Die Oö. Lebensmittelaufsicht im Kampf gegen Hygieneverstöße und Täuschung

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Leiterin der Lebensmittelaufsicht OÖ Mag.a Astrid Zeller

Die Oö. Lebensmittelaufsicht im Kampf gegen Hygieneverstöße und Täuschung – Genuss braucht Kontrolle – Jahresbilanz der Oö. Lebensmittelaufsicht

Der oberösterreichische Lebensmittelmarkt ist gut überwacht. Im Fokus der Oö. Lebensmittelaufsicht stehen der Schutz der Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Vermeidung von Täuschung – insbesondere bei der Kennzeichnung von Produkten. Auch wenn die Zahl gesundheitsgefährdender Lebensmittel in OÖ weiterhin sehr gering ist, bleiben regelmäßige Kontrollen und kontinuierliche Verbesserungen unerlässlich.

Zahlen und Fakten 2024:

  • Rund 4.190 risikobasierte Proben wurden gezogen.
  • 7.000 Betriebskontrollen wurden durchgeführt.
  • 439 Betriebe mussten aufgrund von Mängeln Maßnahmen setzen.
  • In 140 Fällen waren zusätzliche, kostenpflichtige Nachkontrollen wegen Hygieneverstößen notwendig.
  • Von 4.164 Proben waren 88 Prozent unauffällig, bei 12 Prozent wurden Mängel festgestellt.
  • Nur 7 Proben wiesen 2024 eine Gesundheitsgefährdung auf – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (12 Proben).

„Die Lebensmittelaufsicht in Oberösterreich garantiert eine unabhängige und effektive Kontrolle. Jede Beanstandung wegen Gesundheitsgefährdung ist eine zu viel. Durch konsequente Kontrollen schaffen wir Vertrauen und Sicherheit“, bedankt sich Landesrat Stefan Kaineder für die engagierte Arbeit der oberösterreichischen Lebensmittelaufsichtsorgane.

Die Gastronomielandschaft verändert sich spürbar: Klassische Wirtshäuser werden weniger, Systemgastronomie (z. B. Pizza- und Kebab-Lokale) nimmt zu. Auch die angespannte Personalsituation – insbesondere der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal – führen zu Herausforderungen. Dies erschwert nicht nur den Betrieb, sondern auch die Kontrolltätigkeit.

Die Oö. Lebensmittelaufsicht – Aufgaben & Organisation

Personal & Struktur:

  • 35 Lebensmittelaufsichtsorgane arbeiten beim Amt der Oö. Landesregierung.
  • Unterstützt werden sie von 3 Sachbearbeiterinnen.
  • Zusätzlich sind im Magistrat Linz 5 eigene Kontrollorgane im Einsatz.
  • Seit 2019 übernimmt das Land auch die Kontrolle der Betriebe in den Städten Steyr und Wels.
  • Fachexpert:innen gibt es für die Bereiche Milch- und Fischverarbeitung, Getränke, Zusatzstoffe, Kosmetika, Spielzeug und Lebensmittelkontaktmaterialien.

Ziele und Aufgaben der Lebensmittelaufsicht in Oberösterreich

Zentrales Ziel der Lebensmittelaufsicht in Oberösterreich ist der Schutz der Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten („Lebensmittelsicherheit“) sowie der Schutz vor Täuschung bei Lebensmitteln und die Wahrung der Verbraucherinteressen.

Die rechtliche Grundlage bilden einerseits das europäische Lebensmittelrecht, andererseits nationale Vorschriften wie das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG).

Betriebskontrollen

Die Kontrolltätigkeit erfolgt auf Basis des nationalen Kontrollplans des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nach einem risikobasierten Ansatz. Das bedeutet: Betriebe mit höherem Risiko werden häufiger kontrolliert. So wird etwa eine Küche in einem Alten- oder Pflegeheim öfter überprüft als ein Friseursalon, der lediglich kosmetische Produkte anbietet.

Darüber hinaus erfolgen Schwerpunktkontrollen bei Betrieben mit gemeldeten oder vermuteten Problemen.

Kontrolliert werden unter anderem Lebensmittelhersteller wie Fleischereien, Bäckereien, Brauereien oder Milchverarbeiter, gastronomische Betriebe, Großküchen sowie der Einzelhandel. Auch Produzenten von Kosmetika, Küchenutensilien oder Spielzeug sowie Märkte und Veranstaltungen werden stichprobenartig überwacht.

Im Rahmen der Betriebskontrollen werden bauliche, geräte- und anlagenspezifische Voraussetzungen, der Warenzustand und -umgang, Hygienestandards, Mitarbeiterschulungen und erforderliche Dokumentationen überprüft.

