Salzkammergut-Naturjuwele im Fokus

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Ing.in Sabine Kapfer (Gewässergüteaufsicht – Land OÖ) und Dr. Peter Anderwald (Wasserwirtschaftliche Planung – Land OÖ)

Salzkammergut-Naturjuwele im Fokus – Aktuelle Forschungsergebnisse zu Uferverbauung, Fischlebensräumen und Seengrundvermessung von Attersee und Traunsee – Herausforderungen und Chancen zum Schutz unserer Seen

Oberösterreich ist das Land der Seen und Gewässer. Die Salzkammergutseen sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für ihre hervorragende Wasserqualität, ihre ökologische Vielfalt und ihre immense Bedeutung für Tourismus, Freizeit und Fischerei. Doch sie stehen unter steigendem Nutzungsdruck: Am Traunsee etwa entsteht ein für die Energiewende essentielles Pumpspeicherkraftwerk, die Ufer sind vielfach verbaut, und der Klimawandel verändert die ökologischen Bedingungen in den Seen. „Unsere zentrale Aufgabe ist, diese kostbaren Gewässer zu bewahren und vor weiteren massiven Eingriffen zu schützen. Unsere Verantwortung ist es, die Balance zwischen Nutzung und Erhalt dieser einzigartigen Ökosysteme sicherzustellen. Die Salzkammergutseen sind nicht nur ein Naturerbe, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität und Wirtschaft. Ihr Schutz hat für mich oberste Priorität.”

Wissenschaftliche Untersuchungen als Basis für nachhaltige Seenbewirtschaftung
Um die Salzkammergut-Seen besser zu verstehen und gezielt schützen zu können, wurden an Attersee und Traunsee umfassende Untersuchungen durchgeführt:

  • Erfassung der Uferverbauung: Drohnenbefliegungen dokumentierten die Verbauung der Uferlinien am Attersee und Traunsee. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits 79 Prozent der Ufer des Attersees und 52 Prozent des Traunsees verbaut sind.
  • Analyse essentieller Fischlebensräume: Kiesige Flachwasserzonen und Zubringerbereiche wurden kartiert, da sie für viele Fischarten von zentraler Bedeutung sind. Menschliche Eingriffe bedrohen diese Lebensräume zunehmend.
  • Digitale Vermessung des Seegrunds: Moderne Echolot-Scans liefern präzise digitale Geländemodelle, die für den Erhalt der Seen von unschätzbarem Wert sind. Die Untersuchung des Traunsees zeigte etwa eine langsame Verlandung des Sees mit einer aktuellen Maximaltiefe von 188,77 Metern.

Basierend auf diesen Erkenntnissen sind gezielte Maßnahmen erforderlich:

  • Erhalt unverbauter Uferabschnitte: Diese sind für das ökologische Gleichgewicht essenziell und müssen konsequent geschützt werden.
  • Renaturierung und Wiederherstellung von Fischlebensräumen: Besonders in den Mündungsbereichen der Zubringer besteht ein hohes Potenzial für Verbesserungen.
  • Strikte Kontrolle weiterer Eingriffe: Zusätzliche Verbauungen und Umgestaltungen der Seenlandschaft müssen kritisch geprüft und auf ein Mindestmaß begrenzt werden.

„Der Schutz unserer Salzkammergutseen ist eine Aufgabe für uns alle. Die enge Verbundenheit der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher mit ihren Gewässern hat dazu beigetragen, dass unsere Seen bis heute zu den saubersten Europas zählen. Durch gezielte Forschung, nachhaltige Nutzung und entschlossene Schutzmaßnahmen müssen wir sicherstellen, dass sie auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Denn nur ein sorgsamer Umgang mit diesen Naturjuwelen garantiert ihre Zukunft. Wir haben die Verantwortung, unseren Kindern und Enkelkindern intakte Seen zu hinterlassen”, so der für Wasserwirtschaft zuständige Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Oberösterreichs Seen – Schutz und Erhaltung der Gewässer als Priorität
Seenökologie: Eine essentielle Grundlage für Mensch und Natur
Seen sind wertvolle Lebens- und Erholungsräume für Mensch und Natur. Sie dienen als bedeutende Ausflugsziele und sind weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus als Naturjuwele bekannt und geschätzt. Gleichzeitig spielen sie eine entscheidende Rolle für die Biodiversität, den Wasserkreislauf und bieten unzähligen Tier- und Pflanzenarten einen einzigartigen Lebensraum. Trotz ihrer Berühmtheit gibt es nach wie vor unerforschte Bereiche. Ein tiefgehendes Verständnis unserer Seen ist essenziell, um ihre ökologische Vielfalt, ihre Wasserqualität und ihre natürliche Schönheit für kommende Generationen zu bewahren.

