Umweltförderung im Inland zeigt: Klima-Investitionen beleben vor allem Wirtschaft und schaffen Green Jobs in Oberösterreich – Bilanz über die Vorsitzperiode von Klima-Landesrat Kaineder – aktuelle Kürzungen der Bundesregierung beim Klimaschutz kostet Arbeitsplätze

Pressekonferenz mit Klima- und Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder und Geschäftsführer der Gahleitner GmbH & CoKG Andreas Gahleitner

Umweltförderung im Inland zeigt: Klima-Investitionen beleben vor allem Wirtschaft und schaffen Green Jobs in Oberösterreich – Bilanz über die Vorsitzperiode von Klima-Landesrat Kaineder – aktuelle Kürzungen der Bundesregierung beim Klimaschutz kostet Arbeitsplätze

Nach seiner vierjährigen Amtszeit als Vorsitzender der Kommission in Angelegenheiten der Umweltförderung im Inland (UFI) zieht Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder Bilanz: Die Umweltförderung ist ein Schlüsselinstrument für den klimafitteren Umbau von Wirtschaft und Industrie in Österreich – und ganz besonders für Oberösterreich als bedeutendem Wirtschaftsstandort. Klima-Investitionen schaffen nicht nur Emissionsreduktionen, sondern aktivieren Investitionen, sichern Wettbewerbsfähigkeit und schaffen Green Jobs. Gleichzeitig warnt Kaineder vor den aktuellen Sparmaßnahmen der Bundesregierung, die wichtige Klimainstrumente und damit Arbeitsplätze gefährden.

Die Umweltförderung ist ein zentrales Werkzeug, um den Umbau unserer Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität voranzutreiben. Wir haben in den vergangenen vier Jahren gesehen: Wer in Klimaschutz investiert, stärkt zugleich die regionale Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze. Kürzungen an dieser Stelle sind kurzsichtig und teuer“, warnt Kaineder.

Oberösterreichweite Leistungsbilanz der Vorsitz‑Periode (4 Jahre)

  • 59.418 geförderte Projekte
  • 3.359.678.087 € ausgelöste umweltrelevante Investitionen
  • 1.039.903.893 € genehmigte Förderungen
  • 2.280.742 t/a CO vermieden bzw. eingespart

Diese Zahlen belegen: Umweltförderung wirkt — sie mobilisiert private und öffentliche Mittel, reduziert Treibhausgasemissionen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen.

Bedeutung für Oberösterreich – Industrie, Innovation, Arbeitsplätze

Projektbeispiele aus Oberösterreich

Elektrolichtbogenöfen Voest Alpine – Greentec Steel

Die voestalpine AG mit Sitz in Linz ist ein weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern, der sich klar zu den globalen Klimazielen bekennt. Mit dem Programm greentec steel verfolgt das Unternehmen einen ambitionierten Fahrplan zur Dekarbonisierung: Ab 2027 sollen in Linz und Donawitz die ersten mit grünem Strom betriebenen Elektrolichtbogenöfen in Betrieb gehen. Damit setzt die voestalpine frühzeitig entscheidende Schritte hin zu einer CO₂-ärmeren Stahlproduktion, die bis 2050 gänzlich klimaneutral sein soll.

Die Transformation stellt nicht nur eine enorme Herausforderung, sondern auch eine Chance dar, die eigene Technologieführerschaft auszubauen. Durch CO₂-reduzierte Produktionsprozesse will die voestalpine nachhaltige Lieferketten für ihre Kund:innen ermöglichen und mit Qualität und Innovation neue Standards in der emissionsarmen Stahlproduktion setzen – ein zentraler Beitrag zur grünen Transformation der Industrie.

Das zukunftsweisende Projekt wird mit 60 Millionen Euro aus den Mitteln der Umweltförderung im Inland unterstützt.

Bioenergie Nettingsdorf GmbH

Die Bioenergie Nettingsdorf GmbH macht bisher ungenutzte Abwärme aus der Papierproduktion von Smurfit Kappa in Haid für die Fernwärmeversorgung in Haid und Ansfelden nutzbar. Dafür werden Wärmetauscher in die Produktionsprozesse eingebunden, wodurch jährlich rund 33.600 MWh Wärme mit einer Gesamtleistung von 7,6 MW ausgekoppelt werden können. Im Sommer soll vor allem die Abwärme der Verdrängungslauge (85 °C) genutzt werden, während im Winter zusätzlich die Schwarzlauge (115 °C) zum Einsatz kommt. Die Wärme wird in einer neuen Energiezentrale zusammengeführt und über ein Fernwärmenetz verteilt, unterstützt von vier Pufferspeichern sowie einem Gaskessel als Reserve. Durch die Substitution fossiler Energieträger lassen sich jährlich etwa 711 Tonnen CO₂ einsparen. Die Investitionen amortisieren sich voraussichtlich nach zwölf Jahren. Die Mittel aus der Umweltförderung im Inland betrug für dieses Projekt mehr als sechs Millionen Euro.

