Bilanz über die Luftgüte in Oberösterreich

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landsrat Stefan Kaineder und Dipl.Ing.in Regina Pürmayr (Leiterin Gruppe Luftgüte Land Oberösterreich)

Bilanz über die Luftgüte in Oberösterreich – Wie entwickeln sich Feinstaub- und Stickoxidbelastung im Industriebundesland

Saubere Luft ist Gesundheitsvorsorge. Die Messdaten zeigen klar: Oberösterreich hat in den letzten 15 Jahren viel erreicht: Feinstaub und Stickstoffdioxid sind deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig ist die neue EU-Luftqualitätsrichtlinie ein unmissverständlicher Auftrag: Bis 2030 müssen Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung noch konsequent gesenkt werden.

„Als Industriebundesland tragen wir besondere Verantwortung. Der Weg ist klar: raus aus Öl, Gas und Diesel und rein in erneuerbare Energie, saubere Mobilität und eine moderne Industrie. Jede zusätzliche Reduktion bei Luftschadstoffen verbessert die Lebensqualität und schützt die Gesundheit der Menschen, besonders im dicht besiedelten Zentralraum“, betont Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Mit der neuen EU-Luftqualitätsrichtlinie, die nun seit einem Jahr in Kraft ist, beginnt ein neuer Abschnitt beim Schutz von Gesundheit und Umwelt. Die Reform orientiert sich an Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Auch unterhalb bisheriger Grenzwerte können Luftschadstoffe gesundheitsschädlich sein. Laut EU-Umweltagentur sterben EU-weit jährlich rund 180.000 Menschen frühzeitig an den Folgen von Feinstaubbelastung.

Die großen Herausforderungen zur Verbesserung der Luftqualität in Oberösterreich werden an zwei Messstellen von insgesamt 21 sichtbar. Daher liegt auch das große Augenmerk seit vielen Jahren an diesen Messstellen. Die Messstelle Linz-Römerberg steht für die gesamte innerstädtische Belastung, wo sich Abgase aus Verkehr, Hausbrand und Industrie kumulieren. Und die Messstelle Enns-Kristein an der Autobahn A1, die Gradmesser vor allem für den eng besiedelten Zentralraum an einer stark befahrenen Autobahn ist.

„Sowohl beim Feinstaub als auch bei den Stickoxiden sehen wir eine kontinuierliche Abnahme – das Erreichen der neuen EU-Grenzwerte wird uns jedoch alle noch fordern. Umso wichtiger sind echte Meilensteine wie die geplante Inbetriebnahme des Elektrolichtbogenofens in der voestalpine 2027: Das ist ein Schlüsselprojekt für grünen Stahl und bessere Luft. Dafür braucht es aber gleichzeitig den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien. Auch im Gebäudebereich müssen wir den Energieverbrauch beim Heizen aller Gebäude verringern und auf klimafreundliche, schadstoffarme Heizsysteme umstellen. Der Umstieg auf Elektromobilität ist ebenso Schlüssel für ein Erreichen der neuen Grenzwerte.“, so Kaineder.

Daten und Fakten zur Luftgüte

Feinstaubbilanz

Als Feinstaub bezeichnet man den lungengängigen Anteil des Schwebstaubs – also jene Partikel, die beim Atmen in den Körper gelangen können. Die beiden wichtigsten Feinstaub-Fraktionen sind PM10 und PM2,5: Sie beschreiben Teilchen mit einem aerodynamischen Durchmesser von unter 10 Mikrometer bzw. unter 2,5 Mikrometer.

PM10-Partikel werden eingeatmet, lagern sich in den Atemwegen und der Lunge ab und können die Lungenfunktion beeinträchtigen. PM2,5-Partikel sind noch kleiner: Sie dringen besonders tief in die Lunge ein und können über die Lungenbläschen in den Blutkreislauf gelangen. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die wichtigsten Emittenten von Feinstaub in Oberösterreich waren im Jahr 2023 das Heizen (38 % bei PM2,5; 19 % bei PM10) und die Industrie (40 % bei PM10; 26 % bei PM2,5). Auch der Verkehr (17 % bei PM2,5) und die Landwirtschaft (19 % bei PM10) tragen wesentlich zu den Feinstaubemissionen bei.