„Um diesen einzigartigen Lebensraum zu erhalten, müssen wir proaktiv auf Veränderungen reagieren und unser Bestes tun, um die Seen für Menschen und Tiere in einem guten Zustand zu bewahren“, fasst Dr. Peter Anderwald, Leiter des Referates Gewässerökologische Planung und Nährstoffe beim Amt der Oö. Landesregierung, zusammen.

Zusammenfassung der neuen Studien
Erstmalige lückenlose Erhebung der Uferverbauung am Traunsee und Attersee
In den Jahren 2023 und 2024 wurde erstmals eine vollständige Erfassung aller Verbauungsmaßnahmen entlang der Uferlinien des Traunsees und Attersees mittels Drohnenbefliegung durchgeführt.

Seeufer sind ökologisch wertvolle Lebensräume. Ein ausgewogenes Miteinander zwischen menschlicher Nutzung und ökologischer Integrität ist entscheidend. Diese Lebensräume sind essenziell für das gesamte Ökosystem der Seen. Ein vorausschauendes Seenmanagement wird daher immer wichtiger.

Die Uferzone bildet den sensiblen Übergang zwischen Wasser- und Landlebensräumen. Sie bietet speziell angepassten Pflanzen und Tieren Lebensraum und ist für Wasservögel, Wasserpflanzen und Fische unverzichtbar. Intakte Seeufer mit natürlichem Pflanzenbewuchs sind daher von großer Bedeutung.

Untersuchungsmethode:
Untersuchungsgebiet waren die gesamte Uferlinie des Traunsees (ca. 38 km) und des Attersees (ca. 54 km). Die Erfassung erfolgte mittels Drohnenbefliegung vom Wasser aus. Die Daten wurden digitalisiert und je nach Verbauung in definierte Kategorien unterteilt.

Am Traunsee sind rund 52 % der Uferlinie (ca. 20 km) verbaut. Besonders betroffen sind flache Uferabschnitte mit einer Neigung von 5 bis 20 Grad, von denen 78 % bereits maximal ausgenutzt sind.

Am Attersee sind insgesamt 79 % der Uferlinie (ca. 42 km) verbaut. Wie am Traunsee besteht der Uferverbau hauptsächlich aus Beton- und verfugten Steinmauern. Nur 13 % der gesamten Uferlänge sind flach geneigt und unverbaute Abschnitte.

Da flache, unverbaute Uferzonen zu den besonders wertvollen Lebensräumen der Seenökologie zählen, sollte deren Schutz oberste Priorität haben.

Am Attersee zeigte ein Vergleich der Ergebnisse dieser Untersuchung mit Ergebnissen von Aufnahmen aus den Jahren 1994, 2009, dass die Uferlängenanteile aller härteren Verbauungen bis 2024 etwas zurückgegangen sind. Im selben Zeitraum haben die Längenanteile von mit Stegen und Bootshäusern überbauten Uferstrecken allerdings zugenommen.

Vorrangiges Ziel für die Herstellung und Absicherung funktionsfähiger Ökosysteme am Traun- und Attersee sollte daher, der Schutz bisher unverbauter Abschnitte sein!

Erhebung essentieller Habitate für die Fischfauna des Traunsees und Attersees
2023 und 2024 wurden ökologisch bedeutsame ufernahe Lebensräume für Fische kartiert, insbesondere kiesige Flachuferzonen und Zubringermündungen. In tiefen Seen wie dem Traunsee und Attersee sind Flachwasserzonen für viele Fischarten essentiell. Arten wie Elritzen und Seelauben sind auf kiesige Laichplätze angewiesen, die durch menschliche Eingriffe zunehmend gefährdet sind. Diese Bereiche stellen somit Schlüssellebensräume für die Vermehrung vieler Seefischarten dar und sind auf Grund der intensiven menschlichen Nutzung gefährdet. Neben den kiesigen Flächen im See sind auch andere Bereiche wie etwa Unterwasserpflanzen, Röhrichtbestände und Zubringer für die verschiedenen Lebensstadien der Fische und das gesamte Seeökosystem von großer Bedeutung.