Triplast Kunststoffsortieranlage

In Oberösterreich ist seit Jänner 2024 die größte Kunststoffsortieranlage Österreichs in Betrieb. Ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. In der Anlage werden seit über eineinhalb Jahren die im gelben Sack gesammelten Kunststoffarten wie PET, PP oder PS sortiert.

Aktuell wird ein weiterer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gesetzt. In einer speziellen Nachsortieranlage sollen die vorsortierten Kunststofffraktionen weiterverarbeitet werden. Hier erfolgten die Feinsortierung, intensive Reinigung und Wäsche der Materialien. Ziel ist es, sortenreine und saubere Kunststoffarten in hochwertiges Rezyklat – sogenannte Recycling-Kunststoffe – umzuwandeln.

Ziel des Projekts ist es diese Recycling-Kunststoffe später für Lebensmittelverpackungen einsetzen zu können. Aus altem Plastik soll neues, lebensmitteltaugliches Verpackungsmaterial entstehen – ganz ohne neue Rohstoffe.

Mittels modernster Technologien – darunter 38 Nahinfrarotgeräte – werden bereits jetzt 24 verschiedene Fraktionen sortiert. Mit der nun geförderten Nachsortierung können diese Fraktionen noch präziser gereinigt, veredelt und granuliert werden, um hochwertige Rezyklate für „Food-Grade“-Anwendungen herzustellen. Ziel ist es, Primärkunststoffe in Lebensmittelverpackungen langfristig vollständig zu ersetzen.

Die Umweltförderung im Inland hat den Beschluss gefasst, dieses Projekt und somit den weiteren Ausbau der Kunststoffsortierung am Standort Enns mit 7,7 Mio  Euro zu unterstützten.

Die Umweltförderung zielt gezielt auf Transformationsprozesse in Unternehmen: Sie unterstützt Technologien, die CO₂ reduzieren und gleichzeitig die industrielle Wettbewerbsfähigkeit stärken. Zentrale oberösterreichische Unternehmen — darunter voestalpine, AMAG, Fronius, Greiner AG, Lenzing AG, Borealis, Rosenbauer und viele weitere — profitieren von Förderinstrumenten, die Innovationen anschieben und Investitionen ermöglichen.

Für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich bedeutet das:

  • Erhalt und Ausbau internationaler Wettbewerbsfähigkeit durch Modernisierung und Dekarbonisierung industrieller Prozesse.
  • Ankurbelung von Investitionen und Wertschöpfung in der Region.
  • Schaffung und Sicherung von Green Jobs in Zulieferbetrieben, Installations- und Dienstleistungssektoren.

Kritische Bilanz: Was die Kürzungen der Bundesregierung bedeuten

Kaineder übt scharfe Kritik an den aktuellen Kürzungen der Bundesregierung, wodurch zentrale klimarelevante Förderungen gekürzt oder gestrichen werden:

  1. Kahlschlag beim Klimaschutzbudget
    • Kürzungen bei Programmen wie der Sanierungsoffensive, dem Heizkesseltausch oder Förderungen für Elektromobilität schwächen langfristig wirksame Klimaschutzmaßnahmen.
  2. Falsche Prioritäten – schädliche Subventionen bleiben
    • Während wirksame Umweltförderungen gekürzt werden, bleiben umweltschädliche Subventionen (z. B. Diesel‑ und Dienstwagenprivileg) unangetastet. Das ist ökologisch wie ökonomisch inkonsistent.
  3. Gefahr der Zielverfehlung bei Klimazielen
    • Die Kürzungen erhöhen das Risiko, dass Österreich seine bisherigen Fortschritte wieder verliert und das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 in Gefahr gerät.
  4. Wirtschaftliche Risiken durch Förderstopp
    • Maßnahmen wie Heizungstausch, thermische Gebäudesanierung oder Photovoltaik schaffen nicht nur CO₂‑Effekte, sondern auch Arbeitsplätze und regionale Nachfrage. Ein Förderstopp gefährdet diese ökonomischen Effekte.