Probenahmen

Die Probenahme erfolgt nach dem jährlichen nationalen Probenplan des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Dabei wird die Menge der zu ziehenden Proben je Warengruppe festgelegt.

Einerseits werden systematische Planproben beim Erzeuger und im Handel entnommen, andererseits werden Verdachtsproben sowie Proben im Rahmen gezielter Schwerpunktaktionen gezogen und zur Untersuchung an das Labor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) übermittelt.

Maßnahmen bei Verstößen

Werden bei Kontrollen oder Probenuntersuchungen Mängel festgestellt – sei es am Betrieb selbst oder an einem Produkt –, wird der Betrieb zur Behebung der Missstände aufgefordert. In schwerwiegenden Fällen erfolgen Anzeigen bei den zuständigen Strafbehörden. Zudem werden kostenpflichtige Nachkontrollen veranlasst.

Beratung

Die Lebensmittelaufsicht unterstützt Betriebe bereits in der Planungsphase von Neu- oder Umbauten. Auch im Vorfeld von Veranstaltungen erfolgt eine fachliche Beratung hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit.

Nachschau und Abklärung bei Produktrückrufen

Werden Lebensmittel zurückgerufen oder vom Markt genommen, überwacht die Lebensmittelaufsicht die Einhaltung und Umsetzung dieser Rücknahme- oder Rückrufmaßnahmen.

Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche

Im Fall lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche arbeitet die Lebensmittelaufsicht eng mit anderen zuständigen Behörden zusammen, um die Ursachen rasch und effektiv zu klären.

„Die Vielfalt und Komplexität unserer Aufgaben nimmt stetig zu. Dank unserer engagierten und fachlich hervorragend geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir für die Konsumentinnen und Konsumenten in Oberösterreich ein hohes Maß an Lebensmittelsicherheit schaffen“, betont Astrid Zeller, die Leiterin der Oö. Lebensmittelaufsicht.

Tätigkeitsbericht 2024: Zahlen und Fakten

In Oberösterreich sind derzeit 21.764 Betriebe bei der Lebensmittelaufsicht registriert.

Im Jahr 2024 wurden 6.210 Betriebe kontrolliert, wobei insgesamt 7.001 Kontrollen durchgeführt wurden (teils mehr als eine Kontrolle pro Jahr).

Betriebskontrollen 2020 bis 2024

20202021202220232024
5.0125.495 4956.5116.7347.001

Bei den 7.001 Betriebskontrollen im Jahr 2024 wurden in 439 Fällen Betriebe durch Kontrollberichte der Aufsichtsorgane zur Abstellung von wahrgenommenen Verstößen aufgefordert. In 140 Fällen war eine zusätzliche kostenpflichtige Kontrolle erforderlich.

In 152 Fällen sind Lebensmittelunternehmer auf Grund der Wahrnehmung von Verstößen gegen lebensmittelrechtliche Vorschriften von den Aufsichtsorganen bei der Bezirksverwaltungsbehörde angezeigt worden. 2024 wurden 6 Betriebe von der Behörde geschlossen.

Probenziehung 2024

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 4.191 Proben entnommen und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zur Untersuchung und Begutachtung übermittelt. Davon wurden insgesamt 4.164 Proben begutachtet.

245 Proben waren Verdachtsproben, die aufgrund festgestellter Hygienemängel, bei Verbraucherbeschwerden, lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen oder auf Grund von nationalen oder europäischen Warnungen gezogen wurden. Davon wurden 53 Proben beanstandet. Das ergibt eine Beanstandungsquote von 21,5 Prozent.

Von den 3.946 Planproben wurden 458 Proben beanstandet (11,61 Prozent).

Von insgesamt 4.164 begutachteten Proben gab es bei 3.655 Proben keine Beanstandung (87,8 Prozent). Insgesamt liegt die Beanstandungsquote mit 12,2 Prozent im Bereich des langjährigen Durchschnitts.

