Sommer der Extreme in Oberösterreich

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Mag. Alexander Ohms, Klimaexperte GeoSphere Austria

Sommer der Extreme in Oberösterreich – Klimabilanz zwischen Dürre, Fischsterben und Starkregenereignissen

Dieser Sommer war ein Lehrstück der Klimakrise – direkt vor unserer Haustüre, in unseren Städten und Gemeinden, in unseren Flüssen und Feldern. Während die Böden im Juni austrockneten und die ersten Bäche zu Rinnsalen schrumpften, verendeten tausende Fische qualvoll aufgrund von trockenfallenden Fließgewässern. Nur wenige Wochen später schlugen die Extreme in ihr Gegenteil um: Gewitterserien und Starkregen ließen Keller volllaufen, Straßen zu Flüssen werden und ganze Gemeinden an die Belastungsgrenze stoßen.

Die Klimakrise zeigt uns ihre volle Bandbreite – innerhalb weniger Wochen, hier in Oberösterreich. Wo früher ein Sommer als „zu heiß“ oder „zu nass“ galt, erleben wir heute beides in rascher Abfolge: zuerst Dürre und Fischsterben, dann Überflutungen und Starkregen. Was uns die Wissenschaft seit Jahrzehnten ankündigt, wird zur erlebten Realität: mehr Hitzetage, längere Trockenphasen, intensivere Unwetter. Die Natur reagiert darauf unmittelbar, und die Menschen ebenso – ob in der Landwirtschaft, im Tourismus, beim Schutz der Infrastruktur oder im Gesundheitswesen.

„Es sind Bilder, die man nicht vergisst: ausgetrocknete Bachbetten, in denen das Leben zum Erliegen kommt, qualvoll verendete Tiere, die sonst Teil eines stabilen Ökosystems sind, und Menschen, die ihre Keller auspumpen müssen. All das ist nicht irgendein weit entferntes Schreckensszenario, sondern bittere Realität hier in Oberösterreich“, sagt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Die Botschaft ist klar: Wir dürfen diese Extreme nicht länger als „Laune des Wetters“ abtun. Es sind direkte Folgen einer Erhitzung, die längst messbar ist: Die Jahresmitteltemperatur ist in den vergangenen drei Jahrzehnten in Oberösterreich um mehr als 1,4 Grad gestiegen. Diese scheinbar kleine Zahl bedeutet eine enorme Verschiebung im System – sie verlängert Vegetationsperioden, sie reduziert Schneetage, sie steigert die Hitzebelastung und sie bringt unsere Ökosysteme unter Druck.

„Unsere Antwort auf diese Krise muss doppelt sein“, so Kaineder. „Wir müssen konsequent die Emissionen senken, damit die Erhitzung gebremst wird – und wir müssen uns gleichzeitig anpassen, um Schäden und Gefahren für die Bevölkerung so gut wie möglich abzufedern.“

Anpassung bedeutet: mehr natürliche Kühlung durch Bäume und Begrünung, mehr Wasserflächen, die Hitze abmildern, mehr Rückhalteflächen, die Starkregen aufnehmen können. Anpassung bedeutet auch: Renaturieren statt Betonieren. Denn Beton und Asphalt heizen sich in Hitzewellen gefährlich auf, versiegelte Flächen verschärfen Überflutungen und Hochwasser. Nur wenn wir den Naturraum stärken, können wir seine Schutzfunktionen auch in Zukunft nützen.

Das Umwelt- und Klimaressort des Landes Oberösterreich setzt genau hier an: Mit einer österreichweit einzigartigen Entsiegelungsförderung werden Asphalt- und Betonwüsten in Ortszentren aufgerissen und in grüne, kühlende Flächen verwandelt. Mit dem Gemeinde-Klimaanpassungsprogramm werden Städte und Gemeinden dabei unterstützt, sich gezielt auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten – von Beschattung durch Bäume über Dach- und Fassadenbegrünungen bis hin zur Installation von Trinkwasserspendern.

„Jeder entsiegelte Quadratmeter, jeder neu gepflanzte Baum, jede renaturierte Flusslandschaft ist ein Stück Sicherheit für die Menschen in diesem Land“, betont Kaineder. „Die Klimakrise ist das größte Risiko für unsere schöne Heimat – aber gleichzeitig auch die größte Aufgabe, die wir gemeinsam schultern können. Wir müssen ehrlich sein: Noch bleibt Zeit, das Schlimmste zu verhindern, wenn wir jetzt handeln. Dafür braucht es Mut, Entschlossenheit und den klaren Willen, nicht nur Symptome zu lindern, sondern die Ursachen anzugehen.“

Der Sommer 2025 in Oberösterreich im klimatologischen Überblick

Kurz zusammengefasst: Der Sommer startete fulminant mit einem außergewöhnlich warmen Juni, zeigte sich aber im Juli von einer sehr feuchten und kühlen Seite. Im August schwangen sich die Temperaturen noch einmal zu einer hochsommerlich heißen Phase aus, bevor zuletzt ein moderater Ausklang erfolgte. Landesweite Auffälligkeiten ergaben sich vor allem bei der Lufttemperatur (deutliche positive Abweichung), während die Niederschlagsmengen nahe an den Erwartungswerten bilanzierten.

