur UVP eingereicht.
Im Zuge des Repowerings wird 1 Altanlage (Gesamt 2,0 MW) abgebaut und durch 6 moderne Windkraftanlagen mit jeweils 6,8 MW ersetzt. Die künftige Gesamtleistung steigt auf 40,8 MW – eine Leistungssteigerung um 38,8 MW.
Geplant ist der Abbau von einer alten Bestandsanlage und durch Bau von 6 Windkraftanlagen des Typs Nordex N175/6.X mit je 6,8 MW. Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 40,8 MW.
- Genehmigungswerberin: Windkraft Simonsfeld AG, Bundesforste AG
- Standort: Gemeinde Lohnsburg am Kobernaußerwald, Ried im Innkreis, OÖ
Eckdaten der Anlagen
- Anzahl / Typ: 6 × Nordex N175/6.X
- Nennleistung je Anlage: 6,8 MW
- Rotordurchmesser: 175 m
- Nabenhöhe: 19 m
- Gesamtleistung: 40,8 MW
Projektumfang
- Rückbau von einer Bestandsanlage mit 2,0 MW
- Errichtung von 6 neuen Anlagen des Typs Nordex N175/6.X (je 6,8 MW) → Gesamtleistung 40,8 MW
- Windparkinterne Infrastruktur: Verkabelung und 30-kV-Schaltstation zum Anschluss der Anlagen an die geplante Netzableitung des Windparks.
- Netzableitung: Von der windparkinternen Schaltstation mittels zwei ca 12,7 km langen 30-kV-Erdkabelsystemen zum geplanten Umspannwerk Lohnsburg.
- Einspeisung: Einspeisung der erzeugten Elektrizität im Umspannwerk Lohnsburg und dann in die 110-kV-Freileitung
- Baulogistik: Errichtung von Kranstell-, Montage- und Lagerflächen sowie geeignete Zuwegungen für Transport, Montage und Betrieb.
- Sicherheit: Eiswarn-Tafeln und Leuchten inkl. Verkabelung, Errichtung von drei Löschwasserbehälter
* Anmerkung: Das Projektgebiet liegt in einer geplanten Beschleunigungszone

Windparkprojekte in UVP-Genehmigungsverfahren, Grafik: Land OÖ
Projekte im UVP-Feststellungsverfahren
Das UVP-Feststellungsverfahren ist ein Verfahren, mit dem geprüft wird, ob ein geplantes Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden muss. Im Rahmen dieses Verfahrens wird also nicht das Projekt selbst genehmigt, sondern festgestellt, ob es nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-G 2000) aufgrund seiner Art, Größe oder möglichen Umweltauswirkungen UVP-pflichtig ist.
- Die STERNWIND Errichtungs- und Betriebs-GmbH plant in der Marktgemeinde Windhaag bei Freistadt den Bau eines Windparks mit drei Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von jeweils rund 7,8 Megawatt (MW). Die geplante Gesamtleistung beträgt somit bis zu 23,4 MW.
- Ebenfalls im Bezirk Freistadt plant die VERBUND Green Power Österreich GmbH in der Marktgemeinde Rainbach im Mühlkreis den Windpark Schiffberg. Auch hier sind drei Windenergieanlagen mit je rund 7,8 MW Leistung vorgesehen – insgesamt ebenfalls bis zu 23,4 MW elektrische Gesamtleistung.