Grund der Beanstandung20202021202220232024
(mehr als eine Beanstandung pro Probe möglich)12,96%12,95%12,50%11,69%12,22%
Gesamtanzahl der begutachteten Proben3.9624.0394.1194.2514.164
Fehlende Kennzeichnungs-elemente, zu kleine Schriftgröße, zur Irreführung geeignete Angaben, Täuschung383420457404479
andere Beanstandungsgründe (wertgemindert, Zusatzstoff-VO, Süßungsmittel-VO, …)8681947898
Zusammensetzung (Inhaltsstoffe; nicht dem Österr. Lebensmittelbuch entsprechend)4748596645
für den menschlichen Verzehr ungeeignet z.B. verdorben93112656962
gesundheitsschädlich (wenn die menschliche Gesundheit geschädigt oder gefährdet werden kann)7915127

Landes-Schwerpunktaktion „Speiseeis“

Die jährliche, oberösterreichweite Schwerpunktaktion zum Thema „Hygienestatus von Speiseeis“ fand im Zeitraum von April bis Mai 2024 statt. Es wurden in 36 Betrieben insgesamt 64 Eisproben gezogen und auf ihren Keimgehalt untersucht.

Ergebnis:

61 Proben wurden nicht beanstandet.

3 Proben in 3 Betrieben wurden beanstandet. Dies ist eine Beanstandungsquote von 4,7 Prozent. Im Vorjahr (2023) betrug die Beanstandungsquote 16 Prozent.

Eine Probe wurde als für den menschlichen Verzehr ungeeignet beurteilt. In dieser Probe „Schoko-Karamell-Erdnuss“-Eis wurde eine sehr hohe Zahl an Enterobakterien festgestellt. Dabei handelt es sich um typische Darmflorabakterien von Menschen und Tier. Weisen zubereitete Lebensmittel eine erhöhte Zahl auf, so deutet dies auf Mängel in der Verarbeitungshygiene hin. Die anderen beiden Proben wurden aufgrund ihres erhöhten Keimgehaltes als wertgemindert beurteilt.

Bei 8 Proben ergaben die ermittelten Ergebnisse noch keine lebensmittelrechtliche Beanstandung, auf Grund überschrittener Richtwerte wurde von der Untersuchungsstelle jedoch ein Hinweis ausgestellt. In diesen Fällen wurden die Unternehmer aufgefordert, im Rahmen ihrer Eigenverantwortung alle erforderlichen Maßnahmen zur Risikominderung und Mängelbehebung zu treffen.

ProbenAnzahlDavon mit HinweisAnzahl Betriebe
Nicht beanstandet61833
Beanstandet3 3
gesamt64 36

Die mikrobiellen Anforderungen an Speiseeis sind sehr streng und liegen in einem Bereich, in dem gesundheitliche Folgen unwahrscheinlich sind. Allerdings gibt ein Überschreiten der strengen Grenzwerte Hinweise auf Hygiene- und Herstellungsmängel im Betrieb und ermöglicht sowohl der Lebensmittelaufsicht als auch den Unternehmern ein rasches Eingreifen, um die Mängel zu beheben, die Produktionsbedingungen zu verbessern und eine hohe Qualität zu gewährleisten.

Landesschwerpunktaktion „Kontrolle von Adventmärkten“

Im Rahmen dieser Aktion wurde die Einhaltung der Anforderungen bei Festveranstaltungen bzw. die Anforderungen auf Märkten mit folgendem Ergebnis überprüft:

Insgesamt wurden 322 Standkontrollen durchgeführt. Die häufigste Art der Beanstandung – das war in 57 Fällen – betraf eine mangelhafte oder fehlende Allergeninformation. In 31 Fällen wurden von der Lebensmittelaufsicht unzureichende bzw. provisorische Handwaschgelegenheiten festgestellt und wurde deshalb auch die Händehygiene bemängelt. Für die weiteren im Rahmen der Kontrollen festgestellten Hygienemängel, wie fehlender Spuckschutz, fehlende Kühlung oder Warmhaltung der Speisen und ein mangelhafter hygienischer Umgang mit den Lebensmitteln wurde eine Mängelbehebung im Zuge der Revisionen angeordnet.

Lediglich in einem Fall musste Anzeige erstattet werden.

Landesschwerpunktaktion „Untersuchung von Bratwürsten“

Bratwürste sind in mikrobiologischer Hinsicht leicht verderblich und könnten daher nach kurzer Zeit eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Daher wurde rechtzeitig vor dem Bratwürstelsonntag eine landesweite Schwerpunktaktion durchgeführt. 30 Proben Bratwürste wurden bei den Herstellern entnommen deren Untersuchungen zu folgendem Ergebnis führten:

Insgesamt gab es 5 Beanstandungen. Eine Probe wurde aufgrund von 2 Kennzeichnungsmängeln beanstandet. 3 Proben wurden als verfälscht beanstandet (hier entsprach die Zusammensetzung nicht den Anforderungen).

