Neue Studie zu Pestiziden in der Umgebungsluft

Presseaussendung
Neue Studie zu Pestiziden in der Umgebungsluft – Gefahr für Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit
Pestizide zählen zu den Hauptverursachern des Verlusts biologischer Vielfalt. Tiere und Pflanzen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten sind den chemischen Substanzen häufig direkt ausgesetzt, was schwerwiegende Schäden für die Umwelt nach sich ziehen kann. Angesichts dieser Bedrohung hat das Umweltbundesamt Anfang 2023 in Kooperation mit den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg und Steiermark ein umfassendes Monitoring gestartet, um Pestizideinträge in die Umgebungsluft zu untersuchen. Nun liegt der Endbericht der Studie vor.
Im Rahmen des Monitorings wurden im Jahr 2023 an mehreren Standorten in Österreich Luftproben entnommen und auf Pestizidrückstände analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt 47 verschiedene Pestizidwirkstoffe in der Umgebungsluft nachgewiesen wurden – darunter auch ein Standort in Oberösterreich. Die oberösterreichische Messstelle befand sich in Enns-Kristein, einer Region entlang der Westautobahn A1, die von landwirtschaftlichen Flächen umgeben ist. Hier wurden 24 Pestizide in der Luft festgestellt – ein Wert, der mit Ergebnissen aus anderen europäischen Studien vergleichbar ist.
„Es ist leiser geworden auf unseren Wiesen und Feldern – ein deutliches Zeichen für das dramatische Artensterben. Pestizide belasten nicht nur Insekten und Vögel, sondern führt auch zu erhöhten Rückständen in Grund-, Trink- und Oberflächenwasser. Die Ergebnisse dieser neuen Studie zeigen auch die Belastung der Atemluft mit Pestiziden. Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen dadurch beeinträchtigt werden können“, warnt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Alarmierend ist der Nachweis von Wirkstoffen, deren Anwendung in der EU bereits verboten ist. So wurden in den Proben auch Stoffe wie Chloridazon und DNOC nachgewiesen. DNOC etwa wurde in den 1990er Jahren aufgrund seiner hohen Toxizität für Mensch und Umwelt verboten. Wie diese Stoffe nach wie vor in der Umgebungsluft auftreten können, bedarf weiterer Untersuchungen. Mögliche Erklärung könnten Altlasten dieser Jahrzehnte in der Umwelt verbleibenden Giftstoffe oder eine illegale Anwendung sein. An der Messstelle in Enns-Kristein waren von den 24 detektierten Substanzen acht nicht mehr zugelassen. Insgesamt wiesen zehn der 47 nachgewiesenen Wirkstoffe keine gültige Zulassung auf.
„Besonders kritisch ist der Nachweis von bereits verbotenen Pestiziden. Wir müssen klären, wie diese Stoffe weiterhin in die Umgebungsluft gelangen, und konsequent Maßnahmen setzen, um dies zu unterbinden. Hier sehe ich auch die chemische Industrie in der Verantwortung, dass Stoffe, die erzeugt werden, keine schädlichen Auswirkungen haben. Es braucht ein entschlossenes Vorgehen, nicht nur für den Schutz der Umwelt und Artenvielfalt, sondern auch zum Wohle der Gesundheit. Ich habe daher unsere Expertinnen und Experten aus den Bereichen Luft, Wasser und Boden angewiesen, die Studienergebnisse genau zu prüfen und mögliche Maßnahmen fachübergreifend zu erarbeiten“, so Kaineder weiter.