„Wir brauchen die rasche Wiederherstellung zentraler Förderprogramme wie Sanierungsoffensive, Heizungstausch oder Photovoltaik, denn sie wirken doppelt: Sie sparen CO₂ ein und schaffen Arbeitsplätze. Statt im Klimaschutz zu kürzen, sollten wir umweltschädliche Subventionen abbauen und die frei werdenden Mittel in zukunftsweisende Investitionen stecken.“

„Unternehmen brauchen langfristige, stabile Rahmenbedingungen, damit sie mutig in klimafreundliche Technologien investieren und Oberösterreich als Industriestandort gestärkt wird.“

Hintergrund – UFI und Umweltfördergesetz

Seit Inkrafttreten des Umweltfördergesetzes 1993 sind die Mittel der Umweltförderung das zentrale Bundesinstrument zur Subvention von Klima‑ und Umweltschutzmaßnahmen. Mit dem Gesetz wurde auch die Kommission in Angelegenheiten der Umweltförderung im Inland (UFI) eingerichtet — ein beratendes Gremium, das Förderansuchen beurteilt und an der Weiterentwicklung der Förderungsrichtlinien mitarbeitet. Die Mitglieder und die Vorsitzführung werden von der Klimaschutzministerin für die Dauer der Gesetzgebungsperiode bestellt. Die Umweltförderung bietet Planungssicherheit: Förderbestimmungen ändern sich nur bei veränderten Marktbedingungen; Einreichungen sind kontinuierlich möglich und Entscheidungen orientieren sich an der nachweisbaren CO₂‑Reduktion.

Ziele und Schwerpunktsetzung der Umweltförderung (Kernpunkte)

  • Schutz von Umwelt und Klima durch effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen und durch Vermeidung klimarelevanter Emissionen (insbesondere CO₂ aus fossilen Brennstoffen).
  • Internationale Klimafinanzierung: Materielle und immaterielle Leistungen bei Maßnahmen im Ausland, die nationale und internationale Klimaschutzziele unterstützen (z. B. bilaterale Klimaschutzprojekte in am wenigsten entwickelten Staaten).
  • Sanierung und Sicherung von Altlasten zur Vermeidung weiterer Umweltbelastungen.

Schwerpunkte: Steigerung der Energieeffizienz, Abwärmenutzung, Umstellung auf Erneuerbare Energien, thermische Gebäudesanierung, Heizungstausch, Photovoltaik, Lärm‑ und Luftschutz sowie Demonstrationsprojekte.

Auswirkungen des Förderstopps auf Wirtschaft und im Speziellen auf PV- und Heizungsunternehmen in Österreich

„Die Förderung von klimafreundlicher Energieerzeugung war in den vergangenen Jahren ein echter Turbo für Innovation, Beschäftigung und regionale Wertschöpfung. Die aktuelle Unsicherheit bei Förderungen trifft unsere Branche aber hart“, erklärt Andreas Gahleitner, Geschäftsführer Gahleitner GmbH&CoKG aus Neufelden im Bezirk Rohrbach.

Die hohen Förderungen für Heizkesseltausch und Sanierungsoffensive waren von extrem hohem volkswirtschaftlichem Nutzen, berichten Branchen-Insider. Österreichische Biomassekessel- und Wärmepumpenhersteller exportieren ca. 70-80 Prozent in die Welt und holen damit viel Geld nach Österreich. Durch die Einbrüche auf wichtigen Partnermärkten konnten durch die guten Förderquoten hunderte oberösterreichische Arbeitsplätze abgesichert werden. Ein drohender Zusammenbruch der wichtigen Branche konnte dadurch verhindert werden.

„Wenn jetzt wieder drohende Strafzahlungen für das Verfehlen der Klimaziele in Kauf genommen werden, anstatt gezielt in nachhaltige Technologien zu investieren, dann trifft das nicht nur die produzierenden und verarbeitenden Betriebe, die in den letzten Jahren neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen haben. Es trifft auch die Konsument:innen, die durch Investitionen in moderne Energiesysteme langfristig unabhängiger und kostensicherer leben könnten“, betont Gahleitner.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Ein:e Kund:in mit Photovoltaikanlage, Batterie und Wärmepumpe verbrauchte vorher rund 30.000 kWh Strom und Erdgas pro Jahr.

Nach der Umstellung lag der Netzbezug bei nur noch 5.000 kWh Strom – die restlichen 25.000 kWh werden vollständig durch das eigene System abgedeckt, also durch Photovoltaik, Batteriespeicher und Wärmepumpe. Zusätzlich werden weitere 5.000 kWh in das Netz eingespeist.

„Diese Entwicklung ist möglich – technisch, wirtschaftlich und ökologisch. Aber sie braucht stabile Rahmenbedingungen. Wer Klimaschutz ernst nimmt, kann nicht gleichzeitig funktionierende Fördermodelle streichen und damit den Vertrauensverlust bei Betrieben und Kund:innen weiter verschärfen“, so der Geschäftsführer der Gahleitner GmbH&CoKG.

„Wir brauchen nicht weniger Förderung, sondern mehr Verlässlichkeit und Planbarkeit – für Unternehmen, für Beschäftigte und für alle, die ihren Beitrag zur Energiewende leisten wollen“, betont Andreas Gahleitner abschließend.