Bei einer der beanstandeten Proben wurde außerdem ein Hygiene-Hinweis ausgesprochen. Dies ist der Fall, wenn die Keimzahlen erhöht sind, aber noch unterhalb des Grenzwerts liegen.

Des Weiteren wurden 4 Hinweise hinsichtlich der Zusammensetzung ausgesprochen (Wasser-Eiweiß-Verhältnis und Fett-Eiweiß-Verhältnis noch innerhalb des Grenzwerts).

Bei Beanstandungen wurden in den Betrieben entsprechende Maßnahmen gesetzt. Bei Hinweisen sind die Proben noch nicht zu beanstanden. Sie werden den Betriebsverantwortlichen zur Kenntnis gebracht, um Verbesserungen (z.B. in der Verarbeitungshygiene oder Einhaltung der Kühlkette) zu erreichen.

Landesschwerpunktaktion „Überprüfung der Einhaltung der Temperaturen in Kühleinrichtungen im Einzelhandel bei hohen Außentemperaturen“

Im Rahmen dieser Aktion wurde die Einhaltung der Temperaturen in Kühleinrichtungen des Einzelhandels, speziell an Tagen mit hohen Außentemperaturen überprüft. Besonderes Augenmerk wurde auf Kühlinseln, Eckbereiche der Feinkost, Schlichthöhe und Freihaltung der Lüftungsschlitze gelegt. Die Überprüfung wurde in 96 Supermärkten in ganz Oberösterreich durchgeführt. In 15 Betrieben gab es diesbezüglich Mängel. Diese wurden zur Anzeige gebracht bzw. wurden Organstrafverfügungen erlassen. Entsprechende Maßnahmen zur Behebung wurden aufgetragen.

Bundesweite Schwerpunktaktionen

Die Lebensmittelaufsicht OÖ war 2024 an 60 österreichweiten Schwerpunktaktionen beteiligt. Thematisch decken diese ein sehr breites Themenfeld ab. Ausgangspunkte sind EU-Vorgaben, neue noch nicht überprüfte Produkte am Markt, hohe Beanstandungsquoten oder Anlassfälle. Die Beschreibung und die Ergebnisse der Schwerpunktaktionen werden im jährlichen Lebensmittelsicherheitsbericht des Bundesministeriums für Gesundheit.

Schnellwarnsystem, Rückrufaktionen

Wird ein bereits in Verkehr befindliches Lebensmittel im Rahmen einer Beprobung als “nicht sicher” eingestuft, so ist dieses Lebensmittel vom Markt zu nehmen und von den Verbrauchern zurückzurufen. Dies geschieht durch Information der Abnehmer (Händler), Information der Öffentlichkeit im Falle vorliegender Gesundheitsschädlichkeit, durch Aushang bei der Kassa oder Informationen über die Medien.

Handelt es sich um grenzüberschreitenden Lebensmittelhandel, so wird die Überwachung solcher Rückrufe über das Europäische Schnellwarnsystem RASFF koordiniert. Das Schnellwarnsystem für Gebrauchsgegenstände und Kosmetika heißt RAPEX. Hinzu kommen Warnmeldungen aus anderen Bundesländern.

Im Jahr 2024 ist bei der Lebensmittelaufsicht Oberösterreich folgende Anzahl an Warnmeldungen eingegangen, bei denen allerdings nicht in jedem Fall auch ein oberösterreichischer Betrieb tatsächlich betroffen war:

Meldungen pro Jahr20202021202220232024
RASFF492348346235247
RAPEX6004436501.163521
Meldungen aus anderen Bundesländern224344307321297

In 280 Fällen wurde eine Nachschau in den Betrieben durchgeführt.

Von der AGES wurden 72 Meldungen über gesundheitsschädliche Waren, die andere Bundesländer betrafen, übermittelt.

Am häufigsten wurden folgende Gefahren gemeldet: Salmonellen, Fremdkörper (Metallteilchen, Steine, Glas- und Kunststofffragmente), Listerien und Rückstände von Pestiziden beziehungsweise Substanzen wie Atropin, Scopolamin, Pyrrolizidinalkaloiden, MOAH und MOSH (Mineralölbestandteile aus unsauberer Verarbeitung).

Warengruppen wie Fertigprodukte, Geflügelprodukte, Mehl und Mehlmischungen, Obst und Gemüse wurden am häufigsten beanstandet

Das Produktsicherheitssystem RAPEX meldet Beanstandungen über gefährliches Spielzeug und kosmetische Mittel. Hier sind es vor allem überhöhte Weichmachergehalte im Spielzeug, aber auch sicherheitsrelevante Kleinteile, die verschluckt werden können.