Untersuchungsmethode:
Die Auswahl der untersuchten Flächen erfolgte mit Fokus auf die spezifischen Lebensraumansprüche der Fischfauna. Zubringer wurden von der Mündung in den See flussaufwärts untersucht. Viele Zubringer können ihre fischökologische Funktion aufgrund von Verbauung oder Querbauwerken nicht erfüllen. Besonders wertvoll sind kiesige Schwemmkegel an Zubringer-Mündungen, die durch Eintrag von Steinmaterial und Totholz für Fische bedeutend sind. Trotz ihrer geringen Fläche haben diese Gebiete eine hohe ökologische Relevanz.

Ein Vergleich zwischen Attersee und Traunsee zeigt, dass am Attersee mehr fischökologisch relevante Flachwasserbereiche existieren, während der Traunsee durch steil abfallende Felsufer weniger geeignete Flächen aufweist. Besonders in diesen Defizitbereichen sollten Schutzmaßnahmen prioritär umgesetzt werden. Maßnahmen zum Schutz bzw. zur Wiederherstellung derartiger Bereiche können einen wirksamen Beitrag zum Erhalt bzw. der Erholung der Fischartengemeinschaften der Seen liefern und damit einer möglichen zukünftigen Verschlechterung vorbeugen bzw. zu einer Verbesserung beitragen.

Vermessung des Seengrund des Traunsee
„Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mondes als vom Grund des Traunsees“
Dieser Spruch galt noch bis vor kurzem, nun liegen erstmals umfangreiche Ergebnisse vor. Die bisher vorhandenen Grundlagen stammen Großteils aus sehr alten Messungen, teilweise ergänzt und interpoliert vom Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling. Durch flächendeckende Echosondierungen wurde der Gewässergrund des Traunsees erstmals hochauflösend kartiert.

Die aus der Vermessung gewonnenen Daten liefern die Grundlagen zur genauen Volumsberechnung der Seen. Diese Schichtvolumina der Seen sind nötig um zB. den Gesamtgehalt an Nährstoffen im See berechnen zu können. Die Daten geben einen Einblick in die aktuelle Struktur des Seegrundes. Weiters werden vorhandene Einbauten am Seegrund und ihre Einflüsse auf die Seenmorphologie dargestellt. Der Blick unter die Wasseroberfläche gibt einen Eindruck über die Entstehung und die geologische Geschichte des Sees.

Methode:
Der See wurde per Boot mit Echtzeit-Kinematik gekoppelt mit Fächerlot-Scans erfasst. Flachwasserbereiche und Uferlinien wurden mittels Drohnen vermessen und in 3D-Modelle integriert. Für den Traunsee wurden 5,3 Milliarden Datenpunkte erfasst.

Ergebnisse:
Sehr spannend in diesem Zusammenhang sind die Erkenntnisse über die langsame Verlandung des Sees: die im Jahr 1981 gemessene Maximaltiefe von 189 Meter war 2 Meter seichter als jene im Jahr 1850 vom Geographen und Alpenforscher Fridrich Simony gemessene Tiefe. Das würde einer jährlichen Verlandungsrate von 1,5 cm entsprechen. Die aktuelle Messung aus dem Jahr 2023 von 188,77 m ist um 23 cm seichter. Dies entspräche einer jährlichen Verlandungsrate von 0,6 cm. Diese Größenordnungen liegen durchaus im großen Schwankungs-Bereich der festgestellten Verlandungsraten von 0,4 cm/Jahr im nördlichen Becken und bis zu einer Größenordnung höher im südlichen Becken. Die Verlandung setzt sich aus einer Mischung aus natürlichen Einträgen, wie biogene Entkalkung, Einschüttungen aus den Zubringern und Rutschungen, sowie anthropogenen Einleitungen zusammen.

Verfügbarkeit der digitalen Geländemodelle

Vor dem Traunsee wurde ein ähnliches Tiefenmodell bereits für den Mondsee erstellt.
Beide digitalen Geländemodelle (DGM) werden im DORIS als 3D Modelle zur Verfügung gestellt. 

https://www.doris.at/url/mondsee

https://www.doris.at/url/traunsee