Der klimatologische Sommer (Juni, Juli und August) dieses Jahres verlief in Oberösterreich mit einer Abweichung von +0,9 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020.

Der Temperaturverlauf des Sommers 2025 war von starken Gegensätzen geprägt. Von Anfang Juni bis in die erste Juliwoche hinein war das Wetter von ungewöhnlich hohen Temperaturen geprägt. Nach dem 7. Juli bis in die erste Augustwoche hinein war es deutlich kühler, die Lufttemperatur lag über weite Strecken deutlich unter dem Niveau des Klimamittels des Bezugszeitraumes 1991-2020.

In der langfristigen Betrachtung reiht sich der Sommer 2025 auf Platz 8 der 259-jährigen Messgeschichte ein. Damit liegt auch der Sommer 2025 im Erwärmungstrend der vorhergehenden 40 Jahre. In diesem Zeitraum sind die Sommer in Österreich um rund 3 °C wärmer geworden. Der von vielen Menschen als zu kalt empfundene Juli 2025 soll also nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Sommer 2025 insgesamt deutlich zu warm war.

Die absolut höchste Temperatur des Jahres wurde am 2. Juli in Schärding mit 35,4 Grad gemessen. Schon sehr erfrischend war es dagegen am 24. August mit einem Tiefstwert von -1,2 Grad in Liebenau-Gugu.

Die Kurve der Tagesmitteltemperaturen für Linz-Stadt zeigt, dass die markantesten Abweichungen einerseits während der Hitzewelle zwischen Mitte Juni und Anfang Juli auftraten, andererseits aber auch während der außergewöhnlich kühlen Phase rund um den Monatswechsel Juli/August. Die Zahl der heißen Tage mit Tagesmaxima über 30 Grad lag in den meisten Regionen um rund ein Drittel höher als im Mittel der Jahre 1991 bis 2020, an der Spitze liegen Braunau und Bad Goisern mit jeweils 21 Tagen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es kaum Tropennächste mit Tiefsttemperaturen über der 20-Marke – meist wurde gar keine (wie etwa auch in Linz) oder nur eine einzige Tropennacht registriert. Nur im windexponierten Wolfsegg kam dies fünf Mal vor.

Im Großteil des Bundeslandes entsprachen die Niederschlagsmengen dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Während der Juli im Großteil des Landes sehr viel Regen brachte und zu einem der 20 niederschlagsreichsten Julimonate der vergangenen knapp 170 Jahren zählt, waren Juni und August relativ niederschlagsarm und brachten rund ein Drittel weniger Regen als üblich. Insgesamt etwas trockener als üblich war es speziell im Inn- und Hausruckviertel, etwas feuchter dagegen im Zentralraum zwischen Kremsmünster und Linz (siehe Abbildung mit den Abweichungen der Niederschlagssumme des bisherigen Sommers).

Die Kurve mit den für Linz-Stadt summierten Tagesniederschlagsmengen dieses Sommers zeigt, dass es bis Anfang Juli aufgrund der überwiegend trocken-heißen Witterung im Juni trockener als üblich war. Danach sorgten ergiebige Niederschläge für eine positive Abweichung bei den Niederschlagsmengen, die auch im trockeneren August noch Bestand hatte. In Linz sind bislang 349 mm (gegenüber dem vieljährigen Mittel von 274 mm) gefallen.

Der meteorologische Sommer 2025 war mit einer Abweichung von +8 % zum Klimamittel 1991-2020 etwas sonniger als üblich. Diese Anomalie setzt sich zusammen aus einem Juni, der mit einem Plus von 30 bis 40%  extrem viel Sonnenschein brachte und einem Juli, der mit einem Defizit von mehr als 25 % zu einem der trübsten der letzten Jahrzehnte gehört. Im August schien die Sonne gegenüber dem vieljährigen Mittel dann wieder etwas länger als üblich.

Die Zahl der Gewitter und damit auch der Blitzentladungen war im Vergleich zum vieljährigen Durchschnitt niedrig, was den Wetterlagen geschuldet war. Während den heißen Phasen dominierte meist trockene und stabil geschichtete Luft, während in den kühlen Perioden schlicht die Energie für Gewitterbildungen fehlte. Eine spektakuläre Ausnahme von dieser Regel bildete der 15. Juli: Über Taufkirchen an der Pram zog ein kleinräumiger Tornado und sorgte für große Sachschäden.