Feinstaub – PM10

Die höchsten Belastungen werden an den beiden verkehrsnahen Messstellen Linz-Römerberg und Enns-Kristein an der A1 Westautobahn gemessen. Die Messstelle Linz-Römerberg gilt dabei als repräsentativ für Straßenabschnitte mit hoher Verkehrsbelastung im Zentralraum.

Die Jahresmittelwerte für Feinstaub PM10 sind in den letzten 15 Jahren deutlich gesunken und liegen bereits im Jahr 2025 mit etwa 17 µg/m³ unter dem Grenzwert von 20 µg/m³, der ab dem Jahr 2030 gilt.

Feinstaub – Überschreitungstage PM10

Auch die Anzahl der Staubüberschreitungstage zeigt einen deutlich sinkenden Trend. Staubüberschreitungstage sind nach dem derzeitigen Grenzwertregime jene Tage, an denen der Tagesmittelwert von PM10 über 50 µg/m³ beträgt.

Gab es im Jahr 2003 an der Messstation Linz-Römerberg noch 75 Staubüberschreitungstage so sind im Jahr 2025 bisher im Zentralraum Linz zwischen 3 und 5 Staubüberschreitungstage aufgetreten.

Feinstaub PM2,5

Auch die Jahresmittelwerte für PM2,5 zeigen einen sinkenden Trend. So ist die Immission von PM2,5 an der Messstelle Linz-Stadtpark von 20 auf 11 µg/m³ gesunken und hat sich damit in den letzten 15 Jahren fast halbiert.

Bei Feinstaub PM2,5 liegen die Jahresmittelwerte zwar deutlich unter dem derzeit gültigen Grenzwert von 25 µg/m³, der Grenzwert von 10 µg/m³, der ab dem Jahr 2030 gilt, wird jedoch noch nicht erreicht. An der am höchsten belasteten Messstelle, nämlich Linz-Römerberg wird Jahresmittelwert im Jahr 2025 bei etwa 12 µg/m³ liegen.

Bilanz zu Stickstoffdioxid NO2

Stickoxide entstehen bei jedem Verbrennungsvorgang. Der Verkehrssektor ist mit einem Anteil von 43 % der größte Verursacher der NOx-Emissionen. Stickstoffdioxid (NO₂) kann die Lungenfunktion beeinträchtigen, zur Entstehung bzw. Verschärfung von Atemwegsbeschwerden beitragen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Zudem sind Stickoxide wichtige Vorläufersubstanzen für die Bildung von Feinstaub und Ozon.

Die höchsten NO₂-Immissionswerte werden – wie beim Feinstaub – an den verkehrsnahen Messstellen Linz-Römerberg und Enns-Kristein gemessen. Die Messwerte zeigen, dass die NO₂-Belastung seit 2010 deutlich zurückgegangen ist und sich in etwa halbiert hat. Im Jahr 2025 liegen die Jahresmittelwerte bei rund 24 µg/m³ (Enns-Kristein) und 28 µg/m³ (Linz-Römerberg). Damit werden die derzeitigen Grenzwerte eingehalten, der ab 2030 geltende Grenzwert von 20 µg/m³ wird jedoch noch nicht erreicht.

Die Zeitreihe zeigt außerdem den deutlichen Rückgang im Jahr 2020 während der ersten Phase der Coronapandemie infolge reduzierter Verkehrsleistung. Seit 2024 liegen die Verkehrszahlen wieder auf dem Niveau der Jahre 2018/19. Ein Grund für die vergleichsweise niedrigen NO₂-Messwerte an der Station Enns-Kristein im Jahr 2025 ist auch die Baustelle auf der A1 Westautobahn: Zwischen Ansfelden und Enns-West werden Lärmschutzwände errichtet.